Die Honigbiene (Apis mellifera) war ursprünglich ein wildes Waldtier. Die veränderten Umweltbedingungen binden die Bienen heutzutage aber fest an die Imker. Die Situation hat sich während der letzten Jahrzehnte derart verschärft, dass ein Überleben von Bienenvölkern ohne Zutun des Menschen inzwischen nahezu aussichtslos erscheint.

Nektar, Pollen und manchmal Honigtau

Die wichtigsten Grundbedürfnisse eines Bienenvolkes sind ausreichend Wohnraum, eine vielfältige und kontinuierliche Futterversorgung und die Verfügbarkeit von Wasser. Da die Imker Wohnraum in Form von "Beuten" (Bienenkästen) zur Verfügung stellen und Wasser in den meisten Landschaften ausreichend vorhanden ist, stellt insbesondere die Nahrungsverfügbarkeit einen Schlüsselfaktor dar. Als "Grundnahrungsmittel" dienen den Bienen Nektar und Pollen. In manchen Jahren spielen auch die zuckerhaltigen Ausscheidungen von Pflanzensaugern (Honigtau) eine Rolle.

Nektar und Honigtau wandeln die Bienen in Honig um, der die Hauptquelle für die Energieversorgung der Biene darstellt. Pollen ist ein essentielles Kraft- und Aufbaufutter, das die Bienen mit Eiweißen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.

Noch vor hundert Jahren fand die Honigbiene optimale Lebensbedingungen in unserer Landschaft vor. Wegen der zunehmenden Intensivierung der Landnutzung und Verarmung vieler Gebiete gingen wertvolle Lebensräume verloren. Besonders gravierend ist die Verarmung der Feldflur, so dass den Bienen vielerorts kein ausreichendes Nahrungsangebot mehr zur Verfügung steht. Tatsächlich stellen heute Ortsrandbereiche und sogar Städte häufig bessere Bienenstandorte dar als die landwirtschaftliche Flur.

Bienenförderliche Maßnahmen im Wald

Wälder sind aufgrund ihrer naturnahen Bewirtschaftung und Vielfalt ein an sich günstiger Lebensraum für die Honigbiene. Dennoch sind auch hier die Nahrungsbedingungen nicht immer optimal. Dunkle, dichte Fichtenwälder beispielsweise beherbergen nur wenige für Bienen relevante Trachtpflanzen (Nahrungspflanzen) und sind daher bei großflächigem Vorkommen aus Bienensicht weitgehend uninteressant. Durch die vielerorts abrupten Übergänge zwischen Wald und Offenland fehlen die blütenreichen Waldrandbereiche. Im Zuge einer naturgemäßen Waldbewirtschaftung gilt es also, Strukturen zu schaffen, die den Bienen günstige Lebensbedingungen bieten.

Baumartenwahl und Mischung
Durch Pflanzung oder gezielte Pflegemaßnahmen können Baumarten mit hohem Nektar- und Pollenangebot gefördert werden. Voraussetzung dabei ist, dass die Baumarten auch für den jeweiligen Standort geeignet sind. Viele Baum- und Straucharten eignen sich hervorragend als Bienenweide (Tab. 1). Einige Arten sind von waldbaulicher Bedeutung (Berg- und Spitzahorn, Vogelkirsche, Elsbeere, Lindenarten), andere eignen sich für artenreiche und attraktive Waldinnen- bzw. -außenränder (Weiden, Rosskastanie, Mehlbeere, Feldahorn, Vogelbeere, Wildapfel). Kombiniert man dabei Baumarten mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten, kann ein kontinuierliches Trachtangebot sichergestellt werden.

Eine Sonderstellung nehmen die verschiedenen Weidenarten ein. Die Weidenblüte als allererste Massentracht im Jahresverlauf ist für das Überleben der Bienen von besonderer Bedeutung. Die Pollen der Weiden zählen zu den wertvollsten Bienen-Futterstoffen überhaupt. Ihr besonderer Nährwert verschafft den Bienen eine höhere Lebensdauer und ist für Brutaufzucht und Wachserzeugung bedeutsam. Außerdem wird die Widerstandskraft der Bienen gegenüber Krankheitserregern gestärkt. Weiden sollten als eine der wichtigsten Trachtpflanzen der Honigbiene in ausreichendem Umfang am Waldaufbau (z.B. entlang von Wegen oder Bachläufen) beteiligt werden.

Durchforstung: auch für die Bienen vorteilhaft

Regelmäßige Durchforstungen schaffen stabile, ertragreiche und gemischte Bestände. Von der Bestandspflege hat nicht nur der Waldbesitzer Vorteile, sondern auch die Biene. Weil dann mehr Licht auf den Boden gelangt, kann sich eine reichhaltige Bodenvegetation entwickeln. Darüber hinaus sorgen Durchforstungen dafür, dass die Bäume große und vitale Kronen ausbilden, was die Blütenbildung und damit die Nektar- und Pollenproduktion der Trachtbäume positiv beeinflusst.

Waldränder gestalten
Naturnahe und artenreiche Waldränder sind aus landeskultureller und waldbaulicher Sicht sinnvoll und beherbergen zahlreiche, für Bienen attraktive Pflanzenarten. Wo möglich, sollten bestehende Waldränder erhalten und gepflegt bzw. neue Waldränder geschaffen werden.

Auch Waldinnenränder können attraktive Lebensräume für Bienen sein. Bleiben die Seitenstreifen entlang der Wege gehölzfrei, kann sich hier eine üppige krautige Vegetation entwickeln (Abb. 1). Auch aus forstbetrieblicher Sicht sind Seitenstreifen entlang der Forstwege sinnvoll. Sie können zur Lagerung von Holz genutzt werden und gewährleisten ein rasches Abtrocknen des Wegekörpers, was Wegeschäden vorbeugen kann.

Mut zur Lücke
Kleinere Frei- oder Störflächen fördern im Wald Pflanzenarten, die im geschlossenen Bestand normalerweise nicht vorkommen. Das Wald-Weidenröschen ist beispielsweise häufig auf Waldlichtungen zu finden und stellt im Spätsommer eine wichtige Nektar- und Pollenquelle dar. Deshalb sollten kleinere Lücken durchaus auch einmal sich selbst überlassen werden.

Freiflächen im Wald können auch aktiv geschaffen werden, z.B. bei der Anlage von Holzlagerplätzen oder Freihalteflächen für die jagdliche Nutzung. Mit der Pflanzung von Wildobst, Sträuchern oder der Einsaat heimischer Wildblumen werden derartige Flächen zusätzlich aufgewertet.

Begleitvegetation nicht flächig entfernen
Himbeere, Brombeere oder Springkraut sind wichtige Trachtpflanzen, können bei der Waldbewirtschaftung aber auch zu Problemen führen, indem sie junge Forstpflanzen in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. Vorhandene Konkurrenzvegetation sollte mit Hilfe von Sichel, Sense oder Freischneidegerät grundsätzlich erst dann beseitigt werden, wenn den jungen Forstpflanzen ein Schaden droht. Vorher ist eine Pflege nicht notwendig. Ferner sollte man die Forstpflanzen gezielt auskesseln und auf flächiges Ausmähen verzichten. Das spart nicht nur Geld und Zeit, es nützt auch den Bienen. Auf Pflanzenschutzmittel sollte hier gänzlich verzichtet werden.

Höhlenbäume belassen
Höhlenbäume werden von einer Vielzahl von Tierarten genutzt. Auch abgeschwärmte Bienenvölker sind auf solche Naturhöhlen angewiesen. Obwohl die Überlebenschance dieser Schwärme heutzutage wegen der ausbleibenden Bekämpfung der Varroamilbe sehr gering ist, sollten solche Höhlenbäume belassen werden.

Imkern geeignete Flächen zur Verfügung stellen Sollen die Bienen das Nahrungsangebot im Wald nutzen, ist es sinnvoll die Völker möglichst unmittelbar im Wald aufzustellen. Denn je weiter die Bienen zur Trachtquelle fliegen müssen, desto weniger tragen sie ein, da mehr Zucker als "Treibstoff" benötigt wird. Waldbesitzer sollten den Imkern also geeignete Standorte für die Bienenaufstellung (Lichtungen, Waldränder, Verjüngungsflächen) zur Verfügung stellen (Abb. 3). Dann können sie vielleicht schon bald Honig aus dem eigenen Wald probieren.