Vorkommen und Aussehen

Der Feldahorn (Acer campestre) hat von den weltweit mehr als 120 Ahornarten das grösste Verbreitungsgebiet. Sein natürliches Areal reicht vom kaspischen Meer bis nach Algerien und umfasst den Grossteil von Europa (Abb. 1). In nördliche Gebiete, beispielsweise nach Skandinavien, dringt die Art allerdings kaum vor. In der Schweiz wächst der kleine Ahorn am häufigsten in den Jurakantonen, im Unterwallis sowie im Südtessin.

Von Natur aus bevorzugt der Feldahorn nährstoffreiche, feuchte bis wechseltrockene, warme und kalkhaltige Standorte. Der 15–20m hoch wachsende Feldahorn kann 200–300 Jahre alt werden (Abb. 2). Sein häufig gekrümmt wachsender Stamm hat eine hellbraune, netzartig aufgerissene, korkige Rinde. Die Zweige des Feldahorns unterscheiden sich von den übrigen Ahornarten; nicht selten wachsen sie kantig und zeigen braune Korkleisten, ähnlich der Korkeichen. Allerdings lohnt sich eine wirtschaftliche Ausbeutung des Korks nicht.

Mit dem Laubaustrieb oder knapp danach wachsen die unscheinbaren, grüngelben Blüten in aufwärtsgerichteten Dolden. Im Vergleich zu seinen grösseren Brüdern zeigt der Feldahorn wesentlich kleinere, in fünf Lappen geteilte, lederartige Blätter (Abb. 3). Sie wachsen gegenständig, sind 4–8 cm lang und 5–10 cm breit. Im Herbst färben sie sich goldgelb bis orange-leuchtend und fallen oft erst im November ab. Im August oder September kommen die geflügelten Spaltfrüchte mit zwei flachen Nüsschen zum Vorschein.

Abb. 3 - Im Herbst verfärben sich die Blätter des Feldahorns goldgelb bis orange leuchtend. Fotos: Simon Speich, Ulrich Wasem (beide WSL)

Waldbauliche und ökologische Bedeutung

Heute ist die waldbauliche Bedeutung des Feldahorns gering. Als Brennholz noch gefragter war, spielte diese Baumart dank ihrer guten Fähigkeit Stockausschläge zu bilden, im Nieder- und Mittelwaldbetrieb eine Rolle. Bei diesen Betriebsarten wurden die Laubgehölze jeweils alle 10 bis 30 Jahre auf den Stock gesetzt, also gänzlich abgesägt, um handliches Brennholz mit hohem Heizwert zu erhalten.

Die ökologische Bedeutung des Feldahorns ist vielseitig. Mit seinem leicht abbaubaren Laub fördert er die Humusbildung. Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Vögeln bietet er hochwertigen Lebensraum.

Dank seinen bescheidenen Standortsansprüchen, dem langsamen Wuchs, seiner hohen Toleranz gegenüber Luftschadstoffen und Salz sowie wegen der grossen Verträglichkeit von Sommerhitze und Trockenheit ist der Feldahorn eine bevorzugte Baumart entlang von Strassen und in städtischen Anlagen. Weil man ihn fast beliebig schneiden kann, eignet er sich zudem gut als Heckenpflanze.

Name und Verwendung

Der wissenschaftliche Name Acer campestre setzt sich aus den lateinischen Wörtern acer = scharf, spitz (wegen den spitz eingeschnittenen Blättern) und campus = Feld zusammen. Der Feldahorn ist ein gutes Beispiel eines Baumes, bei dem der deutsche Name auf verschiedene Verwendungen und Nutzungsarten hinweist. Es gibt verschiedene Namensdeutungen für den "Massholder", wie der Feldahorn auch genannt wird.

Der althochdeutsche Name "mazzaltra" leitet sich ab vom germanischen "mat", was Speise bedeutet. Der Massholder war früher vor allem ein Speisebaum für Mensch und Tier. In der Nähe von Gehöften pflanzte man ihn auf Weiden als Laubfutterbaum (Abb. 4). Diese Bäume wurden geschneitelt und das Laub an Pferde, Schafe und Ziegen verfüttert. In vielen Alpentälern kursierte noch im 19. Jahrhundert der Spruch "Einem Tier das Mass geben".

Während den Weltkriegen im vergangenen Jahrhundert sammelten die Menschen junge, Milchsaft führende Blätter, liessen sie in Bottichen vergären und stampften sie ein wie Sauerkraut. Zudem wurde aus den Blättern Tee zubereitet (Sonnentee). Für die Zubereitung von Salat wurden frisch ausgetriebene Blätter gesammelt und fein gehackt. Diesem mischte man die sich gleichzeitig entwickelnden jungen Blüten bei. Der Feldahornsalat schmeckt zu Beginn etwas sauer, im Verlauf des Kauens aber immer süsser.

Eine andere Namensdeutung von Massholder bezieht sich auf das speziell gemaserte Holz. Das schwere, harte und rötlichbraune Holz fand zur Herstellung von kleineren Gegenständen bei Drechslern Verwendung. Begehrt waren auch kunstvoll geschnitzte Pfeifenköpfe.

Folgende Orte in der Schweiz leiten ihre Namen vom Feldahorn oder Massholder ab: Maschwanden (ZH) entwickelte sich aus "Massewandon" und "Maswanden" (ab 1277) zu "Maschswanden "(1361) bis hin zum heutigen Ortsnamen (Abb. 5). Maseltrangen (SG) in der Linthebene hiess bis ins 8. und 9. Jahrhundert "mazaltrawangun" und setzt sich zusammen aus "mazzaltra" (Massholder) und "wang" (Wiese); ein Ort, an dem auf Wiesen und Weiden viele Feldahorne wuchsen. Es gibt weitere Flurnamen in deutschschweizer Gemeinden wie "Massholdere", "Massholteren" oder "Massholz".

(TR)