Hat der Specht Rindenschuppen von Fichtenstämmen abgeschlagen, lohnt es sich, dass Forstleute oder Waldbesitzer die Bäume genauer untersuchen; sie könnten vom Borkenkäfer befallen sein. Doch nicht jeder Baum mit Spechtabschlägen ist auch ein klassischer "Borkenkäferbaum". Unter und in der Rinde leben durchaus noch andere Tiere, die dem Specht als Nahrung dienen.

Drei häufige und auffällige Arten

Die Kiefernzapfenwanze (Gastrodes grossipes) gehört zur Familie der Bodenwanzen. Die fünf bis sieben Millimeter große, an den Seiten dunkel gefärbte Wanze legt ihre Eier im April an Zapfen oder Nadeln – bevorzugt an Kiefer, aber auch an Fichte und andere Nadelhölzer. Nach dem Schlüpfen durchläuft die Larve fünf Larvenstadien. Larven und adulte Wanzen sitzen tagsüber versteckt in den Zapfen, um dort Pflanzensaft zu saugen; nachts saugen sie auch an den Nadeln der Wirtsbäume. Eine Schadwirkung ist nicht erkennbar, angenommen wird aber, dass die Wanze beteiligt ist bei der Verbreitung von Sphaeropsis sapinea, dem Erreger des Diplodia-Triebsterbens.

Die Fichtenzapfenwanze (Gastrodes abietum) unterscheidet sich von der Kiefernzapfenwanze durch ihre blassere Färbung. Sie legt ihre Eier im April/Mai an vorjährige Fichtenzapfen, die Larven und Imagines saugen an den Samen. Eine Schadwirkung durch die Saugtätigkeit ist auch hier nicht festzustellen.

Beide Arten überwintern als Imago in hochhängenden Zapfen oder hinter der Borke – wenn der Specht dann an die überwinternden Wanzen gelangen will, kommt es zu den auffälligen Spechtabschlägen.

Häufig sind runde, im Durchmesser zwei bis drei Millimeter große Bohrlöcher an den äußeren Borkenschuppen älterer Fichten zu sehen. Dahinter befinden sich kurze, wirr angelegte Fraßgänge in und unter toten Rindenschuppen. Verursacht hat diese der Fichtenrinden-Nagekäfer (Microbregma emarginatum, syn. Anobium emarginatum). Bei frischen Befall sind auch weiße Larven oder Puppen untern den Rindenschuppen zu finden. Da sich die Fraßgänge ausschließlich in der Borke befinden und nicht ins Kambium reichen, wird der Baum nicht geschädigt.

Was tun?

Spechtabschläge und Einbohrlöcher sind neben Nadelverfärbung auch Befallskennzeichen durch Borkenkäfer. Um einen Befall durch diesen auszuschließen, ist es hilfreich, die Abschlagstellen bis zum Kambium nach Fraßgängen zu untersuchen. Im Zweifelsfall ist eine Probefällung durchzuführen. Dann kann der Stammbereich am Kronenansatz auf Buchdruckerbefall sowie die Äste auf Befall durch Kupferstecher kontrolliert werden.