Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist der typische Waldbaum Mitteleuropas. Sie ist besonders gut an die hiesigen Klima- und Bodenbedingungen angepasst. Mit Blick auf den Klimawandel gilt sie als eine der wichtigsten forstlichen Baumarten in unseren Wäldern.

Steckbrief

Ohne menschliches Eingreifen wäre Mitteleuropa überwiegend von Buchenwald bedeckt. Auf mittleren Standorten – also nicht zu trocken oder zu feucht, nicht zu warm oder zu kalt – ist die Buche nahezu konkurrenzlos. Sie wächst sowohl auf bodensauren als auch auf kalkreichen Böden. Allerdings fehlt sie auf nassen Böden (die empfindlichen Wurzeln leiden hier unter Luftmangel) und verträgt keine Überschwemmungen.

Die Buche kommt in den Bayerischen Alpen bis zu einer Seehöhe von etwa 1.400 Metern vor. Sie kann in Lawinenrinnen, ähnlich der Grünerle und der Latsche, eine Art Krummholz bilden, meidet aber steile Hänge mit Steinschlag oder bewegtem Schutt.

Die Niederschläge sollten gleichmäßig über das Jahr verteilt sein. Längere Dürreperioden, vor allem im Frühsommer, aber auch zu starke Winterfröste verträgt die Buche nicht. Für Kahlflächen, auf denen häufig Strahlungsfröste vorkommen, ist die Buche nicht ausreichend angepasst, da sie sich in Naturwäldern stets im Halbschatten verjüngt.

Abb. 2: Buchenwälder können je nach Alter, Standorts- und Klimaverhältnissen sehr unterschiedliche Lebensraumtypen ausbilden (Foto links: Stephan Thierfelder, Foto unten: Dr. Matthias Jantsch).

Wenn die Klimaerwärmung kommt

Der Zukunft im Zeichen des Klimawandels kann die Rotbuche gelassen entgegen sehen. Nur in den trockensten und wärmsten Regionen Bayerns wird sie an ihre Grenzen stoßen, vor allem dann, wenn zusätzlich schwere Tonböden die Wurzelentwicklung behindern. Im Gegenzug wird sie im Gebirge an Höhe gewinnen. Diese Prognosen gelten allerdings nur dann, wenn es uns gelingt, die Klimaerwärmung auf das erträgliche Maß von etwa zwei Grad Celsius zu beschränken. Nichts desto trotz nimmt die Buche im klimagerechten Waldumbau eine besondere Stellung ein. Sie ist, aufgrund ihrer Schattentoleranz und Klimaelastizität, die ideale Baumart für den Umbau labiler Fichten- und Kiefernbestände.

Auf die Herkunft kommt es an

Die Buche hat, verglichen mit anderen Baumarten, eine hohe Variation in ihren Erbanlagen. Das spricht für eine hohe Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Bedingungen. Bei der Buche bilden sich Standortrassen aus, die äußerlich klar voneinander zu unterscheiden sind. Austrieb und Blätterfärbung hängen z.B. von der Höhenlage ab. Herkünfte aus den Mittelgebirgsstandorten sind häufig besser geformt und wipfelschäftig. Vor allem die Stammform und die Neigung zur Zwieselbildung sind bei der Buche stark genetisch bedingt (bis zu 60 Prozent). Deshalb sollte nur Pflanzmaterial gemäß den Herkunftsempfehlungen nach dem Forstlichen Vermehrungsgutgesetz (FoVG) verwendet werden. Zu empfehlen ist auch, zertifizierte Pflanzen zu beziehen. Ob im Hinblick auf den Klimawandel die Verwendung von Herkünften aus wärmeren und trockeneren Regionen (Südfrankreich, Osteuropa) erfolgreich sein kann, wird derzeit in Anbauversuchen geprüft.

Die Buche fruchtet nur alle drei bis fünf Jahre. Die fehlende Mast im Jahr 2005 und die rege Nachfrage im Zuge des Waldumbaus führten dazu, dass Buchenpflanzgut im Jahr 2008 für viele bayerische Herkünfte sehr knapp war. 2009 sollte die gute Versorgungslage mit meist zweijährigen Pflanzen für Aufforstungsmaßnahmen genutzt werden, da ab 2010 mit Pflanzenknappheit zu rechnen ist.

Naturerbe Buchenwald

Buchenwälder wachsen unter sehr verschiedenen Umweltbedingungen und stellen in ihrer Gesamtheit sehr artenreiche Lebensräume dar. Etwa 6.800 Tierarten wurden bisher dort nachgewiesen. Gering ist dagegen die Zahl der pflanzenfressenden Insektenarten, die auf die Buche spezialisiert sind. Das feuchtkühle Bestandsklima ist nicht förderlich für die Insektenentwicklung und die glatte Rinde bietet wenig Versteck- und Entwicklungsmöglichkeiten. An der Eiche finden sich dreimal so viele spezialisierte Arten.

Der Weg zum Starkholz

Ziel einer konsequenten Buchenwirtschaft ist wertholzhaltiges, durchmesserstarkes Stammholz. Je nach Standort werden astfreie Stammlängen von durchschnittlich sechs bis maximal zwölf Metern angestrebt. Der gewünschte Zieldurchmesser von 60 bis 70 Zentimetern soll in maximal 130 Jahren erreicht werden. Damit werden höhere Rotkernanteile vermieden.

Die Buche verjüngt sich meist natürlich. Bei einer Pflanzung reichen 6.000 bis 8.000, als Buchennebenbestand zu anderen Baumarten 1.100 Stück pro Hektar. Wegen ihrer Schattentoleranz ist sie die ideale Mischbaumart zur Fichte. Zum Pflanzen werden gewöhnlich zweijährige nicht verschulte Pflanzen mit einer Größe von 30 bis 50 Zentimetern oder drei bis fünfjährige Wildlinge gleicher Größe verwendet.

In der Jungbestandspflege (zwei bis neun Meter Höhe) werden nur wenige qualitativ schlechte Bäume aus der Oberschicht entnommen, da die Buche in jüngeren dichtgeschlossenen Beständen eine gute natürliche Astreinigung aufweist. Erwünschte Mischbaumarten werden gefördert. Ab der Jungdurchforstung (10 bis 17 Meter Höhe) werden pro Hektar 200 bis 250 gut geformte Buchen in der Oberschicht gezielt gefördert. Ab der Lichtwuchsdurchforstung (18 Meter Höhe) werden 80 bis 100 bestveranlagte Zukunftsstämme herausgepflegt. Damit wird der Bestandszuwachs, der bis ins Erntealter groß ist, verstärkt auf diese Bäume gelenkt. Im Alter von etwa 100 Jahren beginnt die Erntephase. Ab diesem Zeitpunkt werden innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre die Z-Stämme, die den Zieldurchmesser erreicht haben, Zug um Zug genutzt. Gleichzeitig wird die Buchenverjüngung unter dem Schatten der Altbäume eigeleitet.

Die Buche und der Waldschutz

Die Rotbuche ist eine vergleichsweise risikoarme Baumart. Buchen- und Buchenmischbestände bilden stabile Wälder und gewährleisten dem Waldbesitzer somit eine hohe Betriebs- und Planungssicherheit.

Sturm: Laubbäume sind generell weniger anfällig gegen Sturm als Nadelbäume. Dennoch kann auch die Buche bei heftigen Windböen oder Orkanen geworfen werden, besonders auf staunassen oder schluffreichen Böden.

Frost: Bis in das Jungwuchsstadium hinein ist die Buche anfällig gegenüber Spätfrösten. Daher ist in gefährdeten Lagen die Verjüngung unter dem Schirm der Altbäume notwendig.

Rinde: Aufgrund der relativ dünnen Rinde reagiert die Buche sensibel auf mechanische Verletzungen und Rinden- oder Sonnenbrand.

Schädlinge: Bisher haben Massenvermehrungen von z.B. dem Buchenrotschwanz den Buchenanbau nicht beeinträchtigt. Häufig sind dagegen Schäden durch die Erdmaus (in vergrasten Kulturen) und die Rötelmaus (unter dem Altholzschirm). Wenn schwierige Standortsbedingungen und Phasen mit Witterungsextremen zusammenfallen, verschlechtert sich der Belaubungszustand der Buchen. Dann kann der Kleine Buchenborkenkäfer (Taphrorhychus bicolor) auftreten. In den Kronen kommt oft Befall durch den Buchenprachtkäfer (Agrilus viridis) hinzu, dessen Larvenfraß unter der Rinde zum Absterben von Kronenästen führen kann.

Folgeschädlinge: An vorgeschädigten Buchen treten häufig Folgeschädlinge und Holzzersetzer wie der Zunderschwamm ein. Dieser Weißfäuleerreger zersetzt das Holz relativ schnell. Die rasche Aufarbeitung der Buchen ist notwendig.

Rotbuche allerorts – die Holzverwendung

Buchenholz ist eines der am vielseitigsten verwendbaren einheimischen Nutzhölzer. Das Holz ist fast weiß, sehr gleichmäßig aufgebaut, hart und besitzt eine hohe Abriebfestigkeit. Es ist nur dann wenig dauerhaft, wenn es unbehandelt der Witterung ausgesetzt wird. Daher wird es hauptsächlich im Innenbereich eingesetzt. Hier wird es für Bodenbeläge, im Treppenbau und im Möbelbau verwendet. In den letzten Jahren ist vor allem rotkernige Buche unter dem Namen "Wildbuche" als Möbelholz in Mode gekommen. Der Rotkern kann nicht imprägniert werden, weist aber ansonsten die gleichen Eigenschaften auf wie normales Buchenholz. Aus bisher wichtigen Verwendungsbereichen, wie Eisenbahnschwellen oder Gestellen für Polstermöbel, wird das Buchenholz von anderen Materialien verdrängt. Deshalb werden neue Anwendungen entwickelt, z.B. Brettschichtholzträger aus Buche.

Der Waldbesitzer muss darauf achten, dass sein Rundholz die notwendige Qualität für verschiedene Verwendungsmöglichkeiten besitzt. Sägefähiges Rundholz sollte möglichst gerade und weitestgehend astfrei sein und den für die jeweilige Verwendung notwendigen Mindestdurchmesser aufweisen. Schwaches oder starkastiges Holz kann als Brenn- oder Industrieholz (für z.B. Spanplatten, Zellstoff, Viskose) vermarktet werden, das durch die hohen Energiekosten für Heizöl und Erdgas im Moment sehr gute Preise erzielt.