Die Stieleiche kann auf Standorten mit Jahresmitteltemperaturen zwischen 2 und 14 °C auftreten und besitzt damit ein wesentlich breiteres Spektrum als die Traubeneiche (5 - 14 °C) oder die wärmeliebende Flaumeiche (6 - 17 °C). Der Verbreitungsschwerpunkt beider Arten liegt jedoch bei Jahresmitteltemperaturen zwischen 8,5 und 11,5 °C.

Sowohl Stiel- als auch Traubeneiche sind spätfrostgefährdet. Beide Arten treten auch in Gebieten mit sehr niederschlagsarmen Klima (ab 400 - 450 mm mittlerem Jahresniederschlag) auf. Während die Traubeneiche relativ trockene Standorte besiedelt, zieht die Stiel­eiche, die auch eine Baumart der Harten Au ist, feuchte, oft grund- oder stauwasserbeinflusste Standorte vor. In Gebieten mit kühlem, niederschlags­reichem Klima findet man sie auch an flachgründigen Hängen und Kuppen.

Die Flaumeiche besiedelt in Mitteleuropa sehr trockene, flachgründige Karbonat­standorte oder wasserdurch­lässige Lössböden. Die Zerreiche bevorzugt lehmige, schwach saure Böden.

An die Nährstoffversorgung und die Bodenreaktion werden speziell von der Traubeneiche und der Stieleiche nur ganz geringe Ansprüche gestellt, praktisch alle Waldböden sind geeignet. Optimales Wachstum ist bei Trauben- und Stieleiche an gute Wasserversorgung, tiefgründigere Böden und zumindest nur schwach saure Standorte mit zumindest mäßiger Basenversorgung (> 15 %) gebunden. Das Hauptverbreitungsgebiet der Stieleiche liegt in Ost- und Nordeuropa, also außerhalb des Verbreitungsgebietes der Buche.

Buche in ihrem Optimum verdrängt Eiche

Ein höherer natürlicher Anteil an Eichen kommt nur dort vor, wo die Konkurrenzkraft der Buche herabgesetzt ist. Die Eichenarten vermögen sich neben der Rotbuche meist nur auf sehr sauren oder auf trockenen Böden zu behaupten. Für die Forstwirtschaft Mitteleuropas spielen nur die Traubeneiche (Quercus petraea) und die Stieleiche (Quercus robur) eine Rolle. Untergeordnete Bedeutung haben die Zerreiche, die in erster Linie als Brennholzlieferant dient, und die Flaumeiche besonders auf Schutzwaldstandorten.

Die im Ertragswald vorkommenden Eichenarten erreichen einen Vorratsanteil von beinahe 2,5 %. Bestandesprägend treten Eichen vor allem in den Eichen-Hainbuchenwäldern der planaren und kollinen Stufe auf, wo die Zusammensetzung der Baumartenmischung nach der standörtlichen und bestandes­strukturellen Differenzierung sehr wechselt.

Neben den namensgebenden Baum­arten kommen vor allem die Winter­linde (Tilia cordata), die Vogelkirsche (Prunus avium), der Feldahorn (Acer campestre), die Esche (Fraxinus excelsior) vor, mit zunehmendem atlantischen Einfluss auch die Rotbuche (Fagus sylvatica). Auf den trockensten Stand­orten des Verbreitungsgebietes finden sich die Elsbeere (Sorbus torminalis), außerdem die Wildbirne (Pyrus pyraster) und sehr selten auch der Speierling (Sorbus domestica).

Außerhalb des Buchenareals hat die Stieleiche ihr Optimum in den Auwaldgebieten der größeren europäischen Flüsse und auf schweren Lehmböden. Beide Eichen­arten sind in der Vergangenheit durch damalige Formen der Forstwirtschaft (Nieder-, Mittelwälder, Hutewälder) häufig gegenüber der Buche begünstigt worden.

Aufgrund ihrer eingeschränkten Konkurrenzfähigkeit sind häufige Pflege­eingriffe Voraussetzung für ein lang­fristiges Erhalten von Eichenmisch­wäldern. Die Eiche bringt gute Voraussetzungen mit, sich an höhere Temperaturen und Trockenstress anzupassen und ist daher auf die erwartete Klima­änderung besser vorbereitet, was in Zukunft ihre Konkurrenzfähigkeit gegen­über anderen Baumarten steigern dürfte.

Unterschiedliche Herkünfte der Stieleiche

Im Jahre 2007 wurde vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) ein umfassender Eichenversuch initiiert (PDF-Download der BFW-Dokumentation des Projekts). Aufgrund der erst kurzen Beobachtungszeit sind die Ergebnisse vorläufig, bieten jedoch bereits wichtige Einblicke insbesondere im Hinblick auf die Schaftform. Auf den fünf Versuchsflächen bestehen große Unterschiede zwischen dem verwendeten Pflanzenmaterial, welche auch durch unterschiedliche Standortsbedingungen (Wechselwirkung zwischen Genetik und Umweltfaktoren) bedingt sind.

Die Rangfolge der Herkünfte ist auf den Versuchsflächen variabel, jedoch sind die besten Herkünfte stets im ersten Drittel zu finden. Bisher haben aufgrund der durchschnittlichen Schaftformen die österreichischen Herkünfte Linz und Weitwörth sowie die ausländischen Herkünfte Spessart (D) und Hluboká (CZ) überzeugt. Linz und Hluboká wiesen auf allen Versuchsflächen nur geringe Unterschiede in diesem Merkmal auf und haben damit eine hohe Standortstoleranz (Universalherkünfte).

Vom Höhenwachstum her sticht die Herkunft Linz hervor. Ausländische Spitzenherkünfte wie z.B. Reutlingen (deutsches geprüftes Vermehrungsgut) oder die slawonische spät­austreibende Stieleiche aus Kroatien konnten bisher weder in Stammform noch Schaftform überzeugen, während die slowenische Herkunft Mursa Šuma bezüglich des Höhenwachstum im vorderen Drittel war, aber in der Schaftform nicht befriedigte. Die am Institut für Waldgenetik des BFW vorhandene DNA-Daten­bank ermöglicht Herkunftsnachweise und ist unter www.herkunftsberatung.at online abrufbar.

Waldbauliche Behandlung

Die lange Umtriebszeit und die relativ geringe flächenbezogene Massenleistung können als die Besonderheiten der Eichenwirtschaft hervorgehoben werden. Schon alleine daraus ergibt sich der zwingende Schluss, dass als Ziel nur die Produktion von Wertholz sinnvoll ist. Starkes, gerades und astreines Holz mit möglichst homogener Farbe und gleichmäßigem Jahrringaufbau wird sowohl als Furnier wie auch als Schnittware gut bezahlt.

Die waldbauliche Behandlung von Eichenbeständen sollte sich daher, geeignete Standorte vorausgesetzt, von Jugend an auf die Erzeugung von starkem Qualitätsholz konzentrieren. Allerdings erfordern die geringe Konkurrenzfähigkeit der Eiche und ihr hoher Lichtbedarf vor allem auf Buchen­waldstandorten in der Jungwuchs- und Dickungs­pflege einen relativ kostenintensiven Waldbau.

Die Verjüngung der Eiche erfolgt in Österreich meist über Pflanzung, selten durch Saat, obwohl diese durchaus möglich ist. Mit Eichen-Naturverjüngung auf ganzer Fläche zu arbeiten (Schirmschlag) gehört sicher zu den größten waldbaulichen Herausforderungen. Mangelhafte Qualität des Ausgangsbestandes, seltene Mastjahre und der enge Optimumbereich der Lichtdosierung sind nur einige Faktoren, die das Erreichen einer ansprechenden Eichen-Naturverjüngung schwierig gestalten.

Etwas einfacher stellt sich die Naturverjüngung von Eichen als Teil eines Mischbestandes dar, weil man hier nicht auf das Gelingen eines über die Fläche möglichst gleichmäßig verteilten Eichenaufschlages angewiesen ist. Stellt sich hier Naturverjüngung zum richtigen Zeitpunkt ein, kann sie später nach Räumung des Altbestandes durch Maßnahmen zur Mischwuchsregulierung (Ausformung reiner Eichengruppen) gesichert werden.

Eichen-Naturverjüngung wird sich einzeln als Buntmischung, umgeben von anderen sie konkurrenzierenden Baumarten, aufgrund ihrer Langsamwüchsigkeit und Lichtbedürftigkeit selten behaupten können bzw. nur mit unverhältnismäßig großem Pflegaufwand. Gleiches gilt auch für Eichen-Pflanzungen.

Eichenkulturen zeichnen sich in den ersten Jahren durch eine sehr pflegeintensive Anwuchsphase (Konkurrenzvegetation) aus. Reihenverbände mit Verbandsweiten, die eine maschinelle Pflege erlauben, und Trupp-Pflanzungen, die eine generelle Reduktion der pflegebedürftigen Fläche anstreben, redu­zieren den Aufwand.

Bei der Trupp-Pflanzung wird die übliche Vorstellung, in Reihen zu pflanzen, verlassen. Durch die Pflanzung mehr oder weniger dichter Eichengruppen nur mehr auf Teilen der Kulturfläche strebt die Trupp-Pflanzung eine Verringerung der Kulturkosten und der Kosten für Jungwuchspflegemaßnahmen an. Die Kulturbegründung findet somit nicht auf der gesamten Fläche statt, sondern nur mehr im Bereich der künftigen Endbestandsbäume. Dadurch wird einerseits eine günstige Verteilung der Z-Bäume und andererseits die optimale Ausnutzung der potenziellen Standfläche ermöglicht.

Die Freiflächen, die sich zwischen den Trupps ergeben, können für Naturverjüngung genutzt werden. Je nach gewähltem Abstand zwischen den Trupps können auch andere Baumarten als Zeit- oder Dauermischung eingebracht werden. Mit diesen Methoden können sowohl Reinbestände als auch Mischbestände begründet werden. Nur mehr auf Teilen der Kulturfläche aktiv zu pflanzen, ist grundsätzlich auch bei anderen Laubbaumarten bei entsprechender Modifizierung möglich und sinnvoll.

Bewirtschaftung für Eichenwertholz

Aus den Vorgaben Astreinheit und möglichst großer Durchmesser ergibt sich zwingend eine Waldbautechnik, welche die Behandlung des Baumes von der Kultur bis zur Reife in zwei Phasen teilt. Das im Anschluss vorgestellte Zwei-Phasenkonzept gilt grundsätzlich für alle Laubbaumarten zur Erzeugung von Wertholz, selbst bei der Wertholzproduktion bei Lärche kann nach dieser Methode vorgegangen werden (Ab­bildung 1).

Phase 1: Dichtstand mit Astreinigung

Dichtstand für gute Astreinigung wird angestrebt. Bei der Eiche erfolgt, wie bei den meisten Laubbaumarten, bei entsprechendem Dichtstand die Astreinigung natürlich. Bei mangelndem Dichtstand muss geastet werden. Der Durchmesser des inneren astigen Kerns und damit sein Anteil am Baumquerschnitt soll möglichst klein sein. Die Krone kann sich nicht frei entfalten und deswegen wird das Dickenwachstum gebremst. Die Äste im unteren Kronenraum dunkeln aus und sterben ab. Die Länge der grünen Krone soll aber 50 – 35 % der Baumhöhe nicht unterschreiten.

Phase 2: Dickenwachstum

Die Äste sind im Idealfall bis zur erwünschten Höhe am Stamm (je nach standörtlicher Wuchsleistung und Betriebsziel 5 – 10 m) abgestorben und teilweise abgefallen. Jetzt gilt es, das Dickenwachstum des Stammes zum Aufbau des begehrten astreinen Holzmantels zu fördern. Dabei hilft uns die Tatsache, dass Kronendurchmesser und BHD des Baumes in einer engen funktionalen Beziehung zueinander stehen. Mit der Eingriffsstärke und den Durchforstungsintervallen steuert der Waldbauer über die Standraumgestaltung die Kronengröße des Baumes und damit sein Dicken­wachstum.

In dieser Phase sollte sich die Kronenbasis nicht mehr stammaufwärts verlagern und die Kronenexpansion bis zur Ernte durch permanente Freistellung gewährleistet sein (Ab­bildung 2). Bei Eiche können 60 – 80 Z-Bäume im Abstand von 10 – 13 m in 100 – 120 Jahren auf guten Standorten einen Zieldurchmesser von 60 cm aufwärts erreichen.

In Eichenreinbeständen oder größeren reinen Eichenhorsten braucht die Lichtbaumart zur Schaftpflege und zur Vermeidung starker Bodenverwilderung unbedingt eine Schattbaumarten in untergeordneter Mischung (Nebenbestand). Diese sollte in ihrer Wuchs­leistung hinter der Eiche zurückbleiben und keinesfalls in die Oberschicht einwachsen. Diese Gefahr ist vor allem in gleich alten Eichen-Rotbuchenbeständen gegeben. Nur dort, wo die Konkurrenzkraft der Buche aus standörtlichen Gründen eingeschränkt ist, können intensive Pflegeeingriffe zugunsten der Eiche minimiert werden.

Gruppen- bis horstweise Einbringung der Eiche erleichtert generell die Pflege. Als Nebenbestandsbaumart hat sich besonders die Hainbuche bewährt. Sollte die Eiche auch von dieser Baumart überwachsen werden, so kann die Hainbuche „geköpft“ oder auf den Stock gesetzt werden und bleibt so als Nebenbestand für spätere dienende Funktion erhalten.

Schäden und Gefährdungen

Die Eichenfraßgesellschaft mit den Leit­arten Frostspanner, grüner Eichenwickler und Schwammspinner verursacht oft spektakuläre Massenvermehrungen mit heftigem Blattfraß bis hin zum Kahlfraß. Dazu kommen regional noch Eichen­prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) – der sich vor allem durch massive allergische Reaktionen beim Menschen als problematisch erweist – und Maikäfer(Melolontha spp.). Bleibt der Fraß auf das Frühjahr beschränkt, zeigen die Eichen jedoch meist ein gutes Regenerationsvermögen.

Nicht zuletzt im Gefolge von solchen Massenvermehrungen und bei Trockenheit kommt es zu verstärkten Ausfällen, was an das Eichensterben der jüngeren Vergangenheit erinnert. Beteiligt sind hier Hallimasch und andere Wurzelpilze sowie der Eichen­splintkäfer (Scolytus intricatus) und verschiedene Bock- und Prachtkäfer. Ebenso erscheint die Eichenmistel (Loranthus europaeus) von Bedeutung. Sie verursacht häufig ein Zurücksterben der Kronen bzw. das Absterben von Eichen, auch ohne Mitwirkung anderer Schadfaktoren.

Befall durch Eichenmehltau (Erysiphae alphitoides) kann problematisch werden, wenn Schäden an der Wiederbelaubung nach Kahlfraß auftreten. Sonst ist er, wie auch Eichenrindenbrand und Zikaden, nur für junge Pflanzen gefährlich.

Holzeigenschaften und –verwendung

Das Holz der Eichen besteht aus einem hellen, im Alter relativ schmalen Splint und einen rötlich bis gelblich braunen Kern. Während Splint wenig dauerhaft ist, weist Kernholz eine enorme Dauerhaftigkeit auf. Das Holz von Trauben- und Stieleiche zählt aufgrund seiner Dichte, Festigkeit und Beständigkeit zu den sehr wertvollen und gefragten einheimischen Holzarten und wird bei entsprechender Qualität auch gut bezahlt.

Die Einsatzgebiete: hochwertige Möbel, Innenausbau (Panele, Parkett), Furniererzeugung, Fassproduktion, Drechslerei und Holzschnitzerei. Schlechtere Qualitäten werden herangezogen für Zaunpfosten, Gruben- und Schachtholz, im Brückenbau und zur Herstellung von Särgen. Verwendung als Industrieholz soll nicht unerwähnt bleiben, energetische Verwertung gewinnt zunehmend an Bedeutung.