An der Westküste Nordamerikas gab es bereits Yarder (Mastseilgeräte) als Forstmaschinen noch mit Dampfkraft liefen. In der mitteleuropäischen Holz­ernte sind Yarder dagegen neu. Einen ersten europäischen Yarder (Grizzly 400-Yarder ) hat die Her­zog Forsttechnik AG 2011 auf den Markt gebracht. Der Forstunternehmer Joël Lema aus Rossemaison/JU hat bereits Erfahrung damit gesammelt. Dass Yarder in Europa so gut wie nicht im Einsatz sind, ist erstaunlich, denn sie eignen sich besonders gut für die Holzbringung in Gebieten mit relativ dichten Forststrassennetzen bei gerin­ger Feinerschliessung durch Rückewege. Solche Gebiete gibt es in Europa viele, vor allem in Mittel­gebirgen und Moorgegenden.

Eine typische Yarder-Region ist der Schweizer Jura, wo Lema wohnt und arbeitet. Dort sparen viele Forst­betriebe am Ausbau und an der Unter­haltung befestigter Rückewege und investieren dafür verstärkt in Lkw-befahr­bare Forststrassen. Um unter solchen Bedingungen Holz rücken zu können, hat sich der Forstunternehmer einen Yar­der angeschafft.

Ende September 2011 arbeitete er damit in einem Hieb der Gemeinde Bassecourt bei Delémont. Dort lagen die Forststrassen im Mittel 300 m auseinander und die Bestände im steilen Gelände waren für Forstmaschinen unbefahrbar. Für den Einsatz eines Rückeseils am Skidder oder Forstschlepper wäre der Wegeabstand zu gross gewesen, für den Einsatz eines konventionellen Seilkrans wiederum zu gering. Damit war der Yar­der das am besten geeignete Gerät für den Einsatz.

Kurze Aufbauzeiten

Während der Aufbau einer klassischen Seilkranlinie mehrere Tage dauern kann und sich daher nur bei hohen Erntevolu­men und längeren Trassen lohnt, lässt sich eine Yarder-Anlage in ein bis zwei Stunden aufbauen. Das 9,8 m hohe Mastaggregat kann auf engstem Raum auch bergseitig an Böschungen platziert werden, was bei den oft engen Verhältnissen im Bergwald von Vorteil ist. Für den Transport lässt sich der obere Teil des Masts kippen. Das Aggregat ist dann wie ein Baggerarm einklappbar.

Als Trägergerät benutzte Lema einen Kobelco 235 SR Raupenbagger. Dank des hohen Kontergewichts kann er bei Bedarf – zum Beispiel im flachen Gelände – die Abspann­seile des Masts direkt am hinteren Rahmen des Baggers verankern. Die Trommeln der vier 50 m langen Abspannseile sind oberhalb der grossen Seilwinden für das 400 m lange Trag-und das 450 m lange Zugseil montiert. Bagger und Mastaggregat mit Seilwinden wiegen zusammen 32 t.

Ein Rückholseil für den sogenannten Dreiseilbetrieb fehlt dem Yarder. Die Vorrichtungen dafür sind aber vorhanden und Forstunternehmer können die Maschine bei Bedarf leicht mit einem Rückholseil für den Dreiseilbetrieb aufrüsten.

Dank der geringen Seillängen konnten die Durchmesser der Seile – und damit deren Sicherheitsfaktoren – erhöht wer­den: Bei den Abspannseilen beträgt der Durchmesser 20 mm, beim Tragseil 18 mm (verdichtet, bei angegebener Traglast von 9 t) und beim Zugseil 11 mm (ebenfalls verdichtet, bei maximaler Zug­kraft von 4,8 t).Die gesamte Anlage – Bagger, Mast und Seile – wiegt 32 t.

Hohe Ernteleistung

Auf dem Hieb in Basse­court arbeitete der Unternehmer Lema mit einem Forstwart, der im Bestand fällte und als Anschläger arbeitete. Mit einem 25 t Pelco-Bagger und einem Woody 60-Prozessor verarbeitete Lema die oben an der Seiltrasse ankom­menden Ganzbäume zu verschiedenen Sortimenten. In Bassecourt erntete der Unternehmer auf diese Weise 850 Fm Laub- und Nadel­holz bei einer Tagesleistung von 60 Fm. "Um 60 Fm in diesem Gelände mit dem Skidder zu erreichen, müsste sich ein Rücker richtig ranhalten", sagte der Unternehmer. Gleichzeitig hob er die bestandes- und bodenschonende Arbeits­weise mit dem Yarder hervor. Lema sieht alleine deswegen für Yarder in Mitteleuropa eine grosse Zukunft. Er merkt es bereits am vollen Auftragsbuch: Obwohl er etwas teurer sei als seine Kol­legen mit konventioneller Ausrüstung, rechnet er bereits 2011 mit einer Erntemenge von 3500 Fm. 2012 sollen es 4500 Fm werden. Damit wäre der Yarder optimal ausgelastet.