Die Durchforstungsrückstände in Österreichs Wäldern haben wieder zugenommen, nicht zuletzt wegen zu geringer Deckungsbeiträge durch die in der Durchforstung möglichen Sortimente. Mehrere frühere Durchforstungen wären aber wirtschaftlicher als ein einziger späterer Eingriff.

Die österreichische Waldinventur 2007/09 weist einen "natürlichen Abgang" von über zwei Millionen Festmeter pro Jahr aus. Diese nicht genutzte Holzmenge mag für die Biodiversität gut sein, aber zumindest in günstigen Bringungslagen verrottet damit gutes Geld im Wald, gehen wertvolle Rohstoffe für die Holzindustrie verloren und werden große Mengen CO2 – ohne energetischen oder stofflichen Nutzen – in den Kreislauf der Natur freigesetzt.

Durchforstung kostet Geld

Abhängig von Hangneigung, Bringungserschwernissen, Gelände- und Bodenbeschaffenheit sinken die Ernte­kosten mit zunehmendem Mechani­sierungsgrad. Die zu erntende Holz­dimension (Media) hingegen hat unabhängig vom Ernteverfahren einen wesentlichen Einfluss auf die Holzernte­kosten.

Gut befahrbar

Nur 37 % der österrei­chischen Waldfläche liegt im meist gut befahrbaren Gelände bis 30 % Hangneigung. Hier ist die vollmechanisierte Durchforstung mit Harvester und Forwarder allen anderen Verfahren überlegen.

Bedingt befahrbar

Aber 38 % der Wald­­fläche hat Hanglagen mit 31 bis 60 %. Dieser Übergangsbereich zum Seilgelände ist nur bedingt befahrbar. Die Bandbreite anwendbarer Verfahren reicht je nach Bodenbeschaffenheit von kos­tengünstigem Harvester/Forwarder-Einsatz über eine Kombination von Traktions­winden unterstütztem Spezialharvester zur Fällung, Aufarbeitung und Vorrückung sowie einem Seilgerät zur Bringung im Sortimentverfahren bis zur teuren motormanuellen Ernte mit Tragseilbringung.

Steiles Gelände

25 % der Waldflächen liegen in steilerem, mehr als 60 % geneigtem Gelände. Hier kommt nur noch motormanuelle Ernte mit Seilgerätebringung in Frage. Die höchste Mechanisierungsstufe kann durch den Einsatz leistungsfähiger Seilgeräte im Baumverfahren in Kombination mit Kranprozessoren erreicht werden. Aber nicht nur die Kosten der Holzernte sind im steilen Gelände hoch. Auch das Ausmaß der Ernteschäden ist in der Durchforstung - abhängig vom Verfahren und von der Motivation der Erntemannschaft - oft bedenklich hoch.

Aber zurück zu den befahrbaren Lagen: Hier entscheiden Kleinwaldbesitzerinnen und -besitzer mit der Auswahl des Verfahrens über die Wertschöpfung aus ihrem Wald. Die Anwendung hoch- oder vollmechanisierter Verfahren bedingt in der Regel einen Unternehmereinsatz und damit einen Verzicht auf das Arbeitseinkommen aus der Holzernte. Ob die Holzernte in Eigenleistung erbracht werden kann bzw. sinnvoll ist, entscheidet

  • die verfügbare Zeit des/der Wald­eigentümers/in,
  • Können, Routine und Erfahrung,
  • vorhandene Ausstattung mit Maschinen, Geräten und Ausrüstung,
  • Lieferfristen bzw. die Forstschutz­situation beispielsweise nach Katastrophen,
  • aber auch die Verfügbarkeit von Dienstleistern

Die hohe Unfallgefahr bei geringer Routine und mangelhafter Ausrüstung sollte jedenfalls auch bedacht werden.

Wenn Leistung, Kosten und Schadenspotenzial der einsetzbaren Arbeitssysteme bekannt wären, wäre eine Vorauskalkulation von Kosten und Nutzen einer Durchforstung einfach und damit die Entscheidung für ein bestimmtes Verfahren erleichtert.

Die Ermittlung der Kosten des Erntesystems (Maschinen, Personal, Hilfsmittel) ist mit Hilfe betriebseigener Daten, der Forstmaschinendaten vom BFW oder des Österreichischen Kuratoriums für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) meist nicht schwer.

Schwieriger ist die Anschätzung der Leistung des jeweiligen Systems für einen speziellen Holzernteeinsatz. Fehlen dazu betriebseigene Erfahrungswerte, kann das Internet-Werkzeug HeProMo von der Schweizerischen WSL (Gratis-Download auf Waldwissen.net) bzw. die Broschüre "Leistungsdaten Harvester" von FHP bei der Schätzung der Systemproduktivität helfen. Eine wertvolle Hilfe für die Produktivitätsschätzung bietet auch die Tabelle "Leistungsdaten – Holzernte" im Forst-Jahrbuch des Agrarverlages. Für die Ermittlung der Produktivität sollten BHD und Volumen des Grundflächenmittelstammes der Entnahmebäume sowie die Bringungsverhältnisse bekannt sein.

Die Abschätzung des Schadenspotenzials eines Arbeitssystems in einer bestimmten Situation ist Erfahrungssache. Der Anteil der Z-Stämme mit Rindenverletzung kann je nach Verfahren, Arbeitsvorbereitung und äußeren Bedingungen bis 40 % zu betragen. Jede Verletzung am Erdstamm bedeutet eine gravierende Wertminderung und schmälert den zu erwartenden Wertzuwachs. Reine Kostenoptimierung bei der Durchfors­tung kann langfristig sehr teuer werden.

Sorgfältige Planung und Arbeitsvorbereitung

Der Schlüssel zur Schadensvermeidung liegt in sorgfältiger Planung und Arbeitsvorbereitung. Mit zunehmender Mechanisierung nimmt der Aufwand für die Arbeitsausführung ab, der Planungs- und Vorbereitungsaufwand jedoch steigt.

  • Die Auszeige der zu entnehmenden Stämme, aber auch die Kennzeichnung der Z-Bäume mit maschinengerechter Markierung, um Schäden an den Z-Stämmen zu vermeiden.
  • Die optimale Feinerschließung (Rückegassen und Lagerplätze) des Waldes ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Holzernteeinsatz – ganz gleich mit welcher Technik.
  • Eine gut geplante Abfuhrlogistik sowie Koordinierung der Einsatzorte (kürzere Wartezeiten, weniger Maschinenübersiedlungen) sparen Geld.

Die Auszeige hat einen gravierenden Einfluss auf die Bestandesschäden. Bort und Pfeuffer (1999) haben festgestellt, dass bei der Durchforstung mit Harvester mit gut sichtbarer Auszeige der Z-Stämme und der Entnahmestämme die wenigsten Z-Stämme beschädigt wurden (0 bis 2 %). Ohne Markierung der Z-Bäume wurden hingegen 10 % beschädigt.

Weitere Schäden passieren bei der Rückung durch den Forwarder, wobei neben der Geländeneigung und der Sorgfalt des Fahrers die richtige Breite und der Verlauf der Rückegassen entscheidend sind.

Arbeit im steilen Gelände belastet den Fahrer überdurchschnittlich, die Konzentrationsfähigkeit sinkt rasch ab. Häufigere Pausen können Abhilfe schaffen, sind aber oft auf Grund des Kosten- und Leistungsdruckes nicht möglich. Größere Schäden an Boden und Bestand sind meist die Folge.

Oberflächenschäden am Boden sind von Geländeneigung, Wassersättigung und Witterung, aber auch von der Ausrüstung der Maschine abhängig. Verdichtungsschäden hingegen sind an der Bodenoberfläche nur selten direkt erkennbar, wirken aber viele Jahrzehnte nach.

Kosten und Nutzen bei verschiedenen Durchforstungsstrategien

Aus Daten der Durchforstungsdauerversuchsfläche "Ottenstein Zieringser Teich" und der modellierten weiteren Entwicklung dieser Bestände wurden Ernte­kosten und Durchforstungserlöse bei verschiedenen Behandlungsvarianten berechnet (Genaueres zum Versuchsdesign).
Die Berechnung der Durchforstungskosten erfolgte aus den mittels HeProMo (WSL) ermittelten Produktivitäten und den mittels BFW-Forstmaschinen-Datenbank ermittelten Gesamtkosten der eingesetzten Arbeitssysteme. Die Kosten wurden für drei Mechanisierungsstufen bzw. Organisationsformen kalkuliert:

  • Vollmechanisiert mit Harvester/Forwarder als Unternehmerleistung
  • Teilmechanisiert im Sortimentverfahren mit Motorsäge sowie Traktor mit Seilwinde als Nachbarschaftshilfe im Maschinenring
  • Teilmechanisiert im Sortimentverfahren mit Motorsäge sowie Traktor mit Seilwinde als Eigenleistung

Zur Vereinfachung wurde bezüglich Ausformung der Sortimente in allen Varianten die gleiche Sorgfalt vorausgesetzt, womit der Erlös aus den Durchforstungssortimenten bei allen Verfahren gleich angenommen werden konnte.

Wenig überraschend ist: Die Kosten eines frühen Eingriffes im Alter von 22 Jahren (15,2 cm BHD des Grundflächenmittelstammes der Entnahme) sind in jeder Variante sehr hoch. Vollmechanisiert müssen für die erste Durchforstung rund 40 bis 49 €/Efm und teilmechanisiert, in der Nachbarschaftshilfe nach Maschinenringsätzen verrechnet, 55 bis 59 €/Efm veranschlagt werden. Diesen Kosten stehen durchschnittliche Erlöse (Preise 2013, Agrarpreisstatistik der Statistik Austria) in der Höhe von 47,5 €/Efm gegenüber.

Durch den Wachstumsimpuls werden aber bis zum zweiten Eingriff nach weiteren zwölf Jahren die Erntekosten auf 20 bis 31 €/Efm halbiert und die Erlöse auf 85 €/Efm nahezu verdoppelt. Ein allfälliger Verlust aus der ersten Durch­­fors­tung wird dadurch kompensiert.

Lässt man den ersten – teuren – Durchforstungseingriff aus und durch­fors­tet das erste Mal im Alter 34, erzielt man bei einem Durchschnittserlös von knapp 73 €/Efm und Erntekosten von 23 bis 28 €/Efm bei Vollmechanisierung sowie 32 bis 36 €/Efm bei Teilmechanisierung zwar etwa den gleichen Gesamtertrag wie aus zwei Eingriffen im Abstand von zwölf Jahren.

Während der verbleibende Vorrat auf beiden Varianten praktisch ident ist (270 zu 273 Vfm/ha), ist aber der Bestand nach zwei Durchforstungen mit einem H/D-Wert von 80 weiterhin sehr stabil, das H/D- Verhältnis des verspätet durchforsteten Bestandes steigt hingegen bereits auf 89 und kommt damit in den Gefährdungsbereich durch Schnee und Wind. Erwähnenswert ist auch, dass durch frühe erste Durchforstung in Summe um etwa 5% mehr Holz für die Industrie bereitgestellt werden kann.