Brutvögel in Douglasien- und Weißtannenbeständen Südwestdeutschlands

Die Douglasie wurde um 1830 aus Nordamerika nach Europa eingeführt und wird seit ca. 1950 verstärkt in Deutschland angebaut. Durch gute Wuchsleistungen und Holzqualitäten auch auf mageren und trockenen Standorten ist sie den einheimischen Baumarten in wirtschaftlicher Hinsicht zumeist deutlich überlegen. Seit einigen Jahren wird ihr Anbau auch mit den möglichen Auswirkungen eines Klimawandels begründet – sie gilt als vergleichsweise "klimastabil".

Einige Vogelarten wie Tannenmeise, Haubenmeise und die Goldhähnchen sind eng an Koniferen gebunden und besiedeln natürliche wie standortsfremde Nadelwälder. Andere wie der Schwarzspecht können aufgrund verbesserter Nahrungsgrundlage durch in den Laubwald eingestreute Nadelholzflächen ihre Siedlungsdichte erhöhen. Mit dem Sommergoldhähnchen hat sogar eine Art, von der vermutlich 30% des europäischen und somit annähernd des weltweiten Bestandes in deutschen Wäldern lebt, sehr stark vom Nadelholzanbau profitiert.

Das Vorkommen mehrerer Nadelbaumarten erhöht grundsätzlich das Nahrungsangebot für Vögel, da jahrweise Unterschiede bezüglich Samenerträgen und Insektenbesiedlung ausgeglichen werden. Bei einer Fehlmast der Fichte kann die Tannenmeise auf die Samen von Waldkiefer oder Weißtanne zurückgreifen. Während der Buntspecht in einem Jahr reichlich Nahrung durch eine Massenvermehrung des Buchdruckers an der Fichte findet, kann es im nächsten Jahr der Große Waldgärtner an der Kiefer oder der Lärchenborkenkäfer sein. Die Vielzahl von Koniferen in Wäldern und Gärten reduziert das Risiko von Nahrungsengpässen.

Brutvogelkartierung in Nadelholzbeständen

Douglasienwälder stellen für europäische Tierarten einen relativ "neuen" Lebensraum dar, dessen tatsächliche Nutzung erst teilweise bekannt ist. Dabei ist zunächst von der Vermutung auszugehen, dass kontinentfremde Baumarten in ihrer neuen Heimat von weniger Tierarten besiedelt werden als vergleichbare europäische Arten. Mit der hier dargestellten Kartierung soll überprüft werden, ob Brutvögel in Douglasienbeständen in vergleichbarer Artenzahl und Siedlungsdichte wie in Beständen der einheimischen Nadelbaumart Weißtanne anzutreffen sind.

Im Stadtwald Gaggenau, Baden-Württemberg, wurden in den Jahren 2014 und 2015 die Brutvögel in vier Douglasienbeständen mit insgesamt 17,2 ha und vier Weißtannenbeständen mit insgesamt 15 ha kartiert. Um vergleichbare Verhältnisse zu bekommen, wurden Bestände von ähnlichem Alter und Dimension sowie geringer Strukturvielfalt ausgewählt. Die Brutvogeldichten wurden getrennt nach Kronenbewohnern und Stammabsuchern ("echte Baumvögel") einerseits und Bodenvögeln und Buschbrütern ("Waldstrukturzeiger") andererseits betrachtet.

Ergebnis: ähnliche Brutvogelwelt an Douglasien, Weißtannen und Fichten

In beiden Fällen wiesen die Douglasienbestände etwas geringere Dichten auf, insgesamt waren es im Vergleich zu den Weißtannen 78% der Reviere bei 72% der Registrierungshäufigkeit. Das Fehlen des Buntspechtes in den Douglasien konnte anhand einer Suche nach Höhlenbäumen bestätigt werden. In anderen Studien sind unterschiedliche Ergebnisse erzielt worden. Bei einem weiteren Vergleich mit der Weißtanne und einem mit einem Fichtenbestand wiesen die Douglasien höhere Brutvogeldichten auf, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Douglasienbestände reicher strukturiert waren (mehr Laubunterholz und Waldwege, andere Hangexposition). Die Gegenüberstellung mit einem anderen Fichtenbestand ergab geringere Werte bei der Douglasie.

Die Ergebnisse deuten auf eine insgesamt recht ähnliche Brutvogelwelt an Douglasien, Weißtannen und Fichten hin. Die festgestellten Unterschiede sind vermutlich eher auf die Struktur der untersuchten Waldbestände als auf die dominierende Baumart zurückzuführen.