Die Große Küstentanne (Abies grandis) stammt ursprünglich aus Nordamerika, wird aber schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts bei uns angebaut. Vor allem ihre Schnellwüchsigkeit macht sie für den Waldbesitzer interessant. Allerdings bemängelt die Forstpraxis häufig eine Nasskernbildung bei der Küstentanne.

Abb. 1: Das Holz der Küstentanne kann beispielsweise für Terassendeckelelemente (links), für Triobalken (mitte) und für Profilholz (rechts) verwendet werden (Fotos: B. Kielmann).

Nasskern bei Küstentanne – wirklich ein Problem?

Die Feuchteverteilung und die Ursachen von Verfärbungen im "Kernholz" der Küstentanne wurden analysiert. Bei Brettware aus Schnittholz mit deutlichen Verfärbungen wurde nach der Trocknung und Hobelung kein Farbunterschied mehr festgestellt. Die Schnittholzqualität war in keiner Weise beeinträchtigt. Die Holzinhaltsstoffanalysen zeigten weiterhin, dass eine Nasskernbildung nicht generell mit einem mikrobiellen Abbau der Reservestoffe verbunden sein muss. Keine der Proben wies Veränderungen in der Lignifizierung der einzelnen Zellwandschichten auf. Damit wurde bewiesen, dass ein Nasskern nicht zwangsläufig mit Holzqualitätseinbußen bei der Küstentanne einhergeht.

Mechanische Eigenschaften

Das Holz der Küstentanne wies bei 12 Prozent Holzfeuchte im Mittel eine Rohdichte auf von

  • 0,422 Gramm pro Kubikzentimeter (g/cm3) im Splint,
  • 0,389 g/cm3 im Kernholz und
  • 0,362 g/cm3 im juvenilen marknahen Holz.

Rohdichte und Festigkeit des Holzes werden wesentlich von der Jahrringbreite beeinflusst. Sie nehmen bei der Küstentanne tendenziell, wie bei anderen Stämmen auch, von außen nach innen und unten nach oben ab. Die mechanischen Eigenschaften korrelieren mit der Rohdichte des Holzes. Die Festigkeit liegt unterhalb dem Niveau der Fichte, überlappt sich mit diesem jedoch im äußeren Splintholz und bei engem Jahrringbau.

Sortierung

Die Verwendung der Küstentanne für Schnittholz im konstruktiven Bereich setzt aktuell beinahe zwingend eine maschinelle Sortierung voraus. Der relativ grobe Jahrringbau führt bei visueller Sortierung zu inakzeptabel geringen Ausbeuten. Die maschinelle Sortierung kann ein vorhandenes gutes Festigkeitsniveau erschließen und nachweisen. Bei der apparativ unterstützten Sortierung eines Versuchskollektivs wurde eine Gesamtausbeute von über 70 Prozent erreicht, die visuelle Sortierung schloss nahezu 95 Prozent dieses Schnittholzes aus.

Verarbeitung

Die Verarbeitung des Küstentannenholzes mit aktuell verfügbaren Klebstoffsystemen erscheint problemlos. Aufgrund der geringen Rohdichte sind Quellen und Schwinden des Holzes weniger stark ausgeprägt. Dies trägt zu einer sehr guten Beständigkeit der Klebefugen unter Last und bei Feuchtebeanspruchung bei. Positiv sind auch die leichte Verarbeitbarkeit, das gute Verklebungsverhalten sowie die schnelle und gute Trocknung des Schnittholzes.

Das Schnittholz der Küstentanne kann im Innenbereich für Decken- und Wandvertäfelungen sowie als Schreinerware im Möbelbau verwendet werden. Aufgrund der Harzfreiheit ist das Holz für die Herstellung von Saunaeinrichtungen besonders interessant.

Das Resümee für die Küstentanne

Die Küstentanne bietet einige Vorteile in der Holzverarbeitung. Die mechanischen Eigenschaften erreichen teilweise (bei geringen Jahrringbreiten) die Fichtenwerte. Weiterhin wurden gute Ergebnisse bei der Bearbeitung und Verklebung des Holzes erzielt. Aus ästhetischen Gesichtspunkten wird das helle Holz als zeitloses Muster positiv beurteilt. Die relativ geringe Abholzigkeit sowie der günstige Ansatzwinkel der Äste an den Probebäumen führten zu einer hohen Ausbeute an Schnittholz-Produkten. Bei der Schnittholztrocknung weist die Küstentanne eine gute Dimensionsstabilität auf.

Aus waldbaulicher Sicht sprechen für die Küstentanne als Mischbaumart zur Buche mittlerweile mehrere Argumente. Für die hochwertige Verwendung des Holzes ist eine gezielte waldbauliche Behandlung dieser Bestände unerlässlich. Nur dann kann die Küstentanne ein geeigneter Rohstofflieferant sowohl für die Säge- als auch für die Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie sein.