Im Frühjahr 2005 wurden gemeinsam mit den Zusammenschlüssen und der Forstverwaltung wichtige Informationen eingeholt und Schwerpunkte für die zukünftige Beratung erarbeitet. Diese Daten geben einen interessanten Überblick über den derzeitigen Stand und die zukünftigen Herausforderungen der Selbsthilfeeinrichtungen. Im Vordergrund stehen dabei Holzvermarktung, Weiterentwicklung der Zusammenschlüsse und Waldbewirtschaftungsverträge.

Im Zuge der Forstreform in Bayern haben die forstlichen Zusammenschlüsse eine deutliche Stärkung erfahren. Nicht nur deren zentrale Rolle im ländlichen Raum wurde betont. Darüber hinaus wurden Entscheidungen über öffentliche Ressourcen wie Personal und Geldmittel getroffen, mit deren Hilfe diese Selbsthilfeeinrichtungen zu schlagkräftigen Organisationen weiterentwickelt werden sollen. Die forstlichen Berater an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstützen die Vereinigungen und tragen damit wesentlich zu deren Stärkung bei. In einer Übergangsphase stehen rund 150 Forstbeamte mit forstlichem und strategischem Sachverstand ausschließlich oder teilweise beratend zur Verfügung. Zukünftig wird sich der Staat aus der betriebsbezogenen Beratung der Waldbesitzer immer weiter zurückziehen und diese Aufgabe auf die Zusammenschlüsse übertragen.

Organisationsgrad

Nach den Erhebungen bei 155 Zusammenschlüssen sind von den rund 1,4 Mio. ha Privatwald in Bayern 950.000 ha in forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen organisiert. Bei der großen Anzahl von Zusammenschlüssen und den regionalen Unterschieden gleicht kein Zusammenschluss dem anderen. Tabelle 1 gibt einen ausschnittweisen Überblick über den Organisationsgrad der forstlichen Zusammenschlüsse in Bayern.

Die Zahl der Mitglieder in den Zusammenschlüssen beträgt im Mittel 800. Dies scheint auch unter den gegenwärtigen durchschnittlichen Bedingungen (Personal, EDV-Ausstattung) eine Größe darzustellen, die sich mit den aktuell verfügbaren Ressourcen bewältigen lässt. Sollen also neue Mitglieder gewonnen werden, ist die Ressourcenausstattung den neuen Bedingungen entsprechend anzupassen.

Kleinstwaldbesitzer mit Flächen unter 5 ha sind bisher — statistisch gesehen — seltener in den Selbsthilfeeinrichtungen organisiert. In dieser Größenklassen sind enorme Holzvorräte zu verzeichnen, die Gruppe der Waldbesitzer ist jedoch in den forstlichen Zusammenschlüssen unterrepräsentiert. Zwei Gründe können dafür verantwortlich sein:

  • Die Selbsthilfeeinrichtungen bieten für diese Kunden kein attraktives Angebot, da der größte Teil des eingeschlagenen Holzes zur Selbstversorgung dient oder vielleicht gar kein Holz mehr genutzt wird.
  • Die Gruppe war bisher für die forstlichen Zusammenschlüsse wenig interessant.

Kerngeschäft Holzvermarktung

Gegenwärtig vermarkten die Selbsthilfeeinrichtungen ca. 3,55 Mio. fm, der Durchschnitt liegt bei 19.000 fm pro Vereinigung. Die Schwankungsbreite ist auch hier enorm und reicht von 800 bis 100.000 fm. Auch regionale Unterschiede werden deutlich. So liegt der Durchschnitt in Oberbayern und Schwaben bei 37.500 fm, in Unterfranken bei 9.000 fm. Die Mitglieder vermarkten durchschnittlich ca. 3 fm pro Hektar und Jahr über die Waldbesitzervereinigung. Nach Schätzung der Zusammenschlüsse sind dies etwa 62 Prozent der Gesamtvermarktungsmenge der Mitglieder. Vergleicht man diesen Wert mit dem Potenzial, das sich aus den Berechnungen der Bundeswaldinventur ergibt, zeigt sich, welche enormen Ressourcen im Privatwald schlummern.

Die Förderung der forstlichen Zusammenschlüsse wird mit dem aktuellen Förderprogramm an die vermarkteten Mengen gekoppelt, die Holzvermarktung wird somit zum zentralen Kerngeschäft. Zu bedenken ist jedoch, dass bei steigendem Vermarktungsvolumen und gleichbleibender Fördersumme die Fördersätze künftig eher fallen werden.

Zukunftsmarkt Waldpflegeverträge

Waldpflegeverträge bieten sowohl für die forstlichen Zusammenschlüsse als auch für die Waldbesitzer Chancen, sind jedoch mit viel verantwortungsvoller Arbeit verbunden. Je nach Gestaltung der Verträge werden Aufgaben und Verantwortung der Waldbesitzer auf die Selbsthilfeeinrichtungen übertragen. Den Zusammenschlüssen bietet sich die Chance, über eine zeitlich gestaffelte Nutzung der Vertragsflächen das Holzangebot zu verstetigen. Neben der Holznutzung steht jedoch eine Reihe weiterer Aufgaben an. Stellvertretend seien hier die Übernahme der Verkehrssicherungspflicht sowie der Waldschutz genannt. Die Lage und Erreichbarkeit der Flächen werden künftig zusammen mit der internen Organisation dieser vertraglichen Leistungen vermehrt den Ausschlag geben, ob Flächen auch wirtschaftlich erfolgreich treuhänderisch verwaltet werden können. Ohne Zweifel erfordert die Bewirtschaftung dieser Wälder forstliche Fachkenntnisse ebenso wie die betriebliche Beratung.

Rund 40 Prozent der forstlichen Zusammenschlüsse haben bis jetzt Waldpflegeverträge abgeschlossen. Die Schwerpunkte liegen räumlich in Schwaben (170 Verträge), Oberbayern (167 Verträge) und Niederbayern (85 Verträge). In den anderen Regierungsbezirken spielen Waldpflegeverträge noch eine untergeordnete Rolle. Die durchschnittliche Größe liegt bei ca. 11 ha. Einzelne Zusammenschlüsse bewirtschaften bereits über 1.000 ha für ihre Mitglieder.

Herausforderungen auf dem Weg in die Moderne

Das Aufgabenfeld Holzvermarktung bildet die Achillesferse der Organisation. Die Zufriedenheit der Mitglieder muss hier im Vordergrund stehen. Die Beratung der Mitglieder, die Förderung, die Pflege von Kundenbeziehungen und die interne Weiterentwicklung der Selbsthilfeeinrichtung weisen sich als weitere zentrale Aufgabenfelder aus. Auch die Übernahme von Verantwortung in Form von Waldbewirtschaftungsverträgen wird als wichtiges Zukunftsfeld betont. Die anderen Aufgabenfelder sind von geringerer Bedeutung. Stand die Materialbeschaffung — vor allem die gemeinsame Bestellung von Zaunmaterial — lange im Vordergrund, so wird diesem Aufgabenfeld in der Gesamtschau heute nur noch eine geringe Rolle eingeräumt, obwohl der Materialumsatz bei ca. 3 Mio. EUR liegt.

Zukünftiger Handlungsbedarf

Neben den Herausforderungen stellt sich die Frage, wo die Selbsthilfeeinrichtungen in Abhängigkeit von ihrem Entwicklungsstand besonderen Handlungsbedarf erkennen. Ganz oben auf der Liste stehen die Beratung der Mitglieder und die Übernahme von Verantwortung im Rahmen von Waldpflegeverträgen. Voraussetzungen dafür sind ein entwickeltes und unterhaltenes Wegenetz und die Fortbildung der internen Organe. Die Entwicklung in diesen Bereichen schafft die Grundlage für eine mitglieder- und kundenorientierte Holzvermarktung und somit für das Kerngeschäft der forstlichen Zusammenschlüsse. Handlungsbedarf sehen die Zusammenschlüsse auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sowie in der Weiterentwicklung der Organisation. Selbsthilfe schließt auch die Fortbildung der Mitglieder ein. Diese Felder werden auch die Schwerpunkte der forstlichen Berater bilden.

Das Forschungsvorhaben

Die Beratung der forstlichen Zusammenschlüsse — Inhalt, Methoden, Erfolge

bearbeiten der Lehrstuhl für Forstpolitik und Forstgeschichte der Technischen Universität München (TUM) und das Sachgebiet Forstpolitik, Wildtiermanagement, Jagd der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).

Es begleitet die Beratung durch die Forstbeamten, identifiziert erfolgreiche Methoden und dokumentiert den Erfolg — ein Projekt an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis.