Waldbesitzer und Forstbetriebsleiter müssen im forstlichen Alltag immer wieder Kosten beurteilen, um kluge Entscheidungen treffen zu können. Doch nicht alle Typen von Kosten sind gleich wichtig. In einer vierteiligen Artikel-Serie erklärt der Autor Opportunitätskosten, Versunkene Kosten, Produktionskosten und Grenzkosten sowie deren ökonomische Bedeutung. Mit anschaulichen Beispielen stellt er Bezug zur Forstwirtschaft her.

1. Opportunitätskosten

Opportunitätskosten sind die Vorteile der besten Handlungsalternative. Sie sind dasjenige, welches ich aufgeben muss, um eine bestimmte Sache zu kriegen oder zu tun.

Beispiel: Heute Abend will ich entweder einen Spaziergang machen oder den neusten Krimi von Robert Crais lesen. Wenn ich auf den Spaziergang gehe, sind meine Opportunitätskosten das Vergnügen des Krimis. Wenn ich hingegen den Krimi lese, bestehen meine Opportunitätskosten aus dem verpassten Spaziergang.

Opportunitätskosten haben im ökonomischen Denken und Handeln eine zentrale Stellung. Es gilt die folgende Entscheidregel: "Berücksichtige bei deinen Entscheidungen immer auch Opportunitätskosten". Mit anderen Worten: "Frage dich vor jeder Wahl, welches deine beste Alternative ist und welcher Gewinn dir diese Alternative bringen würde. Zähle diesen potenziellen Gewinn zu den Kosten deiner Wahl".

2. Versunkene Kosten

Versunkene Kosten sind Aufwände, die nicht mehr beeinflussbar sind.

Beispiel: Wenn ich im Baumarkt stehe und eine Trennscheibe kaufen will, so sind die Reisekosten für die Fahrt hin und zurück zum Baumarkt Versunkene Kosten.

Unabhängig davon, ob ich eine geeignete Trennscheibe im Baumarkt kaufe oder nicht, habe ich nämlich Kosten, um zum Baumarkt zu gelangen. Es gilt die folgende Entscheidregel: "Lasse dich bei deinen Entscheidungen nie durch Versunkene Kosten beeinflussen".

3. Produktionskosten

Produktionskosten sind Kosten, die bei der Produktion von Gütern und Leistungen entstehen. Produktionskosten sind unterschiedlich beeinflussbar und werden deshalb üblicherweise in fixe und variable Kosten unterteilt.

Beispiel: Sonja verkauft jeden Sommer in ihrem Kiosk Softeis. Ihre Ausgaben belaufen sich auf 3000 Franken für die Miete der Softeismaschine während des ganzen Sommers (fixe Kosten) und 70 Rappen pro Portion für die vorfabrizierte Softeismasse (variable Kosten). Im heissen Sommer 2003 verkaufte Sonja 20 000 Portionen. Ihre gesamten Ausgaben betrugen 17 000 Franken.

Es gilt die folgende Entscheidregel: "Überlege dir vor jeder Entscheidung, welches deine fixen und variablen Produktionskosten sind. Je länger dein Entscheidungshorizont ist, desto mehr musst du mit totalen Kosten rechnen; je kürzer dein Entscheidungshorizont ist, desto stärker musst du nur mit variablen Kosten rechnen."

4. Grenzkosten

Grenzkosten sind die Kosten für das Produzieren einer zusätzlichen Einheit.

Beispiel: Die Softwarefirma Bug-Soft stellt 50'000 Einheiten der Wein-Datenbank MicroWine her, die gesamten Kosten belaufen sich auf 5 Mio. Franken. Hätte die Firma 1000 Einheiten weniger produziert, dann hätten sich die Kosten um 12 000 Fr. reduziert. Die Grenzkosten betrugen demnach 12 Fr. pro Einheit.

Sofern die von dir angebotene Menge eines Produktes dessen Marktpreis kaum beeinflusst, dann gilt die Entscheidregel: "Produziere von einem Produkt gerade soviel, dass die Grenzkosten der Produktion dem Produktepreis entsprechen." Etwas anders sieht es im Falle der Firma BugSoft aus, weil sie sich in einer Monopolsituation für Wein-Datenbanken befindet und der Grenzerlös nicht konstant ist: Je mehr Einheiten sie verkauft, desto tiefer fällt der erzielbare Preis pro Einheit. Bist du Geschäftsführer von BugSoft, dann "produziere gerade soviele Einheiten, dass sich Grenzkosten und Grenzerlös die Waage halten."