Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) ist unsere attraktivste Molchart. Zumindest im Frühjahr, wenn er seine "Wassertracht" angezogen hat, mutet er tropisch an. Der Lurch des Jahres 2019 ist unsere zweitgrößte Molchart, in Mitteleuropa weit verbreitet und vielerorts ein Tier des Waldes.

Tropische Farbenpracht direkt vor der Haustüre

Zwischen den Männchen und Weibchen gibt es deutliche Unterschiede. Während die Männchen etwa 7–9 cm groß werden, erreichen die Weibchen eine Länge von 7–12 cm. Somit ist der Bergmolch größer als unsere heimischen Faden- und Teichmolche, jedoch kleiner als der Kammmolch.

Auch farblich unterscheiden sich die Geschlechter. Auffällig ist vor allem der ungefleckte, orangerot gefärbte Bauch der Männchen. Oberseitig wirken die Männchen stark bläulich. An den Flanken besitzen sie ein silberweißliches Längsband, das mit unregelmäßigen dunklen Flecken durchsetzt ist. Ebenfalls markant ist der während der Paarungszeit deutlich sichtbare, glattrandige Rückensaum, der abwechselnd weißgelb schwarz gebändert erscheint. Diese Rückenleiste ist während des von Juni bis März stattfindenden Landaufenthaltes stark reduziert. Den Rücken der Weibchen dagegen ziert ein bräunliches, dunkles Netzmuster auf leicht blaugrauem Hintergrund. Auch fehlt ihnen der Rückensaum.

Verbreitung

DasVerbreitungsgebiet des Bergmolchs erstreckt sich vom nordwestlichen Frankreich ostwärts über Norditalien und dem südlichen Dänemark über dem Balkan bis nach Rumänien und der Ukraine. In Deutschland ist die Art in den südwestlichen Bundesländern beheimatet, während der Nordosten nicht und der Nordwesten nur lückenhaft besiedelt sind. In Bayern kommt der Bergmolch vor allem in dicht bewaldeten Regionen wie dem Spessart, der Fränkischen Alb und im Alpenvorland vor. Höhenlagen seiner Laichgewässer spielen kaum eine Rolle, reichen von 50 m im Norden Deutschlands bis über 2.000 m ü.NN im Allgäu. Der Bergmolch ist neben Alpensalamander, Grasfrosch und Erdkröte eine der wenigen Amphibienarten, die sich den alpinen Lebensraum erschlossen haben.

Lebensraum

In den niederen und mittleren Lagen ist der Bergmolch vor allem in Laub- und Laubmischwäldern anzutreffen. Die üppige Streuschicht dieser Wälder ist ein wichtiger Mikrolebensraum, der dem Molch als Versteck aber auch als Nahrungsquelle dient. Reine Fichtenforste meidet er hingegen. In den höheren Lagen der Alpen findet man ihn oberhalb der Waldgrenze häufig in Mooren und in der Kraut- und Graslandschaft.

Er ist äußerst anpassungsfähig und bei der Auswahl seiner Laichgewässer wenig wählerisch. Es reicht, dass die Gewässerumgebung günstig und das Gewässer selbst nicht zu stark verschmutzt oder mit Fischen besetzt ist. Er bevorzugt aber eher kühlere und kleinere Gewässer im oder in der Nähe von Wald. Neben Teichen, Tümpeln und Weihern kann man den Bergmolch auch in Wegegräben, wassergefüllten Reifenspuren und anderen temporären Kleinstgewässern beobachten. Ebenso wenig spielt es eine Rolle, ob die Gewässer im Voll- oder Halbschatten, sonnenexponiert, pflanzenfrei oder dicht verkrautet sind. Ein schlammiger, mit Falllaub bedeckter Gewässerboden ist ausreichend.

An Land sind die Tiere überwiegend nachtaktiv. Tagsüber versteckt sich der Bergmolch in kühl-feuchten Unterschlüpfen in unmittelbarer Nähe zu seinen Laichgewässern. Hierzu zählen liegende Baumstämme und -stubben, Totholz- und Steinhaufen sowie Nagerbauten. Diese Tagesverstecke nutzt der Bergmolch auch zur Überwinterung. Ein Teil der Bergmolche wandert im Herbst wieder zum Laichgewässer zurück, um darin zu überwintern. Bergmolche entfernen sich äußerst selten weit von ihren Laichgewässern. Ihre Wanderleistung beträgt etwa 100 bis 1.000 m.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzungszeit der Bergmolche wird ganz maßgeblich von der Außentemperatur beeinflusst. So begünstigen anhaltende Temperaturen von über 5 °C und eine hohe Luftfeuchtigkeit die Wanderbereitschaft der Molche. Der Großteil der Molche wandert im Frühjahr ab Mitte März zu den Laichgewässern, die Männchen früher als die Weibchen. Im Hochgebirge erfolgt die Anwanderung aufgrund der geringeren Temperaturen in der Regel bis zu zwei Monate später.

Im Wasser findet ein sehr aufwendiges Balzverhalten statt. Das Bergmolch-Männchen wedelt dem Weibchen immer wieder Duftstoffe über seinen Schwanz zu. Am Ende der Balz wird das vom Männchen am Gewässerboden abgesetzte Samenpaket über die Kloake des paarungsbereiten Weibchens aufgenommen. Einige Tage nach der Paarung legt das Weibchen 70 bis knapp 400 Eier, die es, typisch für all unsere heimischen Wassermolche, einzeln in Wasserpflanzen wickelt. Die Embryonalentwicklung dauert 10–26 Tage, dann schlüpfen die Larven. Für ihre weitere Entwicklung benötigen die Larven zwei bis vier Monate, ehe sie als 30–60 mm große Jungtiere im Juli bis September in die Landphase übergehen und in geeignete Lebensräume abwandern.

Nahrung

Sowohl Larven als auch adulte Molche gelten als Generalisten bei ihrem Beutespektrum. Je nach Verfügbarkeit im jeweiligen Gewässer nehmen sie unterschiedliche Nahrung zu sich. Larven ernähren sich zunächst von Kleinstalgen, mit zunehmender Größe dann vorwiegend von Wasserflöhen. Ausgewachsene Bergmolche ernähren sich im Wasser von Bachflohkreisen, Mückenlarven, ins Wasser gefallenen Insekten, Regenwürmern sowie vom Laich und den Larven anderer Amphibienarten. Nicht selten fressen sie auch Eier und Laven der eigenen Artgenossen. An Land ernähren sich die Tiere von Insekten und deren Larven sowie von Würmern, Asseln und Spinnen.

Feinde

Raubfische gehören neben der Ringelnatter zu den wichtigsten Fressfeinden der Bergmolche im Gewässer. Eine Ko-Existenz zwischen Fischen und Molchen schließt sich auf Dauer aus, da die meisten Fische den Laich und die jungen Larven der Bergmolche fressen. Vorteilhaft sind für den Bergmolch Gewässerbereiche, die aufgrund zu geringer Wassertiefe von Fischen gemieden werden. Hinzu kommen weitere Räuber, wie Graureiher, Störche, Wasseramsel, Haubentaucher und Enten. An Land sind Wiesel, Marder, Igel, Spitzmäuse und Vögel die Hauptfressfeinde der Bergmolche.

Gefährdungen

Die weite Verbreitung, relativ große Populationen, die Präferenz für Wälder, der geringe Anspruch an die Laichgewässer und ihre hohe Anpassungsfähigkeit führen dazu, dass der Bergmolch auf der Roten Liste in Deutschland bundesweit noch als nicht gefährdet eingestuft wird. Weiter findet der Bergmolch auch keine Erwähnung in der FFH-Richtlinie. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz hat er aber den Status einer "streng geschützten" Art.

Dennoch ist auch der Bergmolch durch die Zerschneidung seiner Lebensräume betroffen. Unsachgemäßer Harvester- und Maschineneinsatz sowie das Verfüllen von Gewässern können der Art zusätzlich zu schaffen machen.

Bergmolchbestände sind vor allem durch Fischbesatz gefährdet. Dies betrifft häufig die Gebirgsseen und -teiche in den höheren Lagen, die mit Forellen und Saiblingen besetzt werden. Ohne ausgedehnte Flachwasserzonen, die von den Fischen schwer oder gar nicht erreicht werden können und als Rückzugsraum für den Bergmolch dienen, ist eine Koexistenz dauerhaft nicht möglich.

Schutzmaßnahmen

In der Nähe bestehender Populationen sollten geeignete Gewässer neu angelegt sowie bestehende, vor allem Klein- und Kleinstgewässer, erhalten werden. Diese werden vom Bergmolch rasch angenommen und können als Trittsteine zur Vernetzung von Populationen dienen. Solche Gewässer sollten stets frei von Fischen bleiben. Ideal ist daher, wenn sie periodisch trocken fallen. Bei Waldwegebaumaßnahmen sollten wasserführende Gräben so weit möglich erhalten bzw. neu angelegt und schonen unterhalten und gepflegt werden.

Der Landlebensraum spielt eine weitere entscheidende Rolle beim Schutz des Bergmolchs. Zusammenhängende Wälder stellen ausgesprochen wichtige Habitate für den Bergmolch dar. Hier findet er neben Laichgewässern ausreichend Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten während seiner Landphase. Die Habitate des Bergmolchs verbessern sich entscheidend durch die Anreicherung von Totholz sowie den Umbau nadelholzbetonter Wälder zu strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ebenfalls sollte der Maschineneinsatz in unmittelbarer Gewässernähe auf das Nötigste beschränkt werden.

Überall dort, wo der Bergmolch keinen Wald vorfindet, ist er auf eine Vernetzung der Waldgebiete über ausgedehnte Hecken- und Gehölzstreifen, Hochstaudenfluren und feuchten Grabensystemen zwischen den Äckern und Wiesen angewiesen.