Kunststoffseile aus Dyneema Faser werden zunehmend für Anwendungen in der Holzbringung akzeptiert. Der Hauptgrund liegt in der Gewichtsersparnis von 80% gegenüber gleichwertigen Stahlseilen. Ein zweiter wichtiger Grund ist die angenehme Handhabung des Seiles ohne Verletzungsgefahr durch abstehende, gebrochene Drahtlitzen. Durch das geringe Gewicht des Seiles ist weiters auch die Gefahr des Zurückschnellens bei Seilriss stark reduziert.

Das bedeutet aber nicht, dass die wichtigsten Sicherheitsregeln nicht mehr einzuhalten sind. Wie jüngst zwei - glücklicherweise glimpflich verlaufene - schwere Unfälle in der Steiermark und in Schleswig-Holstein gezeigt haben, kann die Missachtung der allgemein bei Seileinsätzen erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen auch - oder gerade wegen der Verwendung eines Kunststoffseiles - tödlich enden.

Betroffener stand im verbotenen Seilwinkel

Die Verwendung eines Kunststoffseiles war bei keinem der aktuellen Fälle die Unfallursache. Im ersten Fall stand der Verletzte im verbotenen Seilwinkel und wurde durch das über einen Wurzelstock freikommende Seil wie durch die Sehne eines Bogens an Kopf und Hals getroffen. Hier war das Kunststoffseil vermutlich der lebensrettende Faktor.

Anschlagmittel gebrochen

Im zweiten Fall wurde, wegen Fehlen eines an einem zweiten Gleiter angehängten "Fangholzes", beim Bruch eines Anschlagmittels der am Seil verbleibende Rest mit dem Endstück wie durch ein Gummiband in Richtung Traktor geschleudert. Die Teile durchschlugen das Windenschutzgitter, die Heckscheibe des Schleppers, rissen einen Haltebügel ab und trafen den Schleppersitz mit solcher Wucht, dass er verschoben wurde und der Fahrer schwere Prellungen am Rücken erlitt.

Auch in diesem Fall ist es selbstverständlich, dass ein Stahlseil ebenso in Richtung des Traktors geschleudert worden wäre. Mit dem Unterschied, dass das Gesamtgewicht – und damit auch die Trägheit des "Geschoßes" größer gewesen wären. Die Gefahren beim Freikommen eines gespannten Stahlseiles – ganz gleichgültig ob durch Seilriss oder Bruch eines Anschlagmittels - sind hinlänglich bekannt. Der Seilriss des leichten Kunststoffseiles ist weit weniger gefährlich.

Unter Beachtung der Empfehlung, als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme mindestens zwei Gleiter mit jeweils einem angehängten Holzstück zu verwenden, um ein Abfangen des Seiles bei Bruch eines Anschlagmittels zu gewährleisten, kann die Sicherheit bei der Holzrückung wesentlich verbessert werden.
Ein kleiner zusätzlicher Aufwand, der Leben retten kann!

Allgemeine Arbeits- und Sicherheitshinweise (aus SVB-Merkblatt „Holzbringung“, 2003)
  • Die Größe der Seilwinde muss der jeweiligen Traktorleistung entsprechen.
  • Der Traktor ist mit der Seilwinde sicher und stabil aufzustellen.
  • Die Seilzuzugsrichtung sollte möglichst der Traktorlängsachse entsprechen.
  • Beim Bergabseilen darf die Maschine nicht in der Falllinie unter der Last positioniert werden (Umlenkrolle verwenden!).
  • Der Zuzug darf erst nach sicherem Anhängen der Last sowie verlässlicher Verständigung zwischen Windenführer und Helfer erfolgen.
  • Das Mitfahren auf der Last und der Aufenthalt im Gefahrenbereich des Seiles sind verboten.
  • Schrägfahrten unter Last sind mit dem Traktor zu vermeiden.
  • Die Bedienung der Traktorseilwinde erfolgt entweder vom Traktor aus der Kabine oder seitlich der Winde. Bei Funksteuerung ist neben der Last auch die Maschine genau zu beobachten.
  • Die Anschlagmittel sind so an der Last anzubringen, dass das Holz zuerst gewürgt, dann eventuell gedreht und zuletzt gezogen wird. Die starken Blochenden sollten in Rückerichtung zeigen.
  • Bei Arbeiten mit Umlenkrollen müssen die Bäume und Stöcke, an denen Umlenkrollen befestigt werden, entsprechend gesund und stark sein (Richtwert: Zugkraft der Seilwinde 80 kN - Baumdurchmesser mind. 50 cm).
  • Zum Befestigen der Last sind Anhängemittel zu verwenden (z.B. Würgeketten und Würgeseile). Die Verwendung des Zugseiles als Würgeseil ist verboten.
  • Anschlagmittel, Seilstärke, Umlenkrollen und deren Befestigung sind auf die jeweilige Windenzugkraft abzustimmen.