Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) führt jährlich die Befragung zum Holzeinschlag im Privatwald in Bayern durch. Dabei werden circa 1.500 Waldbesitzer angeschrieben, von denen im Jahr 2007 insgesamt 989 Privatwaldbetriebe aller Größenklassen teilnahmen.

Neben den Standardfragen zu Holzeinschlag und –verkauf wurden Fragen zum Thema "Forstliche Beratung im Privatwald" formuliert. Einen regionalen Einblick zu diesem Thema ermöglichen ergänzend dazu Erkenntnisse aus dem INTERREG-Projekt "Die Marktstellung des Kleinprivatwaldes und deren Verbesserung in der Grenzregion Bayern – Tschechien".

Mitgliedschaft in forstlichen Zusammenschlüssen

Bayernweit sind etwa 28 Prozent der privaten Waldbesitzer mit circa 2/3 der Privatwaldfläche Mitglied in einem Forstlichen Zusammenschluss (FZus). Der Körperschaftswald weist – mit circa 80 Prozent der Betriebe und rund 88 Prozent der Fläche – einen wesentlich höheren Organisationsgrad auf.

Während im Oberallgäu 69 Prozent der Waldbesitzer in einer Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) oder Waldbesitzervereinigung (WBV) organisiert sind, sind es im ostbayerischen Untersuchungsgebiet 55 Prozent. Ihr Anteil nimmt mit steigender Waldbesitzgröße von 13 Prozent (unter einem Hektar) auf 78 Prozent (über fünf Hektar) zu.

Einer FBG / WBV gehören überwiegend Waldbesitzer an, die ihr Holz nutzen. Die Waldbesitzer, die an der jährlichen Holzeinschlagserhebung teilnehmen, sind zu 80 Prozent Mitglied bei einem FZus.

Informationsquellen für den Waldbesitzer

Im INTERREG-Projekt wurden die Waldbesitzer hinsichtlich der Glaubwürdigkeit von Informationsquellen rund um das Thema Wald befragt. Dabei wurden eingestuft als

sehr glaubwürdigdie Forstverwaltung, die forstlichen Zusammenschlüsse, die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft und der Waldbesitzerverband
weniger glaubwürdigdie Wissenschaft, private Unternehmer, der Umwelt- und Jagdverband und die Medien.

Eine forstliche Beratung ist nur dann erfolgreich, wenn der Berater auch als glaubwürdig angesehen wird. Nur dann ist zu erwarten, dass die Beratungsinhalte angenommen und umgesetzt werden.

Forstliche Beratung im Privatwald

Bei der Holzeinschlagserhebung 2004 und 2007 wurden auch Fragen zum Thema Forstliche Beratung gestellt. Die Waldbesitzer wurden gefragt von welchen Institutionen sie sich in forstlichen Fragen beraten lassen. 2007 wurde zusätzlich erhoben, wie die Waldbesitzer mit dieser Beratung hinsichtlich Kompetenz, Verfügbarkeit und Intensität zufrieden sind (Abb. 2). Insgesamt ist die Beratungsquote über alle Größenklassen um etwa zehn Prozent angestiegen.

Erhebung 2004:

  • Wenige Waldbesitzer nutzen ausschließlich das Beratungsangebot von FBG / WBV.
  • Die Kombination staatlicher Revierleiter / FZus wurde seltener genannt als 2007.
  • Der zuständige Förster war für 40 Prozent der Waldbesitzer der erste Ansprechpartner.

Erhebung 2007:

  • 70 bis 90 Prozent aller Waldbesitzer mit Besitzgrößen bis 200 Hektar nahmen eine forstliche Beratung in Anspruch.
  • Jeder Dritte ließ sich nur von der FBG / WBV beraten.
  • Knapp jeder Dritte vertraute ausschließlich auf den zuständigen staatlichen Förster.
  • Ein erheblicher Teil der Waldbesitzer nutzt sowohl die Beratung der FZus als auch die des Försters.
  • Private forstliche Dienstleister sind in allen Besitzgrößen vertreten, spielen aber eine geringe Rolle.
  • Die Waldbesitzer waren mit der Beratung in Hinblick auf Kompetenz und Verfügbarkeit zu 13 Prozent unzufrieden und zu 70 Prozent zufrieden. 17 Prozent äußerten sich weder positiv noch negativ.
  • Mit der Intensität der Beratung sind 65 Prozent der Waldbesitzer zufrieden, 30 Prozent wünschen sich eine Verbesserung.


In Folge der Forstreform 2005 verschob sich die Beratungstätigkeit von den Revierleitern hin zu den forstlichen Zusammenschlüssen. Die Attraktivität der FZus wurde durch die Änderung der Rechtsform (weg vom eingetragenen, hin zum wirtschaftlichen Verein), Fusionen und damit verbunden größere Marktanteile und die Anstellung von forstfachlich ausgebildetem Personal erheblich verbessert.

Beratungssituation in Ostbayern und im Oberallgäu

In Ostbayern lassen sich die privaten Waldbesitzer am häufigsten von staatlichen Revierleitern beraten, die FZus stehen erst an zweiter Stelle. Im Oberallgäu ließen sich aufgrund des hohen Organisationsgrades auch vermehrt Waldbesitzer mit kleineren Waldflächen von Mitarbeitern der FZus beraten. Unternehmer und Holzhändler werden in beiden Regionen weitaus weniger als vertrauenswürdige Berater in Anspruch genommen. Die Waldbesitzer waren mit den beratenden Institutionen überwiegend zufrieden.

In den Landkreisen Hof und Wunsiedel wurden die Waldbesitzer auch konkret nach ihrem Beratungsbedarf gefragt. Danach haben 41 Prozent der Waldbesitzer in diesen Regionen einen Beratungsbedarf, 42 Prozent sind nicht an einer Beratung interessiert. Die Mehrzahl der Waldbesitzer in diesen Landkreisen würde auch an einer Sammelberatung teilnehmen (82 Prozent), 18 Prozent ziehen eine Einzelberatung vor.

Waldpflegeverträge

An Waldpflegeverträgen (WPV) sind aktivere Waldbesitzer interessiert, die diese Möglichkeit kennen und auch schon Arbeiten an Dritte delegiert hatten. Der Anteil nimmt mit der Waldgröße von sechs auf 18 Prozent zu, tatsächlich abgeschlossen hat einen WPV allerdings nur ein Prozent der Waldbesitzer. Über einen WPV denken die Waldeigentümer nach:

  • aus Zeitmangel: 43 Prozent
  • aus persönlichen Gründen (Alter, Krankheit): 43 Prozent
  • aufgrund eines Vorschlags des Försters: 14 Prozent

Die Waldbesitzer haben verschiedene Erwartungen nach Anschluss eines WPV (Abb. 3). Sie kennen die Vorteile hinsichtlich fachlich fundierter Bewirtschaftung und Entlastung im Arbeitstechnischen Bereich. Es ist ihnen jedoch wichtig, dass die entstehenden Kosten gedeckt werden. Lieber wäre ihnen natürlich noch, wenn Gewinne erwirtschaftet würden.

Tendenziell mehr interessiert an WPVen sind Waldbesitzer, die ihr Holz vermarkten oder solche, die in den letzten beiden Jahren von einem staatlichen Förster, einem FZus oder einem Unternehmer beraten wurden. Waldbesitzer, die

  • selbst weiter von ihrem Wald entfernt wohnen,
  • deren Erben weiter vom Wald entfernt wohnen,
  • eher selten in ihrem Wald nach dem Rechten sehen oder
  • kein finanzielles Einkommen vom Wald benötigen

sind ebenfalls an WPVen interessiert, haben aber bisher wenig darüber nachgedacht.

Fazit

Bei der Organisation, dem Beratungsbedarf und der Wahl der bevorzugten forstlichen Berater sind regionale Unterschiede klar zu erkennen. Vor allem die beiden wichtigsten Beratungsinstitutionen genießen bei den Waldbesitzern eine hohe Glaubwürdigkeit und beraten zu deren Zufriedenheit. Besonders die Kombination der waldbaulichen Beratung von dem staatlichen Revierleiter, der als neutral betrachtet wird, mit der professionellen Holzvermarktung und Dienstleistung seitens der FZus überzeugt viele Waldbesitzer.