Von den rund 130 in Österreich vorkommenden Ameisenarten sind es im Wesentlichen die Waldameisen oder Formica-Arten, die je nach Lebensraum und Höhenlage eine forstliche Bedeutung haben. Die Unterscheidung der einzelnen Arten ist hauptsächlich aufgrund der Körpermerkmale möglich und dem Spezialisten vorbehalten.

Waldameisen stehen unter Naturschutz. Um die Waldameise in ihrem Bestand zu erhalten, ist es für den Waldbesitzer wichtig, durch geeignete Maßnahmen jene Lebensbedingungen zu schaffen, die für die Arterhaltung erforderlich sind.

Lebensbedingungen der Waldameisen

Der für eine Besiedelung durch Ameisen infrage kommende Standort sollte trocken sein und keinesfalls Staunässe aufweisen. Da dichte Bodenvegetation durch die Bodenbeschattung die Entwicklung verhindert, sind Ameisenhaufen hauptsächlich dort anzutreffen, wo üppiger Bewuchs mit krautigen Pflanzen fehlt. Eine Nadel- und Laubstreuschicht ist dagegen optimal.

Bevorzugt angenommen werden Lagen in süd- bis südwestlicher Ausrichtung mit schrägem Sonneneinstrahlwinkel (Platz an der Sonne). Ameisenkolonien finden sich deshalb meist an Waldlichtungen und Wegrändern. Auch spielt die Erdstrahlung bei der Wahl des Nestplatzes eine Rolle. Dieser ist stets an einer Kreuzungsstelle von zwei Wasseradern. Kahlflächen werden aufgrund der direkten Einstrahlung gemieden.
Den Kern eines Ameisenhaufens bilden oftmals alte Wurzelstöcke von Nadelhölzern oder Eichenstämmen.

Lebensweise

Waldameisen haben eine ausgeprägte soziale Lebensweise. Diese wird vor allem durch das Zusammenleben in Ameisenstaaten sichtbar. Es gibt drei Formen erwachsener Tiere: nämlich die geflügelten Geschlechtstiere (die Königinnen und die Männchen) sowie die zahlenmäßig überwältigende Mehrheit unfruchtbarer Arbeiterinnen.

Die als Königinnen bezeichneten fruchtbaren Weibchen werfen bald nach ihrem Hochzeitsflug die Flügel ab und widmen sich der Koloniengründung und Eiablage. Im März legen die Königinnen im Nest die Eier ab. Daraus schlüpfen flugfähige weibliche Geschlechtstiere.

Soll aus einer Larve eine Königin entstehen, erhält sie von den Arbeiterinnen ein spezielles Drüsenhormon, das die später schlüpfenden Arbeiterinnen nicht mehr bekommen (Abbildung rechts). So entscheidet sich in den ersten Tagen, ob aus der Larve eine Arbeiterin oder eine Königin wird.

Kurze Zeit nach dem Schlüpfen beginnt der Hochzeitsflug der neuen Generation. Nach diesem begeben sich die begatteten Weibchen in den Ameisenbau. Sie besiedeln entweder schon vorhandene Nester oder gründen ein neues, wobei sie auf Hilfsameisen angewiesen sind. Erst wenn eine Arbeiterinnengeneration herangewachsen ist, legt die Königin nur noch Eier. Bei der Begattung erhält das Weibchen Samen für ihr ganzes Leben, die in einer Samentasche aufbewahrt werden.

Bei der Eiablage kann das Weibchen die Eier selbst befruchten und es entwickeln sich Arbeiterinnen, oder es legt unbefruchtete Eier ab, aus denen Männchen schlüpfen. Waldameisen überwintern ohne ihre Entwicklungsstadien, das heißt, während der Winterruhe befinden sich nur Königinnen und Arbeiterinnen im Nest.

Lebenserwartung einer Ameise

Eine Rote Waldameise (Königin) hat eine Lebensdauer von 15-20 Jahren, die Rote Waldameise (Arbeiterin) lebt 5-6 Jahre.

Temperaturhaushalt

Das Ameisennest besteht aus einem oberirdischen und einem unterirdischen Teil, in dem verschiedene Temperaturzonen gegeben sind und die für die Entwicklung des Ameisenvolkes eine große Bedeutung haben. So benötigen die Ameisenpuppen eine Temperatur von etwa 31º C, während für die Eientwicklung 25º C und die Larvenentwicklung 28º C erforderlich sind. Durch den Kuppelbau des Ameisenhaufens herrschen im oberen Teil höhere Temperaturen vor.

Orientierungssinn und Ameisenstraßen

Wie alle Insekten zeichnen sich auch die Ameisen durch einen ausgezeichneten Orientierungssinn aus. Dazu bewegen sich Ameisen auf Linien, die als Ameisenstraßen bezeichnet werden und durch Duftstoffe markiert sind. Wird von einer Ameise eine Nahrungsquelle entdeckt, legt sie auf dem Rückweg zum Ameisenbau eine Duftspur an.

Am Ameisenbau angekommen, würgt sie Teile der Nahrung hervor und verteilt sie an andere Ameisen. Derart angeregt, machen sich die anderen Ameisen ebenfalls auf den Weg und folgen der Ameisenstraße. Auf dem Heimweg markieren sie ihrerseits den Weg mit Duftstoffen, so dass der Weg umso stärker duftet, je mehr Ameisen ihm folgen.

Gesundheitspolizei des Waldes

Besonders wegen der Vertilgung großer Mengen von Waldschädlingen gilt die rote Waldameise als ausgesprochener Nützling des Waldes. In einem Umfeld von ca. 20 - 50 m um den Ameisenbau vernichtet jedes Ameisenvolk pro Tag zehntausende Schädlinge bzw. deren Larven und Raupen. Es sollten somit in einem durch Schadinsekten gefährdeten Gebiet sehr viele Ameisenhügel vorhanden sein, um dieses gut zu schützen.

Den Arbeiterinnen obliegt die Beschaffung der Beute. Die Jagd findet oft in kleinen Gruppen statt, wobei größere Opfer gemeinsam überwältigt und in den Bau geschleppt werden. Durch Besprühen mit Ameisensäure werden die Beutetiere zuvor wehrlos gemacht. Auf diese Weise können viele Forstschädlinge wie etwa Borkenkäfer Lärchenminiermotten, Lärchenwickler und Blattwespenlarven dezimiert werden.
Die rote Waldameise ist Allesfresser, sie ernährt sich hauptsächlich aus zwei Quellen: Zum einen lebt sie von Insekten, Larven, Raupen und Spinnentieren, sowie von Kadavern. Zum anderen deckt der Honigtau, die Ausscheidung von Blatt- und Schildläusen, den Großteil ihres Energiebedarfs ab. Dazu wird die Blattlaus von den Ameisen betrillert und gibt einen Tropfen Honigtau ab, welchen die Ameise dann aufnimmt. Die Kleininsekten sind jedoch für die Ameisen viel wichtiger als der Honigtau, da nur aus ihnen das für die Königin wichtige Eiweiß gewonnen werden kann.

Ist im Frühjahr das Nahrungsangebot gering, sammeln die Tiere Pollen und Nektar von Blüten und Harzklumpen sowie Pilzmyzel in morschem Holz.
Da Ameisen auch von den Düften ölhältiger Samen angezogen werden, finden sie diese und bringen sie als ergänzende Nahrung in ihr Nest. Auf diese Weise tragen die Ameisen zur Verbreitung verschiedener Pflanzen bei.

Nahrungszusammensetzung

Die Nahrung eines durchschnittlichen einheimischen Waldameisennests, bestehend aus etwa einer Million Individuen, umfasst pro Jahr:

  • 10 Millionen Insekten, das sind 28kg oder 33% der Nahrungsmenge
  • ungefähr 200 Liter Honigtau; das sind 62% der Nahrungsmenge
  • 16 Liter pflanzliche Nahrung, bestehend aus Baumsäften und Pilzenmycel das entspricht 5% der Nahrungsmenge

Die Ameisen als Glied der Nahrungskette

Waldameisen stehen in einem engen Beziehungsgefüge zu anderen Tier- und Pflanzenarten im Wald. Während Waldameisen Tausende von Samen verbreiten und so zur Vielfalt im Wald beitragen, dienen sie Spechten (Bunt-, Schwarz- oder Grauspecht), aber auch dem Auer- und Birkwild als Nahrungsquelle.

Vermehrung und Ablegerbildung von Ameisenkolonien

Die Bildung von so genannten Tochternestern findet in der Natur im Zeitraum von Mai bis Juni statt. Dabei wandert rund 1/10 bis 1/3 eines Ameisenvolkes ab. Bei der künstlichen Ablegerbildung, die nur nach naturschutzrechtlicher Genehmigung erfolgen darf, wird dieser Prozess nachgeahmt. Dies ist dann notwendig, wenn ein Ameisennest einer neuen Straße weichen muss oder Schlägerungsarbeiten eine Verlegung notwendig machen. Soll die neue Kolonie eine Überlebenschance haben, muss ein mindestens 200 Liter großer Behälter gefüllt werden, das sind rund 200.000 Arbeiterinnen und 200 Königinnen. Diese werden dann auf einem geeigneten Ort angesiedelt.

Der neue Nestplatz sollte alle zuvor beschriebenen Anforderungen erfüllen und mit einem Nestkern ausgestattet werden. Als vorteilhaft erwiesen hat sich die Vorbereitung des Nestkerns durch die Gabe mehrerer Kilo Kristallzucker als erste Nahrungsquelle am neuen Standort. Das im verschlossenen Behälter angelieferte Ameisenvolk ist schließlich mit größter Vorsichtig über den künstlich angefertigten Nestkern zu schütten. Ein Schutz der Ameisenhaufen durch Drahtkörbe wurde in früheren Jahren immer wieder propagiert. Da derartige Maßnahmen oft mehr Nachteile als Vorteile gebracht haben, nimmt man von derartigen Empfehlungen meist Abstand.

Literatur

Schwerdtfeger F.(1970): Waldkrankheiten. Hamburg und Berlin. Verlag Paul Parey
Dietrich C. & Steine E. (2009): Ameisen - unbekannte Faszination vor der Haustüre. St.Pölten Niederösterreichisches Landesmuseum
Ambach J. & Dietrich C. (2009): Geschätzt, verflucht, allgegenwärtig - Ameisen in Biologie und Volkskultur. Denisia 25
Gößwald K. (1989): Die Waldameise, Bd. 1. Biologische Grundlagen, Ökologie und Verhalten. – Aula Verlag, Wiesbaden
Gößwald K. (1990): Die Waldameise, Bd. 2. Die Waldameise im Ökosystem Wald, ihr Nutzen und ihre Pflege. – Aula Verlag, Wiesbaden
Egger A. (1989): Waldameisen; Merkmale – Lebensweise – künstliche Vermehrung. Forstschutz Merkblätter Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien, Eigenverlag