In Österreich beträgt durchschnittlich der Anteil des Schadholzes am Gesamteinschlag rund ein Viertel, ist also generell hoch. Deshalb haben die „normalen“ jährlichen Schwankungen des Schadholzanfalles nur wenig Einfluss auf den Nadelsägerundholzpreis und keinen statistisch nachweisbaren Einfluss auf den Nadelindustrieholzpreis. Einzelne, besonders große Schadereignisse können jedoch eine längerfristige Niveauverschiebung der Nadelsägerundholzpreise im Vergleich zu den Schnittholzpreisen nach unten bedingen.

In Österreich bestehen im langjährigen Durchschnitt über 90% des anfallenden Schadholzes aus Nadelholz (BMLF/BMLFUW, 1966-2005). Die folgenden quantitativ-statistischer Aussagen beschränken sich daher auf Nadelsägerund-(Stamm-) und Nadelindustrieholzpreise. Folgende Fragestellungen werden beleuchtet:

  • Wie wirkt der Schadholzanfall kurzfristig auf Rohholzpreise?
  • Lösen große Schadereignisse Strukturbrüche im Beziehungsgefüge zwischen Sägerundholzpreis und Schnittholzpreis aus, die zu länger dauernden Verschiebungen von Preisniveaus führen?

Änderungen des Marktgleichgewichtes durch Schadholzmengen

Für die folgenden schematischen Überlegungen wird von einem vollkommenen, polypolistischen Rohholz-Konkurrenzmarkt ausgegangen (vgl. z.B. BERGEN et al., 2002). Er besteht aus einer Angebotsfunktion (A), einer Nachfragefunktion (N) und einer Gleichgewichtsbedingung: Im Schnittpunkt der beiden Kurven ergeben sich Gleichgewichtspreis (P*) und Gleichgewichtsmenge (Q*) (Abbildung 1).

Ein Schadereignis, etwa ein Windwurf, hat zur Folge, dass sich die Angebotskurve kurzfristig nach rechts verschiebt (A’). Dies bedeutet, dass die Waldbesitzer beim selben Preis (P*) mehr Rohholz anbieten würden bzw. zwanghaft anbieten müssten (potenzielles Mehrangebot). Durch den Schnittpunkt der Nachfragefunktion (N) und der neuen Angebotsfunktion (A’) ergibt sich ein neues Marktgleichgewicht mit dem Preis PW und der Menge QW.
Da die Lage der Nachfragefunktion gleich geblieben ist, erhöht sich die realisierbare Vermarktungsmenge Menge um weniger als das potenzielle Mehrangebot (realisiertes zusätzliches Marktvolumen). Jedenfalls aber ist die Vermarktungsmenge gestiegen und der Rohholzpreis gesunken.

Die Stärke der Marktreaktion (Höhe des Mehrangebotes, Rückgang der Rohholzpreise) als Folge eines Schadereignisses hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Größenordnung des Holzanfalles selbst (Menge Schadholz)
  • Zeitpunkt des Anfalls im Zusammenhang mit Kompensationsmöglichkeiten, wie Reduktion des freiwilligen Einschlages und/oder der Importe
  • Lagermöglichkeiten und -kapazitäten
  • Gleichmäßiger oder schockartiger Anfall (Angebotsreaktion auf Borkenkäferschadholzmengen erfolgt langsamer als auf plötzlichen Windwurf)
  • Preiselastizität der Nachfrage. Je elastischer die Nachfrage, desto weniger stark fällt der Preis und desto weniger weicht das potenzielle Mehrangebot vom realisierten Marktvolumen ab.

Anders als bei Konsumgütern handelt es sich bei der Nachfrage nach Rohholz um eine so genannte "abgeleitete" Nachfrage – abgeleitet von der Produktion der daraus erzeugten Holzhalb- und Fertigprodukte, deren Nachfrage entweder direkt von Konsumenten oder durch die nächste Stufe der Weiterverarbeitung ausgelöst wird.
Der Nadelsägerundholzpreis ist vor allem vom Nadelschnittholzpreis abhängig, da Nadelsägerundholz ökonomisch sinnvoll nur für die Produktion von Nadelschnittholz eingesetzt werden kann.

Nadelschwachholz hingegen kann auf mehrere Arten weiterverarbeitet werden. Für einen Teil besteht seitens der Waldbesitzer die Wahlmöglichkeit, dieses entweder als Industrieholz an die Papier- und Plattenindustrie oder als schwaches Sägerundholz an die Sägeindustrie zu verkaufen.
Aufgrund dieser Konstellation ist es deshalb notwendig, als Bestimmungsfaktor für den Nadelindustrieholzpreis auch den Preis für schwaches Nadelsägerundholz einzubeziehen.

Methodik

Der Kern dieser Arbeit besteht in der Abschätzung des Einflusses von Schadholzmengen auf die Rohholzpreise. Für die ökonometrischen Schätzungen des "kurzfristigen" Einflusses werden neben den Schadholzmengen selbst auch andere, theoretisch begründbare Einflussfaktoren einbezogen (mehr zur Methodik siehe Originalartikel).

Datengrundlagen

Obwohl österreichische Preisdaten für Rohholz und Schnittholz auch in unterjährigen Abständen publiziert werden, sind die hier verwendeten Daten ausschließlich Jahresdaten, da die Schadholzmengen im Rahmen der österreichischen Holzeinschlagsmeldung (HEM) ausschließlich jährlich veröffentlicht werden (BMLF/BMLFUW, 1966-2005).

Rohholzpreise werden von der Statistik Austria im Rahmen der Agrarpreisstatistik monatlich veröffentlicht (Zeitraum 1966-2005). Verwendet werden die Preise für Fichte/Tanne 3a B (durchschnittliches Sägerundholz), für Fichte/Tanne 1a B (Sägeschwachholz) und der Fichte/Tanne Faser-/Schleifholz–Mischpreis (Industrieholz).

Qualitätsklassenbezogene Preise für Nadelschnittholz (Sortimentspreise) stehen für den Beobachtungszeitraum nicht konsistent zur Verfügung. Da Österreich mehr als die Hälfte seiner Nadelschnittholzproduktion ausführt, wird der vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO-Datenbank, 2005) publizierte Nadelschnittholzexportpreis verwendet. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um einen Preis, sondern um einen Durchschnittswert.

Bezüglich Zellstoff- und Holzstoffpreisen wird auf die elektronische Datenbank FAOSTAT (2005) zurückgegriffen. Da Österreich ein Netto-Importeur von Frischfasern ist, wird ein Importdurchschnittspreis berechnet.

Alle Preisdaten entsprechen Marktpreisen (keine Inflationsbereinigung). Für die statistische Analyse werden nicht Absolutwerte (öS bzw. € pro fm, m3 oder t), sondern Indices (1965=100) oder relative Differenzen (%-Veränderungen gegenüber dem Vorjahr) verwendet.

Die Daten der Nutzholzimportmengen stammen von der Datenbank FAOSTAT (2005) sowie vom Kooperationsabkommen Forst-Platte-Papier (FPP, 2005).

Den statistischen Analysen liegen zum Teil verschiedene Zeiträume zugrunde (aufgrund unterschiedlicher [elektronischer] Datenverfügbarkeit). Sofern nur Rohholz- und Schnittholzpreisdaten miteinander in Beziehung gesetzt werden, beziehen sich die Analysen auf den Zeitraum 1965-2004. Schätzungen unter Einbeziehung der Schadholz- und anderer Einschlagsdaten umfassen die Zeitspanne von 1970(74)-2004. Bei Verwendung des Zellstoffimportpreises als erklärende Variable geht die Zeitreihe nur bis 2003.

Größenordnungen und Trends des Schadholzanfalles

Im Durchschnitt der letzten dreieinhalb Jahrzehnte fielen in Österreich jährlich ca. 3,6 Mio. Efm Schadholz an (Minimum 1973: 1,0 Mio.; Maximum 1990: 8,3 Mio.). Insgesamt gelingt es meist nicht, die Schadholzmengen durch Rücknahme des freiwilligen Einschlages im Jahresablauf völlig zu kompensieren, obwohl der resultierende Mehreinschlag meist geringer ausfällt als die Höhe des Schadholzanfalls selbst (Abbildung 2).

Trendschätzungen des Schadholzanfalls mittels Zeitregression für den Zeitraum 1974-2004 ergeben bei 5% Irrtumswahrscheinlichkeit nur für die Eigentumskategorie Kleinwald < 200 ha einen statistisch gesicherten Trend. Bei 10% Irrtumswahrscheinlichkeit ist der Trend auch für die Summe aller Eigentumskategorien gesichert. Das gesamte Schadholzaufkommen in Österreich erhöht sich jährlich durchschnittlich um rund 56.000 Efm. Weder für die einzelnen Eigentumskategorien noch für deren Summe ergeben sich allerdings gesicherte Trends für die Anteile des Schadholzes am Gesamteinschlag. Dies bedeutet, dass der Schadholzanteil im Zeitablauf nicht signifikant gestiegen ist.

Kurzfristiger Einfluss des Schadholzanfalles auf die Rohholzpreise

Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse des ökonometrisch geschätzten Nadelsägerundholzpreismodells. Die hoch gesicherte Haupteinflussgröße für den Sägerundholzpreis ist der Nadelschnittholzexportpreis mit einer Elastizität um +1 (fällt/steigt der Schnittholzpreis z.B. um 1%, fällt/steigt der Sägerundholzpreis ebenfalls um 1%). Dieser Einfluss ist im Zeitablauf sehr stabil. Der Zusammenhang zwischen dem Nadelschnittholz- und dem Nadelsägerundholzpreis ist sehr eng, da die Rundholzkosten an den Erzeugungskosten von Nadelschnittholz einen Anteil von 50% bis 80% ausmachen (siehe z.B. EDER, 2000; KAINZ, 2004; MAIER, 1995).

Tabelle 1: Geschätzte Elastizitäten des nadelsägerundholzpreises gegenüber Schnittholzpreis, Nutzholzimportmenge und Schadholzmenge (BMLF/BMLFUW, 1966 - 2005; FAOSTAT, 2005; FPP, 2005; OeSTAT/Statistik Austria, 1966 - 2005; WIFO-Datenbank, 2005; e.B.)
abhängige/erklärte Variableunabhängige/erklärende Variable1970 - 20041970 - 19891990 - 2004
Nadel-Sägerundholzpreis Fi/Ta 3a BSchnittholzpreis0,95 ***0,98 ***0,99 ***
 Schadholzmenge-0,06 ***-0,003-0,09 ***
 Nutzholzimport-0,04-0,09 **0,0001
     
 R20,860,960,77
 DW2,282,151,96

Anmerkung: Für die Schätzungen wurden alle Daten in relative Veränderungen (%) gegenüber dem Vorjahr umgerechnet. Deshalb ergeben die geschätzten Parameter direkt Elastizitäten

Der Einfluss der Nutzholzimportmengen auf den Sägerundholzpreis ist nur für die Periode 1970-1989 statistisch gesichert, jedenfalls aber sehr gering. Der Schadholzanfall beeinflusst den Sägerundholzpreis zwar großteils statistisch gesichert, sein Einfluss ist ebenfalls gering. Er hat im Zeitablauf aber etwas zugenommen.

Die Erklärungskraft der Schätzungen ist trotz Verwendung von Daten auf Basis relativer Differenzen beachtlich hoch (R2 zwischen 0,77 und 0,96), was hauptsächlich auf den Einfluss des Schnittholzpreises zurückzuführen ist. Im Zeitablauf hat die Erklärungskraft etwas abgenommen.

Die Schätzergebnisse des Nadelindustrieholzpreismodells unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von jenen des Nadelsägerundholzpreismodells. Bei der Zellstoff- und auch bei der Plattenerzeugung haben die Weiterverarbeiter die Wahlmöglichkeit zwischen Industrieholz aus dem Wald (rund) und Sägenebenprodukten. Darüber hinaus machen die Holzkosten anteilig bei weiten nicht dieselbe Höhe aus wie in der Sägeindustrie. Daraus ergibt sich einerseits eine insgesamt geringere Erklärungskraft der geschätzten Gleichungen für den Nadelindustrieholzpreis, andererseits im Vergleich zum Nadelsägerundholzpreis niedrigere (und nur zum Teil gesicherte) Elastizitäten des Industrieholzpreises gegenüber dem Zellstoffimportpreis.

Die Schätzergebnisse zeigen auch indirekt die Verlagerung des Nadelschwachholzeinsatzes vom Industrieholz (für die Papier- und Plattenindustrie) hin zum schwachen Sägerundholz. Während in der Schätzperiode 1970-1989 noch der Zellstoffimportpreis einen (bei 5% Irrtumswahrscheinlichkeit gesicherten) wesentlichen Einfluss auf den Industrieholzpreis ausübt, verschwindet dieser Einfluss in der Schätzperiode 1990-2003 vollkommen und wird (wenn auch nur mit 10% Irrtumswahrscheinlichkeit gesichert) vom Preis des schwachen Nadelsägerundholzes (Fi/Ta 1a) abgelöst. In keiner Schätzperiode hat die Höhe des Schadholzanfalls einen gesicherten Einfluss auf den Industrieholzpreis.

Langfristiger Einfluss des Schadholzanfalls auf den Nadelsägerundholzpreis

Die Schwankungen des jährlichen Schadholzanfalls haben nur einen geringen Einfluss auf den Nadelsägerundholzpreis und gar keinen auf den Nadelindustrieholzpreis. Deshalb konzentrieren sich die folgenden Ausführungen ausschließlich auf Sägerundholz. Abbildung 3 lässt vermuten, dass das Schadereignis von 1990 einen längerfristigen Einfluss auf die Relation zwischen Nadelsägerundholz- und Nadelschnittholzpreis haben könnte. Ab 1990 hat sich das Sägerundholzpreisniveau gegenüber dem Schnittholzpreisniveau nach unten verschoben.

Im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte beträgt in Österreich der Anteil des Schadholzes am Gesamteinschlag rund ein Viertel, ist also generell hoch. Deshalb haben die "normalen" jährlichen Schwankungen des Schadholzanfalles nur wenig Einfluss auf den Nadelsägerundholzpreis (Elastizität maximal -0,09) und keinen statistisch nachweisbaren Einfluss auf den Nadelindustrieholzpreis. Diese Ergebnisse sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass einzelne, besonders große Schadereignisse eine längerfristige Niveauverschiebung der Nadelsägerundholzpreise im Vergleich zu den Schnittholzpreisen nach unten bedingen können.

So hat sich der Index des Nadelsägerundholzpreises (Fichte/Tanne 3a B) gegenüber dem Nadelschnittholzpreisindex (beide: 1965=100) in der Untersuchungsperiode 1990-2004 (also nach dem Schadereignis im Jahr 1990) gegenüber der Vorperiode signifikant um 21 Indexpunkte oder rund 10% nach unten verschoben.

Ergebnisse von Berechnungen mit einem Simulationsmodell der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft (in ALLINGER-CSOLLICH ET AL., 2000) zeigen ebenfalls die über das eigentliche Schadholzjahr hinausgehenden Auswirkungen von großen Schadereignissen auf. Von den betroffenen Branchen sind diese für die Forstwirtschaft am deutlichsten negativ, da in den Jahren danach sowohl die Angebotsmengen als auch die Holzpreise sinken.

Noch nicht geklärt werden konnte hier die Frage, ob der Orkan "Lothar" im Jahr 1999 zu einer weiteren Absenkung des Nadelsägerundholzpreisniveaus im Vergleich zum Nadelschnittholzpreis nach unten geführt hat.

Kontakt

  • Peter Schwarzbauer,
    Universität für Bodenkultur Wien, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Marketing & Innovation,
    Feistmantelstraße 4, 1180 Wien, Österreich