Die Süß- oder Vogelkirsche gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und wird dort der Gattung Prunus zugeordnet. Für den Baum existieren mehr als zwanzig deutsche Namen, neben regionalen Bezeichnungen vor allem Wald-, Hafer-, Holz-, Stein- und Hundskirsche oder Zwiesel. Seit 1755 ist sie unter dem botanischen Namen Prunus avium (L.) L. bekannt. Die Art wird in drei Varietäten unterteilt:

  • var. avium: wilde Stammsippe
  • var. juliana: Herzkirschen mit dunkelrotem Saft
  • var. duracina: Knorpelkirschen mit farblosem Saft

Die Kultursorten gelangten 74 v. Chr. von Kleinasien aus nach Rom und erreichten von dort im ersten Jahrhundert n. Chr. den deutschen Raum. Bis heute wurden etwa 450 Sorten der Süßkirsche abgegrenzt. In den Wäldern vorkommende mitteleuropäische Spielarten sind die Sorten:

  • cv. Fastigiata: mit schmalsäulenförmigem Wuchsverhalten
  • cv. Pendula: mit bogenförmig abwärts gerichteten Trieben
  • cv. Rubrifolia: mit leicht purpurroter Belaubung
  • cv. Decumana: mit extrem großen, oft blasig aufgetriebenen Blättern
  • cv. Asplenifolia: mit tiefeingeschnittener, schmaler Belaubung

Dabei handelt es sich nicht um verwilderte Kultursorten, sondern um genetische Spielarten der wilden Nominalform.

Pflanzengesellschaften

Die Süßkirsche kommt zerstreut als genetisch nur wenig differenzierte Lichtbaumart vorrangig in krautreichen Laub- und Nadel-Mischwäldern tieferer Lagen, an Waldrändern, Bachufern, in Hecken und Feldgehölzen vor. In ihrem europäischen Areal ist sie am häufigsten thermophilen Mischwäldern, Linden-Mischwäldern, Flaumeichenwäldern, westalpinen Eichen-Eschen-Wäldern und Eichen-Buchen-Wäldern in geringen Anteilen beigemischt. Ferner kommt sie eingesprengt in Eichen-Hainbuchen-Wäldern, Zerreichenwäldern, Hopfenbuchen-Buschwäldern, Kiefern-Stieleichen-Wäldern sowie in reicheren Buchenwaldgesellschaften vor. Prunusavium gilt als Kennart der Eichen-Hainbuchen-Wälder (Verband Carpinion betuli), findet sich aber eingestreut auch in den klassischen Rotbuchen-Wäldern (Verband Fagion sylvaticae). Nachgeordnet tritt sie zudem in Prunetalia-Einheiten (Waldmantel- und Schlehengebüsche) sowie thermophilen Waldkiefern-Stieleichen-Mischwäldern und Erlen-Auwäldern auf.

Tierökologische Analyse

Es gibt eine geringe Anzahl direkt von der Kirsche abhängiger Tierarten. Die Blüten bieten leicht zugänglichen Nektar und Pollen. Außerdem produzieren die Nektarien einen süßlichen Saft, der verschiedene Insektenarten, insbesondere Ameisen, Schwebfliegen und Käfer anlockt. Die Früchte wirken auf viele Tierarten attraktiv. Insbesondere zahlreiche Vogelarten, aber auch Eichhörnchen, Bilche und Mäuse verbreiten die Süßkirsche indem sie die Steinkerne vertragen, verstecken oder ausscheiden. In der Tabelle sind regelmäßig auf der Vogelkirsche anzutreffende Insektenarten aufgelistet.