Es geht um denjenigen Baumtyp, der so­wohl nach vorne in die Fallrichtung, als auch zur Seite hängt. Er muss also aus seiner natürlichen Hängerichtung he­raus­ge­führt werden. Ein Typ – oder Charakter – welcher nach wie vor in keinem Lehrbuch beschrieben ist (Abb. 1).

Oft werden solche Charaktere etwas salopp als "Hänger" bezeichnet. Aber aufgepasst, das darf eben nie ver­wech­selt werden! Ein "Hänger" ist in der Fachsprache eigentlich nur derjenige Baum, welcher genau in die gewünschte Fällrichtung hängt. Er wird mit der "Tiefen Fallkerbe" oder mit dem "Stechschnitt" gefällt.

Versucht man nun, den oben be­schrie­be­nen speziellen Charakter des "Vorwärts- und Seitwärtshängers" mit der "Tiefen Fallkerbe" oder mit dem "Stechschnitt" zu fällen, kann das urplötzlich sehr ge­fähr­lich werden, weil man sich in einer äusserst gefährlichen, falschen Sicherheit wiegt.

Vorwärts- und Seitwärtshänge brauchen ein Führungsband

Mit der "Tiefen Fallkerbe" oder mit dem "Stechschnitt" wird beim richtigen "Hänger " das Aufreissen des Stammes verhindert, und die Stammpresse muss nicht montiert werden. Beim "Vorwärts- und Seitwärtshänger" funktioniert das jedoch sofort nicht mehr, besonders bei grösseren Durchmessern, weil bei diesem Charakter das Band ganz anders ausgestaltet werden muss. Der "Hänger" braucht kein Führungsband, er hat allerhöchstens ein Stützband. Der "Vorwärts- und Seitwärtshänger" dagegen braucht ein sehr gutes Führungsband.

Zugegeben, auch solche Bäume haben Profis bisher gefällt. Aber eben, oft mit sehr mässigem oder sogar negativem Erfolg. Der vorsichtige und gute Holzer geht bis anhin mit dem nötigen Respekt an solche Objekte heran und wählt richtigerweise die Fällmethode "Breite Fallkerbe". Um das Aufreissen des Stammes zu verhindern, montiert er die Stammpresse.

Das kann ab und zu, wenn alles hilft, zum Erfolg führen. Werden die Bäume aber grösser und schwerer, so entsteht ein zusätzliches Problem: auf der Zugzonen-Seite reicht die Zeit nicht, um den Fällschnitt bis zur vorbestimmten Banddicke fertig zu sägen. Der Baum beginnt zu früh zu fallen, und das zu diesem Zeitpunkt noch überdicke Zugband bekommt ca. auf der Höhe des Fallkerbgrundschnittes den berühmt-berüchtigten Querbruch. Das Band kann somit seine Führungsfunktion nicht mehr ausüben, und der Baum fällt in seine natürliche Hängerichtung. Genauso, wie ein Führungsband zu dünn sein kann, kann es eben auch zu dick sein. Ein zu dickes Band (zu viel Holz) kann sich nicht mehr biegen und muss unweigerlich viel zu früh brechen, wenn ein Aufreissen des Stammes mit der Stammpresse verhindert wird.

Die Ausführung des Fällschnitts ist entscheidend

Was ist nun neu an der richtigen Fällmethode für solche Bäume? Zentral ist auch hier eine gute und vor allem richtige Beurteilung. Ein Schlüsselpunkt ist – wie bei allen Bäumen – dass man sie aufgrund der Beurteilung dem richtigen Charakter zuordnet (also z. B.: "Normalfall", "Hänger", "Rückwärtshänger", "Faulbaum" oder "Seitwärtshänger"). Schafft man das mal fehlerfrei, ist die Auswahl der richtigen Fällmethode keine Schwierigkeit mehr.

Hier geht es, wie oben erwähnt, also um einen "Vorwärts- und Seitwärtshänger". Richtig ist, dass für solche Bäume die Fällmethode "Breite Fallkerbe" angewendet wird. Jetzt fragt man sich zu Recht: Ja was ist dann neu dabei, das kennen wir ja schon? Einzig und allein der Fällschnitt, oder genauer gesagt, die Ausführung des Fällschnitts. Wir sägen den Fällschnitt als Stechschnitt und lassen hinten ein Halteband von ca. einem Viertel des Stammdurchmessers stehen. Dadurch wird verhindert, dass der Baum zu früh fällt, und wir haben alle Zeit, den Fällschnitt bis zum angezeichneten Führungsband fertig zu sägen. Die Stammpresse muss immer montiert werden (Abb. 2).

    Abb. 2. Links: Ansicht Zugzone. Fällschnitt entsprechend Bandbreite hoch. Rechts: Ansicht Druckzone. Fällschnitt entsprechend Bandbreite tief. Zeichnung: Joël Bader

    Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die hier beschriebene Methode nie und nimmer mit der Fällmethode "Stechschnitt " für den "Hänger" verwechselt werden darf. Hier geht es um einen völlig anderen Baumcharakter. Noch drei weitere Schlüsselpunkte zum Erfolg:

    1. Die besten Fasern in der Bandzone bestimmen die Fallkerbgrösse, wie bei allen Bäumen, welche mit der Fällmetode "Breite Fallkerbe" gefällt werden müssen. Es braucht eine gute und lange Führung.
    2. Das Bestimmen der richtigen Bandbreite (Zugzone/Druckzone).
    3. Die Bandbreite bestimmt die Fällschnitthöhe (Bandbreite gleich Fällschnitthöhe). Auf der Zugzonenseite, wo die Belastung sehr gross ist, muss das Band zu einem stehenden Rechteck ausgeformt werden.