Als erstes europäisches Land meldete Spanien 2004, dass der gefürchtete Pilz Fusarium circinatum aus Übersee eingeschleppt und an Monterey-Föhren beobachtet wurde. Dieser Pilz ist der Erreger des Pechkrebses, der auch europäische Föhren-Arten befällt. Infiziertes Saatgut und Sämlinge sind weltweit die Hauptverbreiter des Pilzes.

Fusarium circinatum (auch als Gibberella circinata bekannt) ist ein hoch virulenter Pilz, der mehr als 57 Föhren-Arten und die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) befällt. Obwohl viele europäische Föhren nachweislich anfällig sind, zeigen sich die stärksten Schäden an der verbreitet angepflanzten, nordamerikanischen Monterey-Föhre (Pinus radiata). Trotz erheblichen Bemühungen konnte die Krankheit auf der Iberischen Halbinsel bisher nicht ausgerottet werden. Dank Dringlichkeitsmassnahmen (siehe Kasten unten) ist es im restlichen Europa bisher gelungen, eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern. In der Schweiz wurde der Pechkrebs bisher nicht festgestellt. Daher liegt der Schwerpunkt der Überwachung in der Früherkennung der äusseren Symptome und in der Kontrolle von importiertem Saat- und Pflanzengut.

Pechkrebs-Symptome in Baumschulen

In Baumschulen werden Föhrensämlinge häufig durch bereits mit F. circinatum infizierte Samen oder durch bodenbürtige Infektionsstrukturen geschädigt. In beiden Fällen sind die Symptome nicht zu unterscheiden und sind denen weiterer pilzlicher Umfallkrankheiten sehr ähnlich. In den Wurzeln kommt es zu einer bräunlichen Verfärbung und zur Zerstörung des Rindengewebes durch den Pilz. Oberirdische Symptome sind erst dann zu erkennen, wenn das Pathogen in den Wurzelhals vorgedrungen ist und das Stämmchen umwachsen hat, was letztlich zur Kragenfäule und zum Verwelken führt. Bei älteren Sämlingen erscheint oft am Stamm unter der Rinde ein mit Harz gefülltes Gewebe, das honig- bis dunkelbraun gefärbt ist (Abb. 2).

Pechkrebs-Symptome in Wäldern

In Wäldern verursacht der Pilz braune, nekrotische Läsionen an Ästen, Wurzeln oder Stämmen, die den Baum schliesslich einkreisen, was zum typischen Symptombild der Krebswucherung führt. Die Spitzen der befallenen Zweige welken, anschliessend verfärben sich die Nadeln gelb, später braun und fallen ab (Abb. 1). An den Krebswucherungen fliesst verstärkt Harz aus (Abb. 3).

Die Vielzahl von Astinfektionen oder auch die Infektion am Stamm führen zu vermindertem Wachstum, reduzierter Holzqualität, zu Verformungen am Stamm, zum massiven Zurücksterben in der Krone und schliesslich zum Absterben der Bäume. Stark infizierte Stämme sind durch die Vielzahl der Krebswucherungen deformiert und extrem Windbruch gefährdet (Abb. 4). Das Holz infizierter Bäume ist häufig stark verformt und färbt sich schnell durch Diplodia-Arten und weitere Blaufäulepilze. Der Erreger des Pechkrebses infiziert und tötet ebenfalls weibliche Zapfen und später auch reife Zapfen. Die Douglasie wurde ebenfalls als Wirt beschrieben, allerdings fehlen gesicherte Beweise für Symptome im Freiland.

Verbreitung hauptsächlich durch Samen

Die Verbreitung über längere Strecken geschieht hauptsächlich durch den Handel von Samen, an denen der Pilz äusserlich anhaftet oder, die bereits im Innern infiziert sind. Einmal etabliert, verbreitet sich der Pechkrebs-Pilz durch den Transport der Sporen mit Wind und Regenwasser oder Käfer, die Äste, Borke oder Zapfen befallen. Der Waldgärtner (Tomicus piniperda) in Europa sowie Rüsselkäfer (Conophthorus spp.) und Borkenkäfer (Pityophthorus spp.) in Nord-Amerika sind die einzigen Insekten, deren Rolle als Vektoren für F. circinatum bewiesen ist (Abb. 5). Die Windverbreitung von Sporen ist höchstwahrscheinlich nur über kurze Strecken möglich, da ihre Vitalität gerade in trockener Luft sehr rasch abnimmt.

Sorgenkind Internet-Handel: Gefahr durch infiziertes Pflanzengut

Der Pechkrebs-Pilz kann lange Zeit im Gewebe symptomfreier Föhrensämlinge und adulter Bäume infektiös bleiben. Zudem kann der Erreger bis zu einem Jahr in trockener Erde und in Holz, bis zu zwei Jahre in verseuchtem totem Gewebe und sogar mehr als drei Jahre in kühler Erde überleben. Wenn die Krankheit einmal in der Umwelt etabliert ist, ist es nahezu unmöglich sie auszurotten, da der Pilz in abgefallenen Nadeln und im Boden überlebt.

Diese Tatsache muss gerade von Förstern und Baumschul-Besitzern äusserst ernst genommen werden, da oft gesund aussehende, aber bereits infiziertes Saatgut und Sämlinge die Überträger des Pilzes sind. Zwar ist in der Schweiz die Gewinnung von forstlichem Vermehrungsgut kantonal kontrolliert sowie die Einfuhr von forstlichem Saatgut bewilligungspflichtig, dennoch bleibt insbesondere der Internet-Handel eine unkontrollierte Grauzone für nicht korrekt deklariertes Saat- und Pflanzengut.

Einschleppung und Verbreitung in die Schweiz verhindern

Aufgrund der grossen Gefahr des Pechkrebses für einheimische Arten hat auch die Schweiz Massnahmen gegen die Einschleppung und Verbreitung von F. circinatum getroffen:

Die Einfuhr von Pflanzen der gesamten Gattung Pinus sowie Pseudotsuga menziensii in die Schweiz aus aussereuropäischen Ländern ist grundsätzlich aus verschiedenen phytosanitären Gründen verboten.

Die Einfuhr von Saatgut (Pinus spp. und Pseudotsuga menziensii) ist nur mit einem Pflanzenschutzzeugnis erlaubt, das durch den Eidg. Pflanzenschutzdienst kontrolliert wird.

Pflanzen und Saatgut, die aus Europa stammen, müssen ebenfalls mit einem Pflanzenpass gehandelt werden.

In allen europäischen Ländern werden zudem jährliche Erhebungen zum Auftreten vom Pechkrebs im Wald durchgeführt. In der Schweiz führt die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL im Auftrag des Eidg. Pflanzenschutzdienstes die Überwachungen in Föhrenwäldern sowie die labortechnischen Diagnosen und Saatgutkontrollen durch. In Baumschulen werden ebenfalls im Auftrag des Eidg. Pflanzenschutzdienstes von Concerplant einmal jährlich die Jungpflanzen kontrolliert.

  • Dieser Beitrag entstand dank Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und der COST Action FP1406 der Europäischen Union.