Rund ein Zehntel des Schweizer Waldes dient der Erholung, auf drei Prozent der Waldfläche hat die Erholungsfunktion Vorrang. Die Belastung durch Erholungsuchende hat zugenommen.

Die Bedeutung des Waldes als Erholungsraum ist gross und hat im vergangenen Jahrzehnt weiter zugenommen. Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung besucht den Wald regelmässig, 11% fast täglich und 79% mindestens einmal pro Monat. Wichtig ist der Wald insbesondere in Agglomerationen sowie in Tourismusgebieten.

In Ballungsräumen konzentriert sich die gesamte Freiraumerholung häufig mangels Alternativen auf den Wald. Dies auch deshalb, weil der Schweizer Wald gemäss Artikel 699 ZGB und der Waldgesetzgebung von Bund und Kantonen grundsätzlich allen Erholungsuchenden zur Verfügung steht. Allerdings gibt es bestimmte Einschränkungen: Verbot für den motorisierten Verkehr im Wald und auf Waldstrassen, Weggebote für bestimmte Waldgebiete (Nationalpark, Naturschutzgebiete) und für bestimmte Aktivitäten (Biken, Reiten, Ski fahren) sowie Bewilligungsverfahren für Grossanlässe.

Ein Zehntel Erholungswald

Mit dem dritten Schweizerischen Landesforstinventar (LFI3) wurden erstmals die Waldfunktionen bei den zuständigen Revierförstern erfragt. Dabei wurden auf Basis der vorhandenen Planungsgrundlagen oder der Einschätzung der Förster alle Waldfunktionen mit erheblicher lokaler Bedeutung erfasst.

Die Umfrage zeigt, dass rund 10% des Schweizer Waldes (127'000 ha) eine Erholungsfunktion aufweisen. Die regionalen Unterschiede sind erwartungsgemäss gross: Im zentralen und östlichen Mittelland beträgt der Anteil des Waldes mit Erholungsfunktion über 20%, in einzelnen Alpenregionen dagegen unter 5% (Abb. 2). Auf knapp 3% der Waldfläche (32'000 ha) hat die Erholungsfunktion gegenüber anderen Waldfunktionen Vorrang. Den höchsten Anteil erreicht auch hier das Mittelland (4%) vor den Alpen und der Alpensüdseite (je 3%), den Voralpen (2%) und dem Jura (1%).

Teils über 100 Personen pro Tag

Die Revierförster wurden auch über die Art und Intensität der Erholungsnutzung befragt. Als Referenzfläche diente ein Umkreis von 100 m Radius um die LFI-Probefläche. Demnach findet auf 33% dieser Referenzflächen keine Erholungsnutzung statt, das heisst, pro Jahr kommen schätzungsweise weniger als zehn Personen vorbei (Tabelle 1). Demgegenüber haben 46% der Flächen täglich mindestens einen Besucher und auf rund 3% sind es sogar über 100 Personen pro Tag. Den höchsten Anteil weist dabei das Mittelland (5%) auf, gefolgt von den Regionen Alpen (3%), Jura (2%), Voralpen und Alpensüdseite (1%).

Der Anteil der Probeflächen mit einer erheblichen Erholungsnutzung, das heisst mit durchschnittlich mehr als zehn Besuchern pro Tag, liegt gesamtschweizerisch bei 17%. Die regionalen Unterschiede sind auch hier gross: Im zentralen und östlichen Mittelland beträgt dieser Anteil über 30%, in einzelnen Regionen des Alpenraumes Dagegen unter 10%.

Wandern im Wald am häufigsten

59% der Wälder mit Erholungsaktivitäten werden ganzjährig zu Erholungszwecken aufgesucht. Rund 40% werden nur während der Vegetationsperiode besucht, 1% lediglich im Winter. Die ganzjährigen Erholungsaktivitäten erreichen im Mittelland einen Anteil von 90%. Saisonale Nutzungen überwiegen in den Alpen mit 58% nur während der Vegetationsperiode und 2% ausschliesslich im Winter.

Bei der Art der Erholungsnutzung dominieren gesamtschweizerisch die an Wege gebundenen Aktivitäten Wandern, Biken, Spazieren, Reiten und Joggen (Tabelle 2). Im Mittelland ist Spazieren sehr häufig, vor Reiten, Biken, Joggen und Wandern. Interessanterweise sind in den Voralpen und Alpen die Winteraktivitäten Schneeschuh-Wandern, Ski fahren und Snowboarden sowie Ski-Langlauf anteilsmässig weniger häufig als Wandern, Biken und Spazieren.

Gute Erschliessung fördert Erholungsnutzung

Die Erschliessung des Waldes mit Strassen und Wegen ist eine wichtige Voraussetzung für die Erholungsnutzung. Der Schweizer Wald verfügt über ein dichtes Netz an Waldstrassen. Die meisten vom LFI erfassten Waldstrassen dienen auch der Erholungsnutzung. Hierbei beträgt der Anteil der Naturstrassen 78%. Bei den seit dem LFI2 neu gebauten Waldstrassen haben Naturstrassen sogar einen Anteil von 89%.

Gesamtschweizerisch liegen 40% der Waldfläche maximal 100 m von der nächsten Strasse entfernt. Auch hier sind die regionalen Unterschiede gross: Im Mittelland liegen 74% der Waldfläche maximal 100 m von der nächsten Strasse entfernt, auf der Alpensüdseite sind es nur 13%. Der Erholungswald (Wald mit Erholungsfunktion) ist noch dichter erschlossen: Hier liegen 62% der Waldfläche maximal 100 m von der nächsten Strasse entfernt, im Mittelland sind es sogar 85%.

Etwas weniger Erholungseinrichtungen

Das Freizeitangebot beschränkt sich nicht nur auf den Wald und seine Wege; oftmals finden die Waldbesucher auch Sitzbänke und andere Erholungseinrichtungen vor. Diese werden im LFI auf einer Beurteilungsfläche von 50 × 50 m Grösse erhoben. Gesamtschweizerisch gibt es auf 32% dieser Probeflächen Fuss-, Wander- oder Radwege oder Strassen der Klassen 4 bis 6, die für die Erholungsnutzung geeignet sind. Im Erholungswald gibt es auf 55% dieser Probeflächen Wege, im Mittelland (61%) etwas mehr als im Jura und im Alpenraum (45 bis 53%).

Spezielle Erholungseinrichtungen wie Sitzbänke, Feuerstellen, Abfallkörbe, Spielgeräte, Finnenbahnen, Vita-Parcours, Skipisten oder eingerichtete Bikerpisten und Reitwege kommen gesamthaft auf 1,3% der Probeflächen vor. Im Erholungswald gibt es auf 7% der Probeflächen spezielle Erholungseinrichtungen, im Jura (12%), im Mittelland (8%) und in den Voralpen (7%) – mehr als in den Alpen und auf der Alpensüdseite (je 3%). Betrachtet man aber nur diejenigen Probeflächen, bei welchen die Erholungsfunktion Vorrang hat, so weisen 10% der Probeflächen spezielle Erholungseinrichtungen auf. Trotz der Zunahme der Erholungsnutzung haben Erholungseinrichtungen seit dem LFI2 leicht abgenommen.

Belastung des Waldes nimmt zu

Die Erholungsnutzung bedeutet für den Wald eine Belastung. Der Anteil der Probeflächen, auf denen die Erholungsnutzung eine Überbelastung darstellt und es dadurch zu erheblichen Beeinträchtigungen oder Schäden an Bestand, Krautvegetation oder Waldboden kommt, liegt gesamtschweizerisch bei 1,3%. Im Jura (3,0%) und im Mittelland (2,6%) liegt der Anteil höher. Hier ist die Situation problematischer als im Alpenraum mit 0,2 bis 0,8%.

Der Anteil der Probeflächen mit intensiver Erholungsbelastung verdoppelte sich vom LFI2 zum LFI3 von 0,6% auf 1,3%. Die Verdoppelung dieses an sich relativ niedrigen Wertes lässt erahnen, dass die Belastung der Wälder durch Erholungsuchende auch in Zukunft zunehmen wird. Darauf müssen sich Forstdienste und Waldeigentümer einstellen, wenn sie die Überbelastung in Grenzen halten wollen.

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über die Ergebnisse des dritten Landesforstinventars LFI3.
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Wenn Sie sich näher für das Schweizerische Landesforstinventar interessieren, finden Sie auf der folgenden Website zusätzliche Informationen: www.lfi.ch