Der Klimawandel ist in aller Munde. Weltweit versuchen Institutionen, internationale Beiräte und Länderkonferenzen Möglichkeiten zu finden, doch noch das 2°C-Ziel einzuhalten, um so die Klimaveränderung in einem erträglichen Maß zu halten. In diesem Artikel soll der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer steigenden Waldbrandgefahr dargestellt werden.

Der sogenannte Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change >IPCC) ist die wohl bekannteste Institution, welche sich umfassend und global mit Klimawandel, dessen Folgen, aber auch Anpassungs- und Vermeidungsstrategien beschäftigt. Das Klima wird sich unter allen betrachteten Szenarien erwärmen. Das derzeitige Extremszenario (RCP 8.5) geht von einer Erwärmung um bis zu 5,4°C bis 2100 aus, während unter der günstigsten Zukunftsprojektion (RCP 2.6) das 2° C-Ziel bis 2100 eingehalten werden könnte. Zusätzlich wird ein verstärktes Auftreten von Wetterextremen prognostiziert. Das schließt Sturm-, Starkregenereignisse und Hitzewellen mit ein sowie eine höhere Anzahl von aufeinanderfolgenden Sommertagen und Tropennächten mit einer damit einhergehenden erhöhten Waldbrandgefahr.

Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Waldbrandgefahr

Gerade in Südeuropa wird die Gefahr von Waldbränden steigen. Aber auch der Süden und Osten Deutschlands werden stärker betroffen sein, was sich zum einen durch ein vermehrtes Auftreten von Tagen mit hoher Feuergefahr und zum anderen in der Länge der Feuersaison äußern wird (Abb. 1). Die zukünftige Entwicklung der Waldbrandgefahr unter verschiedenen Szenarien hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) modelliert und in einem Online-Tool öffentlich zugänglich gemacht. Unter KlimafolgenOnline.com gewinnt man einen guten Eindruck davon, wie sich die Waldbrandgefahr in Deutschland bisher entwickelt hat und welche Szenarien für die Zukunft erwartet werden können. Insgesamt muss man wohl auch in Deutschland damit rechnen, dass sich die Waldbrandgefahr mit forstschreitender Klimaerwärmung erhöht.

Was beeinflusst das globale Feuergeschehen

Zu vorindustrieller Zeit wurde das Feuergeschehen in Europa hauptsächlich durch die Niederschlagsverteilung im Jahresverlauf, das Vorkommen von natürlichen Ereignissen (Blitzschlag ohne Niederschlag) sowie die neolithische Brandrodungstätigkeit [6] bestimmt. Ab dem 18. Jahrhundert war schließlich der Mensch die stärkste Einflussgröße [8]. Verschiedene Studien sind sich darüber einig, dass das zukünftige Feuergeschehen maßgeblich durch den Temperaturanstieg bestimmt wird [1,8]. Dieser gilt als die wichtigste Einflussgröße, da eine Korrelation zwischen der Temperatur – vor allem die Temperatur des wärmsten und des feuchtesten Monats – und der Waldbrandgefahr besteht. Ansteigende Temperaturen können die Waldbrandgefahr durch verschiedene Faktoren erhöhen. Eine Veränderung der klimatischen Verhältnisse kann zu einem Wandel in der Vegetationszusammensetzung führen, sodass brandanfälligere Pflanzenarten begünstigt werden. Des Weiteren haben höhere Temperaturen einen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Brennmaterial sowie dessen Entzündlichkeit. Waldbrände sind komplexe Naturereignisse, deren treibende Faktoren sich gegenseitig bedingen und oftmals begünstigen, eine ganzheitliche Betrachtung ihrer ist daher anzustreben [5,7].

Der Einfluss von Feuer auf das Klima

Lavorel et al. (2007) kommen überdies zu der Erkenntnis, dass Feuer nicht nur die Vegetation, sondern auch das Klima selbst beeinflussen. Feuer und die daraus resultierenden Änderungen in der Vegetation haben erhebliche Einflüsse auf die Atmosphäre, biogeochemische Kreisläufe und auf eine Vielzahl von Ökosystemleistungen wie die Kohlenstoffbindung, Bodenfruchtbarkeit und den Erhalt der Biodiversität. Derzeit leisten Wald- und Savannenbrände einen signifikanten Beitrag zu den Treibhausgasemissionen:

  • Kohlenstoffmonoxid (CO)- und Kohlenstoffdioxid (CO2)- Ausstoß in die Atmosphäre: 1,7-4,1 Mrd. Tonnen pro Jahr – ca. 72% des Gesamtausstoßes
  • Methan (CH4): 39 Mio. Tonnen pro Jahr – ca. 10% des Gesamtausstoßes
  • Stickoxide (NOx): 20,7 Mio. Tonnen pro Jahr
  • Schwefeldioxid (SO2): 3,5 Mio. Tonnen pro Jahr
  • 86% des globalen Rußausstoßes.

Durch die Änderung des Lokalklimas aufgrund von Feuer werden folglich voraussichtlich Klimavoraussetzungen geschaffen, welche ihrerseits die Entstehung von Feuer und damit auch Waldbrände begünstigen. Es bestehen allerdings aktuell noch große Unsicherheiten über den Grad von derartigen Verstärkungs- oder auch Puffereffekten.

Ein europaweites Informationssystem

Das Joint Research Center >JRC – ein Forschungs- und Wissensservice der Europäischen Kommission – sammelt seit 2004 Daten zum europaweiten Waldbrandgeschehen und stellt diese in einer öffentlich zugänglichen Informationsplattform namens >EFFIS online zur Verfügung. Hieraus können Voraussagen, Veränderungen und Gefahren abgeleitet werden, die auch Grundlage für gemeinsame, internationale Aktionen sein können. Mit sechs Ländern startete das Projekt. Im Jahr 2013 lieferten bereits 26 Länder Daten für das System, darunter auch drei außereuropäische Länder. Die Teilnahme ist freiwillig und es gibt keinen finanziellen Anreiz. Werden Fördermittel der EU für Waldbrandvorsorgemaßnahmen in Gebieten mit hohem und mittlerem Waldbrandrisiko in Anspruch genommen (beispielsweise nach Art. 21c der Verordnung 1305/2013 über die "Förderung der ländlichen Entwicklung" durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums >ELER), ist damit die Pflicht zu Teilnahme an der EFFIS Statistik verknüpft. An der steigenden Zahl der teilnehmenden Länder lässt sich daher sehr deutlich die Wichtigkeit und Aktualität des Themas Waldbrand in Zeiten des Klimawandels ablesen.

Literatur

  1. Badeck, F.-W. et al. (2004): Steigendes klimatisches Waldbrandrisiko – Eine Prognose bis 2050, in AFZ der Wald 2/2004
  2. Camia, A., Durrant, T. & San-Miguel-Ayanz, J. (2014): The European Fire DatabaseTechnical speficitations and data submission – Executive Report; verfügbar unter >PDF
  3. IPCC, Arbeitsgruppe 2: Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit. Kapitel 23 Europa; verfügbar unter >Link
  4. Joint Research Centre: European Forest Fire Information System (2017); >Link
  5. Krawchuk Meg A. (2009): Global Pyrogeography: the Current and Future Distribution of Wildfire: >Link
  6. Kraus Daniel, Krumm Frank, Held Alex (2013): Feuer als Störfaktor in Wäldern. FVA-einblick 3/2013, S. 21-23
  7. Lavorel, S. et al. (2007): Vulnerability of land systems to fire: Interactions among humans, climate, the atmosphere, and ecosystems; verfügbar unter >PDF
  8. Pechony O. & Shindell D. T. (2010): Driving forces of global wildfires over the past millennium and the forthcoming century; >PDF

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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