Flechten sind eine Lebensgemeinschaft aus einem oder mehreren Pilzen und einem oder mehreren Photosynthesepartnern, also einer Grünalge und/oder einem Cyanobakterium. Der Pilzpartner bestimmt weitgehend das Aussehen der Flechten, also deren Wuchsform und Farbe. Er kontrolliert zwar die Vermehrung und den Wuchsort des Photosynthesepartners im Flechtenkörper, schützt diesen aber auch vor Austrocknung, Fressfeinden und UV-Strahlung, indem er ihn mit seinem Hyphengeflecht umschliesst. Der Pilz profitiert wiederum von den Assimilaten des Photosynthesepartners, also von Zuckeralkoholen oder – im Falle von Cyanobakterien – von Glucose und Stickstoffverbindungen.

Weltweit gibt es nach Schätzungen etwa 25'000 Flechtenarten, in der Schweiz sind es rund 2000. Sie sind praktisch in allen terrestrischen und einigen aquatischen Habitaten zu finden und besiedeln dort verschiedene konkurrenzarme Substrate wie die Borke oder Blätter von Bäumen und Sträuchern, Totholz, Gestein und Boden in lückigen Vegetationstypen. Viele Arten haben jedoch eine enge Bindung an Habitat oder Substrat.

Man unterscheidet bei Flechten drei verschiedene Wuchsformen:

Flechten dienen nicht nur einer Vielzahl von Tieren als Nahrung oder Versteck, sie werden auch auf vielfältige Art und Weise vom Menschen genutzt: als Nahrungsmittel in Notzeiten oder Delikatesse, Kranzschmuck, Baummodelle in Miniatureisenbahnlandschaften oder Architekturmodellen oder als Zeigerorganismen für die Luftgüte. Aufgrund der über 600 bekannten sekundären Flechteninhaltstoffe werden Flechten ausserdem zur Herstellung von Medikamenten, Farbstoffen und Parfums genutzt.

Die Elchgeweihflechte (Pseudevernia furfuracea), die auch unter dem Namen Baummoos oder Gabelflechte bekannt ist, zählt zu der Gruppe der Strauchflechten. Ihr Photosynthesepartner ist eine einzellige, kugelförmige Grünalge. An ihren leicht rinnigen, oberseits hellgrau und unterseits schwarz gefärbten Ästen wachsen korallenartige Auswüchse, die sogenannten Isidien, die vegetative Ausbreitungsorgane darstellen. Sie ist weltweit in kühl gemässigten bis subtropischen Regionen verbreitet und besiedelt vorwiegend Gehölze mit saurer Borke oder wächst an Ästen abgestorbener Bäume. Sie ist die häufigste baumbewohnende Strauchflechte der Schweiz (Swisslichens, Stand November 2018).

Wegen ihrer in der Gesamtheit herb duftenden Inhaltstoffe wurde die Art bis vor kurzem zusammen mit weiteren Flechtenarten wie dem Eichenmoos (Evernia prunastri) zur Herstellung von Parfums genutzt. Alleine in Frankreich waren es 1997 insgesamt etwa 1900 Tonnen Flechtentrockenmasse. Heutzutage verwendet man allerdings in der Parfumindustrie ausschliesslich synthetisch hergestellte Substanzen, da die Inhaltstoffe der Elchgeweihflechte und des Eichenmoos als stark allergen eingestuft werden und Ekzeme auslösen können.

Auf den ersten Blick ähnliche Strauchflechtenarten

Literatur

Literaturverzeichnis (PDF)

 

(TR)