Hochwasser sind natürliche Ereignisse. Die Fließgewässer treten über die Ufer und überschwemmen im Extremfall große Flächen. Technische Maßnahmen oder natürlicher Wasserrückhalt können Schäden meist minimieren, aber nicht immer verhindern. Wichtig zum Schutz der Wälder, des Lebensraums Aue sowie der Waldbesitzer und der Unterlieger ist eine an Überschwemmungen angepasste Waldbewirtschaftung. Sie ist eine naturnahe Form der Landnutzung in hochwassergefährdeten Gebieten.

Wald in Hochwassergefahrenflächen

An den bayerischen Flüssen liegen etwa 360.000 Hektar potenzielle Auenfläche, die bei Extremhochwasser überflutet werden können. Hier kommt intakter Auwald mit Überflutungsdynamik heutzutage aber nur noch kleinflächig vor. Solche Wälder erfüllen verschiedene Funktionen: Neben Hochwasserschutz, vor allem Wasserrückhalt und Bodenschutz, sind Auwälder auch wichtig für die standörtliche Vielfalt – sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas – und beliebt bei Erholungssuchenden. Um diese Funktionen langfristig zu sichern, ist eine dauerhafte Waldbestockung mit hochwassertoleranten Baumarten notwendig.

Auswirkungen von Hochwasser

Grundsätzlich ist Wasser das Lebenselixier für die Auwälder, doch auch hier gilt: Auf die Dosis kommt es an. Hochwasserbedingte Überflutungen können sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben. Hier einige Beispiele:

 negative Auswirkungpositive Auswirkung
Überflutungpartieller bis kompletter Verlust der Waldverjüngung, insbesondere bei NeuanpflanzungenFörderung hochwasserangepasster Baumarten und sonstiger Pflanzen
TreibgutRisiken durch in der Strömung treibende Gegenstände (Schlagabraum, Holzstämme, Zäune, etc.)Flüsse als Verbindungsachsen für den Biotopverbund heimischer Arten
ErosionHumus- und Nährstoffverluste durch Bodenabtrag bei hoher StrömungsgeschwindigkeitEntstehung von Bruthabitaten an Erosionskanten und Prallhängen (z. B. Eisvogel, Uferschwalbe)
SedimentablagerungKontamination des Waldbodens durch mitgeführte Schadstoffe (z. B. Heizöl)Erhalt der fruchtbaren Auenböden durch mitgeführte Nährstoffe

Maßnahmen zur Risikominimierung

Überflutungsgebiete erfordern ein geeignetes Erschließungssystem. Dabei ist es wichtig, dass durch die Waldwege, Rückewege und -gassen der natürliche Abfluss in Gräben und Bächen nicht beeinträchtigt wird. Bei der Holzernte ist besonders auf eine bodenschonende Forsttechnik zu achten. Für den Gewässerschutz sollten hier Motorsägen in einer Auffangwanne und Forstmaschinen außerhalb des Überschwemmungsbereichs betankt werden. Sowohl Maschinen und Werkzeuge als auch das Holz sollten besser außerhalb der Überflutungsbereiche gelagert werden. Bei akuter Hochwasserlage sind entsprechende Sofortmaßnahmen (z.B. Maschinen und Betriebsstoffe aus dem Gefahrenbereich bringen) zu ergreifen.

Waldbauliche Empfehlungen

Das richtige waldbauliche Vorgehen ist entscheidend, um einen dauerhaft stabilen und hochwassertoleranten Wald zu begründen und zu erhalten. Daher sind bei der Bewirtschaftung von Wäldern in Hochwassergefahrenflächen einige Besonderheiten zu beachten. So muss Jungwuchs beispielsweise aufgrund der intensiven Konkurrenzvegetation gezielt gepflegt werden, für wertsteigernde Maßnahmen wie die Astung ist das Risiko in Gebieten mit 5-20jährlichen Hochwassern zu hoch. Die Standortvielfalt gebietet gerade hier ein kleinstrukturierteres Vorgehen.

Baumartenwahl

Die Wahl der richtigen Baumarten ist entscheidend für einen überflutungstoleranten Wald. Grundsätzlich nimmt die Überflutungstoleranz mit dem Alter zu und hängt von Wasserhöhe, Fließgeschwindigkeit sowie Dauer und Häufigkeit der Überflutung ab. Einige Baumarten (z. B. Pappel, Esche) sind in der Lage, bei Übersandungen im Bereich der neuen Bodenoberfläche neue Wurzeln auszubilden. Das LWF-Merkblatt Nr. 36 enthält eine Tabelle, in der die Baumarten anhand ihrer Überflutungstoleranz den entsprechenden Gefahrenbereichen zugeordnet wurden.