Mit den gegenwärtigen Möglichkeiten der GPS-Telemetrie wurde die Lebensraumnutzung von wildlebendem Damwild in einem Untersuchungsgebiet inmitten des Biosphärenreservates „Schorfheide-Chorin“(Brandenburg) unter den Bedingungen der heutigen Forst- und Landwirtschaft untersucht. Zu diesem Zweck wurden 17 Stücken Damwild mit GPS-Senderhalsbändern versehen. Die Nutzung von insgesamt 111 Habitatelementen der Wald- und Feldflur durch die besenderten Tiere konnte dokumentiert werden.

In den sechs bevorzugten Waldhabitaten erfolgte die hauptsächliche Nutzung in pflanzenarmen Schatt- bzw. Dichtwaldhabitatelementen mit wenig bzw. sehr geringem Verjüngungspotential. Eine bevorzugte Nutzung von Waldhabitaten mit Drahtschmielenbewuchs konnte nicht festgestellt werden. Die Nutzung von vier hauptsächlich Habitatelemente der Feldflur konnte ermittelt werden. Dabei nehmen Gras- und Futterflächen eine bevorzugte Stellung ein. Die Nutzung in den späten Frühlings- und den Sommermonaten wird bezüglich des möglichen Wildschadens als bedenklich eingeschätzt. Erwartungsgemäß konnte ermittelt werden das mit zunehmender Entfernung der Feldflächen zum Waldrand die Nutzungsintensität der Feldflächen durch die besenderten Tiere abnahm.

Durch die Ortung von sieben Versuchstieren im 10-Minutentakt konnte die Wegstrecke je Flächeneinheit ermittelt werden. Weibliche Versuchstiere waren in ihren kleineren (durchschnittlich 501ha) Streifgebieten mindestens ebenso aktiv wie die Hirsche in ihren größeren (durchschnittlich 1.581ha) Streifgebieten.

Am häufigsten genutzte Habitatelemente

Die folgenden 10 Habitatelemente wurden am häufigsten genutzt. Dabei konnte auch die Nutzung in den Ruhe- bzw. Aktivphasen ermittelt werden:

Pflanzenarmer Buchen-Schattwald W32a1 Kat.-ID 330
Verjüngungspotential: sehr gering
Nutzung: Ruhephasen: 78 % ; Aktivphasen: 22 %

Pflanzenarmer Kiefern-Buchen-Schattwald W33a1 Kat.-ID 360
Verjüngungspotential: kein
Nutzung: Ruhephasen: 69 % ; Aktivphasen: 31 %

Blaubeer-Kiefer-Buchen-Schattwald W33a3 Kat.-ID 362
Verjüngungspotential: sehr gering
Nutzung: Ruhephasen: 63 % ; Aktivphasen: 37 %

Nadelbaum-Dichtwald W42N1 Kat.-ID 410
Verjüngungspotential: kein – Seitensprossverbiss – Schäle
Nutzung: Ruhephasen: 84 % ; Aktivphasen: 16 %

Blaubeer-Lockerdecken-Kiefern-Lichtwald W11r7a Kat.-ID 116
Verjüngungspotential: mäßig
Nutzung: Ruhephasen: 32 % ; Aktivphasen: 68 %

Himbeer-Drahtschmielen-Kiefern-Lichtwald W11r3 Kat.-ID 112
Verjüngungspotential: mäßig – Äsung durch Krautschicht
Nutzung: Ruhephasen: 34 % ; Aktivphasen: 66 %

Frischwiese, Grasland OFw3 Kat.-ID 70
Wildschadenspotential(Damwild): sehr gering
Nutzung: Ruhephasen: 21 %; Aktivphasen: 79 %

Wintergetreide-Schlag OFg Kat.-ID 706
Wildschadenspotential(Damwild): mit fortschreitender Vegetation ansteigend
Nutzung: Ruhephasen: 52 % ; Aktivphasen: 48 %

Sommergetreide-Schlag OFgs Kat.-ID 725
Wildschadenspotential(Damwild): mit fortschreitender Vegetation ansteigend
Nutzung: Ruhephasen: 46 % ; Aktivphasen: 54 %

Flächen mit Eiweißpflanzen und Ackerfutter OFbb Kat.-ID 726
Wildschadenspotential(Damwild): Tritt- u. Liegeschäden tolerierbar
Nutzung: Ruhephasen: 12 % ; Aktivphasen: 88 %