Autor(en): | Bundesamt für Umwelt (Hrsg.) |
Redaktion: | WSL, Schweiz |
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Schweizerinnen und Schweizer gehen häufig in den Wald. Sie schätzen seine vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft. Der Schutz des Waldes und das Rodungsverbot sind ausserordentlich gut verankert. Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Schweizer Bevölkerung zu ihren Ansprüchen an den Wald.
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Abb. 1 - Die Schweizer Bevölkerung hält sich gerne und viel im Wald auf. Die Gerüche des Waldes und Naturgeräusche gefallen dabei sehr. Foto: Reinhard Lässig (WSL) |
Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) eine Befragung der Schweizer Bevölkerung zu ihren Ansprüchen an den Wald durchgeführt. Die repräsentative Umfrage "Waldmonitoring soziokulturell" bei gut 3000 Personen in der ganzen Schweiz untersucht die Einstellung der Bevölkerung, ihr Verhalten und ihr Wissen bezüglich waldspezifischer Themen. Die Befragung wurde erstmals 1997 durchgeführt und 2010 wiederholt. Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:
Der Weg in den Wald
Der nächste Wald ist für 69 Prozent der Befragten in 5
bis 10 Minuten zu Fuss erreichbar und 70 Prozent gelangen auch tatsächlich zu
Fuss in den Wald. Ein Auto oder Motorrad benutzen 18 Prozent – gegenüber 1997
ist dies weniger als die Hälfte.
Die beliebtesten Aktivitäten im
Wald
Am meisten Menschen besuchen den Wald
zur Erholung auf Spaziergängen, für sportliche Aktivitäten wie Wandern oder
Joggen und an dritter Stelle, um "einfach zu sein". Knapp 5 Prozent der Befragten
geben an, dass sie den Wald (auch) zur Arbeit aufsuchen.
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Abb. 2 - Die beliebtesten Aktivitäten im
Wald. Nennungshäufigkeiten in Prozent für die Befragung 2010. |
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Abb. 3 - Totholz im Wald ist bei den befragten Personen eher unbeliebt. Foto: Thomas Reich (WSL) |
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Abb. 4
- Knapp ein Viertel der Interviewten fühlt sich mindestens teilweise
durch andere Personen gestört, am häufigsten durch Velofahrende. Das
Störungsempfinden hat gegenüber 1997 zugenommen. Foto: WSL |
Beliebtheit von Naturmerkmalen
Den befragten Personen gefallen in den
Wäldern am meisten die typischen Waldgerüche und Naturgeräusche. Mischwälder
werden gegenüber reinen Laub- oder Nadelbaumbeständen bevorzugt. Während viele
Menschen Wälder mit Quellen, Bächen, Teichen und Tümpeln ausserordentlich
schätzen, stört das ökologisch wertvolle Totholz mit morschen Bäumen und Ästen
eher.
Beliebtheit von
Freizeiteinrichtungen
Erholungswälder sind oft mit
Einrichtungen oder Anlagen für Freizeit-, Sport- oder Weiterbildungsaktivitäten
ausgestattet. Am meisten Gefallen finden dabei Naturlehrpfade, gefolgt von
Feuerstellen sowie Waldhütten und anderen Unterständen. Infrastrukturanlagen wie
Seilparks oder Bike-Trails gefallen dagegen nur einer Minderheit.
Erhöhtes Störungsempfinden
Rund 23 Prozent der Befragten fühlen
sich bei der Erholung im Wald mindestens teilweise durch andere Personen
gestört. Am häufigsten sind Velofahrende oder Mountainbiker die Ursache, gefolgt
von Leuten mit Hunden. Verglichen mit der Erhebung von 1997 fühlen sich 2010
mehr Menschen von Störungen betroffen.
Holzschläge
Wenn im Wald Bäume gefällt werden oder
auch wenn Wege wegen Holzschlag gesperrt sind, bewerten diesen Umstand knapp
die Hälfte als positiv. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten fühlen sich
dadurch eher oder sehr gestört.
Zufriedenheit mit Waldbesuch und
Erholung
Mit ihren Waldbesuchen sind 88 Prozent
der Befragten entweder absolut oder sehr zufrieden. Zwei Drittel fühlen sich
zudem nach einen Waldaufenthalt "viel entspannter" als vorher und ein weiteres knappes
Drittel gibt an, immerhin "ein bisschen entspannter" zu sein. Ein Waldbesucht
wirkt für die grosse Mehrheit also erholsam. Nur gerade fünf Prozent der
Befragten können keine positive Wirkung feststellen. Störungen wirken sich
nicht direkt auf die Zufriedenheit mit den Waldbesuchen aus.
Bewertung der Waldfunktionen
Auf die Frage, welche Funktionen des Schweizer Waldes ihnen spontan einfallen, nennen die Befragten am häufigsten dessen Beitrag zur sauberen Luft. Am zweithäufigsten folgen Stichworte wie "Wirtschaft", "Produktion" oder "Nutzung", gefolgt von der Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, dem Schutz vor Naturgefahren und der Erholung. Gegenüber der Befragung von 1997 ist die wirtschaftliche Funktion des Waldes deutlicher stärker im Bewusstsein der Bevölkerung. Wird dagegen explizit nach acht verschiedenen Waldfunktionen gefragt, kommen alle im Mittel auf eine sehr hohe Bedeutung. Am höchsten bewertet wird die Funktion des Waldes als natürlicher Lebensraum, gefolgt vom Naturgefahrenschutz und der Verbesserung von Luft und Wasserqualität.
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Abb. 5 - Bewertung der Waldfunktionen. Mittelwert der Wichtigkeiten auf einer Skala von 1 (absolut unwichtig) bis 4 (absolut wichtig) für die Befragung 2010. |
Bewertung der Waldgesundheit
Bei der Waldgesundheit beurteilen 26 Prozent der Befragten die letzten zwanzig Jahre als Verbesserung. Etwa gleich viele Personen sehen eine Verschlechterung, während die Mehrheit den Zustand als unverändert einschätzt. 1997 hatten noch 65 Prozent eine Verschlechterung konstatiert. Die früher vorherrschende Angst vor einem grossflächigen Absterben des Waldes ist damit einer optimistischeren Einschätzung gewichen. Tatsächlich ist die Waldgesundheit durch den übermässigen Stickstoffeintrag aus der Luft, die Bodenversauerung und neu auftretende Schadorganismen weiterhin bedroht.
Bewertung der Waldfläche
Rund drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass die Waldfläche in der Schweiz "gerade genug" ist, für ein knappes Fünftel ist sie eher zu gering und nur fünf Prozent finden, es habe eher zu viel Wald. Gegenüber 1997 finden mehr Befragte, es habe zu viel und weniger Menschen, es habe zu wenig Wald. Tatsache ist: Gemäss dem Schweizerischen Landesforstinventar hat die Waldfläche in der Schweiz zwischen 1995 und 2006 von 29,6 auf 31,0 Prozent zugenommen.
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Abb. 6 - Die Mehrheit der Bevölkerung findet es wichtig, dass im Wald Holz genutzt wird. Foto: Friedrich Frutig (WSL) |
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Abb. 7 - Die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass die Artenvielfalt im Wald abgenommen hat. 1997 waren es noch knapp 70%. Foto: Thomas Reich (WSL) |
Bewertung der Holznutzung
Die in den Schweizer Wäldern genutzte Holzmenge finden zwei Drittel der Befragten "gerade richtig". Die Befürworter einer intensiveren Nutzung sind mit 22 Prozent klar in der Minderheit. Ihr Anteil hat sich seit 1997 halbiert, votierten doch damals noch über 45 Prozent für eine stärkere Holznutzung. Die Befürworter einer geringeren Nutzung sind ebenfalls weniger geworden und machen noch 10 Prozent aus. In der Schweiz wurden in der Zeit zwischen 1995 und 2006 knapp 93 Prozent des Netto-Holzzuwachses genutzt. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind dabei – teilweise als Folge des Sturms Lothar – beträchtlich und reichen von 15 Prozent auf der Alpensüdseite bis zu 127 Prozent im Mittelland. 83 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Holznutzung für die Schweizer Wirtschaft wichtig ist. Allerdings schätzt rund die Hälfte der Befragten ihr Wissen zur Holznutzung als ungenügend ein.
Wahrnehmung der Artenvielfalt
Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten in den letzten zwanzig Jahren abgenommen hat, während 37 Prozent davon ausgehen, dass sie gleich geblieben ist und 10 Prozent eine Zunahme annehmen. Die Artenvielfalt ist neben der Vielfalt der Lebensräume und der genetischen Vielfalt ein Teil der Biodiversität. Diese hat sich in den letzten 20 Jahren im Wald sehr unterschiedlich entwickelt. Während es wie bei der natürlichen Verjüngung oder beim Totholz positive Entwicklungen gibt, hat gleichzeitig beispielsweise der Bestand lichtliebender Arten durch die zunehmende Verdunkelung von Wäldern abgenommen.
Waldreservate ohne Holznutzung
Waldreservate, in denen keine Holznutzung stattfindet, werden von über 60 Prozent der Befragten befürwortet. Gegenüber 1997 hat sich der Anteil der Unentschiedenen vergrössert, während sowohl die Zustimmung als auch die Ablehnung zurückgingen.
Informiertheit über Waldthemen
Am meisten gut informierte Personen gibt es mit 89 Prozent beim Thema Erholung, wo gleichzeitig am wenigsten ein Informationsbedürfnis äussern. Nur knapp 40 Prozent der Befragten fühlen sich dagegen zum Thema des weltweiten Waldzustands gut informiert, und der Anteil Informations-
bedürftiger ist dafür gross. Ebenfalls grosse Differenzen zwischen gut Informierten und Informationsbedürftigen gibt es zu den Themen Waldgesundheit und Trinkwasser.
Beteiligung an den Kosten
Bund, Kantone, Gemeinden oder generell
der Staat wurden mit 70 Prozent am häufigsten genannt bei der Frage, wer sich
an den Kosten beteiligen soll, damit der Wald Funktionen wie den Schutz vor Naturgefahren,
Erholung, Naturschutz oder die Holzproduktion erbringen kann. Basierend auf Leistungsvereinbarungen
mit den Kantonen richtete der Bund im Jahr 2010 insgesamt 82 Millionen Franken für
den Wald aus. Die Kantone leisteten Beiträge in ungefähr gleichem Umfang.
Haltung zum Rodungsverbot
In der Schweiz ist es mit wenigen
Ausnahmen verboten, Wald zu roden. Roden bedeutet, dass Waldflächen temporär
oder sogar für immer verloren gehen. Mit 85 Prozent spricht sich eine grosse Mehrheit
der Befragten für einen absoluten Schutz der Waldfläche aus. 12 Prozent
befürworten eine Lockerung und 4 Prozent eine Abschaffung des Verbots.
Beurteilung von Regelungen
Am deutlichsten befürworten die
Befragten das Waldfahrverbot für Motorfahrzeuge, gefolgt vom Verbot, ausserhalb
von Feuerstellen Feuer zu entfachen und den Leinenzwang für Hunde. Auf
Bundesebene gilt, dass Wald und Waldstrassen grundsätzlich nur zu forstlichen
Zwecken mit Motorfahrzeugen befahren werden dürfen. Die Kantone können weitere
Vorschriften und Verbote erlassen.
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Abb. 8 - Beurteilung von Regelungen. Mittelwerte der Beurteilungen auf einer Skala von 1 (absolut sinnlos) bis 4 (absolut sinnvoll) für die Befragung 2010. |
Wem gehört der Schweizer Wald?
Der Schweizer Wald ist per Gesetz für jedermann frei zugänglich. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es bei uns keine Verbotsschilder, die den Zutritt zum Wald verwehren. Vielen ist daher gar nicht bewusst, dass auch in der Schweiz jedes Stück Wald jemandem gehört.
73 Prozent des Schweizer Waldes gehören öffentlichen Waldeigentümern: Politische Gemeinden 29 %, Bürgergemeinden 28 %, Korporationen und Genossenschaften 10 %, Kantone 5%, Bund 1 %.
27 Prozent sind in Privatbesitz. In der Schweiz gibt es rund 250'000 private Waldeigentümer. Jeder besitzt im Schnitt 1,3 Hektaren Wald, was etwa der Grösse zweier Fussballfelder entspricht.
Quelle: Waldbericht 2005, Bundesamt für Umwelt BAFU