Der Feldhase (Lepus europaeus) hat eine hohe Geburtenrate. Dennoch nehmen die Bestände in weiten Teilen Europas weiter ab. Viele Untersuchungen zeigen aber, dass die Dichte der Feldhasenpopulation durch vergleichsweise einfache Maßnahmen wieder erhöht werden kann.

Fakten zum Feldhasen:

Kopf-Rumpf-Länge43 – 70 cm
Körperhöhe11 – 15 cm
Schwanz (Blume)6 – 13 cm;
oben schwarz, unten weiß gefärbt
Ohren (Löffel)9 – 13 cm; mit schwarzer Spitze
Rückenfärbungocker bis braunrot
Bauchfärbungcremeweiß
Gewicht2,5 – 6,5 kg

Verbreitung

Als relativ wärmeliebende Art bewohnt der Feldhase offene und halboffene Landschaften wie Agrarlandschaften mit Hecken und Büschen, Steppen und Dünengebiete sowie lichte Wälder. Er ist von Frankreich bis in den Südwesten Sibiriens und in den Nordwersten der Mongolei verbreitet. Von Nord nach Süd reicht das Areal von Dänemark und Finnland bis in das nördliche Italien und in den Süden Griechenlands. Auf der Iberischen Halbinsel ersetzt der kleinere Iberische Feldhase (Lepus granatensis) unseren Feldhasen. In Biologie und Lebensweise sind sich beide Arten sehr ähnlich.

Fortpflanzung

Die Häsinnen sind in Mitteleuropa von Januar bis September fortpflanzungsfähig. Der eindeutige Höhepunkt bei der Paarungsbereitschaft liegt aber im Frühlingsmonat April. Sobald der männliche Hase, der Rammler, eine Häsin entdeckt, verfolgt er sie in einer wilden Jagd. Hat die Häsin von der Verfolgungsjagd genug, richtet sie sich auf und verabreicht ihrem aufdringlichen Verehrer einige deftige Ohrfeigen, die er erwidert. Häufig verfolgen auch mehrere Rammler eine Häsin (Abb. 2). Letztendlich bestimmt die Häsin Zeitpunkt und Dauer des Paarungsaktes.

Nach 42 bis 43 Tagen bringt die Häsin meist ein bis vier, selten sechs, vollständig entwickelte Junge zur Welt. Die voll behaarten und sehend geborenen Junghasen sind ausgesprochene Nestflüchter. Häsinnen können drei bis vier Mal im Jahr Junge bekommen. Zu ihrer hohen Geburtenrate trägt auch die Superfötation oder Doppelträchtigkeit bei: Eine erneute Befruchtung ist während einer bereits bestehenden Trächtigkeit möglich.

Bestandsrückgang

Trotz der hohen Geburtenrate nehmen die Bestände in weiten Teilen Europas weiter ab. Hauptgrund ist wohl die intensive Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Getreide auf immer größeren Feldern. Saum-, Kraut- und Staudenfluren schwinden und Brachflächen werden weniger. Bei den Unterschieden in der Populationsdichte spielen allerdings auch das Klima, die vorherrschende Bodenart und die damit verbundene Landnutzung eine große Rolle.

Der Feldhase ist ein Pflanzenfresser, der auf eine große Pflanzenartenvielfalt in der Nahrung angewiesen ist. Besonders im Frühjahr und Sommer sind Ackerwildkräuter für seine Ernährung wichtig. Der Nahrungsselektierer bevorzugt wilde Kräuter wie Rotklee, Schafgarbe, Rotschwingel und Gänseblümchen. In der heutigen Agrarlandschaft haben lokal auch Beutegreifer einen negativen Einfluss auf die Populationsdichte.

Hilfsmaßnahmen

Dem Feldhasen hilft es, die Kulturartendiversität und Strukturvielfalt im Offenland zu erhöhen sowie die Bewirtschaftung lokal zu extensivieren. Brachflächen spielen hier eine wichtige Rolle, da diese sowohl die Deckung als auch die Nahrungsverfügbarkeit deutlich verbessern. Der Hase hat vom kleinräumigen Mosaik der bäuerlichen Ackerlandschaft mit artenreicher Fruchtfolge, gemischt mit bewachsenen Rainen, jahrhundertelang profitiert. Mit dem Anlegen von Brachflächen kann die Dichte der Feldhasenpopulation wieder erhöht werden.