Gefragt als Baumaterial. Verwertet als Brennholz. Oder dem puren Ordnungssinn folgend. Jahrhundertelang wurde Alt- und Totholz geschäftig aus den Wäldern gekarrt.

Moose, Pilzkonsolen und rottender Bestand schufen zwar damals schon Skulpturen, die die Fantasie beflügeln. Das alltägliche Verständnis von Wald und Holz beschränkte sich aber auf den Faktor Wirtschaftsgut. Die ökologische Bedeutung von Biotopbäumen erfährt mit Xylobius eine Neubewertung. Die nordrhein-westfälische Biotopholzstrategie – erstellt von Wald und Holz NRW – fokussiert die Erhöhung biologischer Vielfalt.

Es geht um den Schutz von Biotopbäumen im Speziellen und intakte Waldökosysteme im Allgemeinen. Xylobius setzt fort, was mit den Naturwaldzellen in Nordrhein-Westfalen seinen Anfang nahm und mit den Wildnisgebieten in flächige Dimensionen vorstieß: Schutz und Erhöhung biologischer Vielfalt durch konsequenten Nutzungsverzicht (Prozessschutz). Da sich die die Biotopholz-Strategie auf Einzelbäume und Baumgruppen bezieht, greift das praktische Engagement für mehr Biodiversität jetzt also auch auf vereinzelten Quadratmetern. Und das integrativ im ganzen Staatswald, jeden Tag.

Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW wählen die Biotop-Bäume aus, markieren sie vor Ort und erfassen sie digital. Für die digitale Biotopholzerfassung hat der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen eine eigene Biotopbaum-App entwickelt. Mit der Biotopbaum-App lassen sich folgende Arbeiten ausführen:

  • Biotopholz datenbankgerecht erfassen
  • GPS-Verortungen vornehmen
  • Daten erfasster Biotopbäume an die Datenbank senden
  • Biotopholzmasse berechnen
  • Biotopbaumgruppen bzw. -inseln flächig darstellen.

Die aufzunehmenden Attribute wie Horst- oder Höhlenbaum, Baumart, Höhe und Brusthöhendurchmesser werden offline im Revier-Toughpad in eine Erfassungsmaske eingegeben. Die so erfassten Biotopbaumdaten werden entweder über die revierbezogene Docking-Station oder mittels LTE-Verbindung an die ForstGIS-Datenbank von Wald und Holz NRW gesendet. In ForstGIS online schließlich sind alle erfassten Biotopholz-Objekte für den internen Nutzer als Kartendarstellung ersichtlich.

Aus bewirtschaftungstechnischer wie ökologischer Sicht ist es vorteilhafter, nicht nur Einzelobjekte, sondern ganze Baum‑ beziehungsweise Totholzgruppen bis hin zu Biotopholzinseln (Größe etwa 1 Hektar) zu erfassen.

Verkehrssicherungspflicht und Schutz der menschlichen Gesundheit genießen oberste Priorität.

Xylobius ist beispielhaft für integrativen Naturschutz. In ein und demselben Wald wird Holz geerntet, gleichzeitig werden aber auch wertvolle Strukturen erhalten und geschützt. Diese Strukturen bieten seltenen Arten dringend benötigten Lebensraum.

Dieser Beitrag zum Artenschutz ist fester Bestandteil der täglichen Arbeit der Försterinnen und Förster.

Totholz gehört zum natürlichen Kreislauf im Wald. Es entsteht, wenn Bäume absterben und sich ihr Holz zersetzt. Viele, insbesondere seltene Arten sind auf diesen Lebensraum spezialisiert. Pilze, Flechten, Insekten und Vögel leben vom oder am Totholz und finden hier Nahrung, Unterschlupf und Brutgelegenheit. Laut der dritten Bundeswaldinventur gibt es im deutschen Wald durchschnittlich 20,6 m³ Totholz pro Hektar, insgesamt 224 Mio. m³.

Damit hat der Totholzvorrat 6 Prozent des lebenden Holzvorrates erreicht. Fast die Hälfte (49 Prozent) ist liegendes Totholz, 23 Prozent sind stehendes Totholz und 28 Prozent sind Wurzelstöcke.