Um Symptome an Blättern und Nadeln bestimmten Schadstoffen zuordnen zu können, muss man differenziert vorgehen: Im Freiland kann es notwendig sein, vor Ort eine Diagnose des Baumkrankheitszustandes unter Abwägung der Ursachenfaktoren (Differenzialdiagnose) vorzunehmen, wenn Symptome undeutlich ausgeprägt sind oder von anderen Symptomen überlagert werden.

Ansonsten sind stereomikroskopische Untersuchungen notwendig. Grundsätzlich gilt: Je rascher die Untersuchung durchgeführt wird, desto einfacher ist die primäre Diagnose. Folgeschädlinge, die das Schadbild verwischen können, haben sich dann noch nicht entwickelt. Erfahrung mit der Erkennung von Symptomen verschiedener Art führt im Fall der meisten Immissionsschäden über das Ausschlussverfahren zum Erkennen der Ursache. Die chemische Analyse liefert hinsichtlich saurer Schadgase und Auftausalze den Beweis. Immissionen durch bodennahes Ozon sind ein Sonderfall, da die Symptome meist schwer morphologisch von anderen zu trennen sind, und Nachweisverfahren anatomischer Gewebeuntersuchungen erfordern, die noch nicht praxisreif sind.

Ozon

In Europa befassen sich die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL; www.wsl.ch) und das Centro de Estudios Ambientales del Mediterraneo in Spanien (CEAM; www.ceam.es) mit der genauen Charakterisierung von Ozon induzierten Blatt- und Nadelsymptomen. Beide Zentren geben im Internet umfassende Informationen zu den spezifischen Ozon-Symptomen an verholzten und krautigen Pflanzen. Die Schwierigkeit, Ozonsymptome eindeutig zu identifizieren, liegt in deren oft undeutlichen Ausprägung und an den nur wenigen okular erfassbaren, differenzialdiagnostischen Kriterien.

Nadelgehölze

Nadelgehölze haben weniger morphologische Abgrenzungskriterien als Laubgehölze und krautige Pflanzen, eine sichere Identifikation von Ozon induzierten Nadelverfärbungen ist meist ohne anatomische Untersuchungen nicht möglich.

Fichte: Bei Fichte wird eine feine gelbe Sprenkelung durch Ozon ausgelöst. Diese kann jedoch ebenso durch Brennglas-Effekte wie durch Wassertröpfchen oder auch durch frei lebende Gallmilben oder Nadelholzspinnmilben verursacht werden.

Laubgehölze

Ozonschäden manifestieren sich an Blättern von Laubgehölzen als flächige oder fein punktierte Rötungen zwischen den Adern. Allerdings können auch frühe Stadien bestimmter Pilzkrankheiten ähnliche Schadbilder aufweisen. Die Ozon induzierten Symptome sind aber im Gegensatz zu den durch Pilze hervorgerufenen Blattflecken nur auf der Blattoberfläche sichtbar.

Esche: Vergleichsweise einfach ist der Nachweis von Ozon-Symptomen bei der europäischen Esche. Hier ist die rötliche Verfärbung der Blätter besonders deutlich ausgeprägt. Die meisten Pilzkrankheiten der Esche erzeugen scharf abgegrenzte Flecken.

Saure Luftschadstoffe

Schwefeldioxid

Fichte: Am Beispiel akuter Schwefeldioxidschäden zeigt sich klar die Notwendigkeit genauer optischer Analysen. Kräftige Nadelverfärbungen von gelb bis braun können viele andere Ursachen, wie z.B. Frost oder Frühbefall durch Hallimasch, haben.

Laubhölzer: Blattnekrosen durch SO2 können mit verschiedenen, durch Mikropilze ausgelösten Flecken verwechselt werden, wie beispielsweise Diplodina acerina beim Ahorn. Derartige Flecken können zu größeren Einheiten zusammenfließen und Schäden durch saure Luftschadstoffe gleichen, doch bilden die meisten Blattpilze schnell Fruchtkörper, die mikroskopisch bestimmt werden können.

Streusalze

Streusalze (Auftausalze) gehören zu den häufigsten Schadursachen für Blatt- und Nadelverfärbungen an Bäumen im urbanen Bereich.

Nadelbäume: Bei Nadelhölzern äußern sich Auftausalz-Schäden in Form von flächigen Nadelvergilbungen und -rötungen, später in Form von Nadelverlusten. Frostschäden sehen ähnlich aus, ebenso die Symptome mancher Schütteerreger.

Laubbäume: Bei Laubbäumen rufen Auftausalze vor allem Nekrosen der Blattränder hervor, die große Teile des Blattes erfassen können. Sie sind meistens rötlich verfärbt. Oft kommt es zu Blattrollungen. Sicherheit bietet eine Untersuchung in zwei Stufen: Zunächst sollten Trockenschäden und Pilzkrankheiten (Stereomikroskop) als Ursache ausgeschlossen werden; beide erzeugen ebenfalls Randnekrosen. Ferner ist zu klären, ob am Standort überhaupt Auftausalze ausgebracht wurden. Zum Beweis muss immer eine chemische Analyse auf Chlorid durchgeführt werden.