Franz Osterholzer aus Kühstein, Gemeinde Ering im Landkreis Rottal-Inn, war es leid, mit der Motorsäge überdimensionale Stämme für den Einschnitt im Sägegatter vorzubereiten. Mit seiner selbst konstruierten Riesenkreissäge schneidet er in wenigen Minuten Stämme bis zu einem Durchmesser von 120 cm so zurecht, dass er sie anschließend problemlos mit seiner Gattersäge einschneiden kann.

Ohne Maschinenbau-Studium, ohne aufgezeichneten Plan einfach aus dem Kopf hat Franz Osterholzer eine riesige und in Deutschland einmalige Kreissäge gebaut. "Die Idee hatte ich schon vor Jahren", erinnert sich der kreative Landwirt. Neben dem Bauernhof betreibt seine Familie ein kleines Sägewerk hauptsächlich Lohnschnitt.

Selbsthilfe

"Das alte Sägegatter ist auf einen Baumdurchmesser von 65 Zentimetern begrenzt. Größere Baumstämme mussten wir bisher mit der Motorsäge zuputzen, was leider sehr zeitaufwändig und ungenau war", erklärt der 50-Jährige das Problem. Der Tüftler sah das als Herausforderung. Was ihm vorschwebte, war von einer nicht da gewesenen Größenordnung. Die neue Kreissäge sollte Bäume bis zu 1,20 Meter Durchmesser schneiden können und dafür mit zwei Sägeblättern von jeweils einem Meter Durchmesser ausgestattet werden.

Ohne Zeichnen auf dem Reißbrett entwickelte er die "Wundermaschine" im Kopf. "Nebenbei habe ich schon immer Material gesammelt, vom Alteisen bis hin zu gebrauchten Teilen bankrotter Sägewerke. Damit habe ich dann zum Bauen angefangen".

Neben der Arbeit in Landwirtschaft und Sägewerk bastelte er über ein Jahr lang nebenher an der überdimensionalen Aufgabe. Wie viele Stunden Arbeit in der Maschine stecken? Franz Osterholzer stutzt: "Unzählige, aber ich habe sie nicht aufgeschrieben". Gekostet hat die Maschine dank des unentgeltlichen eigenen Fleißes nur etwa 8.000 Euro, ein geringer Preis für eine in Deutschland einmalige Anlage dieser Größenordnung. Alle anderen Geräte für größere Stämme basieren auf einer anderen Funktionstechnik und kosten zwischen 20.000 und 25.000 Euro.

Die Zeit, die er bis jetzt in die Entwicklung investieren musste, kann er sich während der Holzarbeit wieder einsparen. Selbst große Stämme ließen sich in nur sieben Minuten viereckig zuputzen. "Ohne Maschine hätte das mindestens zwei Stunden gedauert und wäre bei weitem nicht so sauber geworden", betont Osterholzer stolz.

Schnell und flexibel

Nicht nur die Geschwindigkeit, auch die technischen Daten überzeugen. Angetrieben wird jedes Sägeblatt von einem eigenen Elektromotor mit jeweils 30 Kilowatt Leistung. Die Säge lässt sich sowohl in Längsrichtung als auch horizontal mittels Hydraulik bewegen. Dabei kann man die Geschwindigkeit stufenlos einstellen. Dies ist notwendig, da die optimale Vorschubgeschwindigkeit von der Holzart abhängt. "Wir können jedes Holz bearbeiten. Eiche zum Beispiel muss langsamer geschnitten werden", weiß der Konstrukteur.

Bei so viel Arbeit muss die Familie gemeinsam ans Werk. "Einen Angestellten darf ich nicht an die Kreissäge stellen" erklärt der Landwirt. Nur solange er kein Gewerbe betreibt, kann er seine Eigenkonstruktion ohne TÜV nutzen.

Die Riesenkreissäge begutachtete auch schon eine Fachfirma für Sägewerkstechnik mit großem Interesse. Sie bestätigt dem Bastler eine ausgezeichnete und den Sicherheitsvorschriften entsprechende Konstruktion. Dennoch will sich Osterholzer von der Berufsgenossenschaft beraten lassen, um die Säge möglichst sicher zu gestalten. Bisher hat ihn die Leistung seiner Kreissäge komplett überzeugt. "Sie funktioniert reibungslos - zu unserer vollsten Zufriedenheit". Auf die Frage, ob er schon weitere Pläne im Kopf hat, grinst der Tüftler verschmitzt: "Da fällt mir immer was ein".