Zunehmende Mechanisierung und keimender Umweltgedanke sind Schlagworte, mit denen man die Entwicklung in der Forstwirtschaft im Nachkriegsdeutschland gut charakterisieren kann. Auch heute agieren die Forstbetriebe im Spannungsfeld zwischen Rationalisierungszwang und Ressourcenschonung. Das politische Umfeld und die technischen Rahmenbedingungen, unter denen heute im Wald gearbeitet wird, sollen in diesem Beitrag in einen historisch-genetischen Zusammenhang gestellt werden.

Ökonomische Zwänge der Forstbetriebe und ökologisches Bewusstsein der Gesellschaft sind zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich intensiv. Diese unterschiedliche Intensität kommt zum Ausdruck in der Stärke, mit der Veränderungen in der jeweiligen Zeit angedacht und angegangen werden. Der Wille zur Veränderung und seine Stärke werden im Folgenden als ökonomische Motivation der Forstbetriebe bzw. als ökologische Motivation der Gesellschaft bezeichnet. Da die Forstbetriebe Teile der Gesellschaft sind, haben sie natürlich auch Anteil an der ökologischen Motivation.

Die primär ökonomisch motivierte forstliche Mechanisierung und das Bemühen um Ressourcenschonung, also die ökologische Motivation, veränderten und entwickelten sich seit Bestehen der Bundesrepublik. Suda und Beck nannten diesen Prozess gesellschaftlichen Diskurs und durchleuchteten ihn hinsichtlich der Entwicklung von Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialpolitik.

Im Folgenden soll nur die Vollmechanisierung der Holzernte mit den Bereichen Fällen, Entasten, Einschneiden und Rücken betrachtet werden, weil nur hierbei die Bestände mit Großmaschinen befahren werden.

Ökologische Motivation der GesellschaftÖkonomische Motivation der Forstbetriebe

ökologisches Bewusstsein der Waldbesitzer

ökologisches Bewusstsein der Bevölkerung

gesellschaftliche Normen

gesellschaftliche Forderungen

technischer Fortschritt der Maschinen hinsichtlich der Umweltschonung

Gewinnstreben des Waldbesitzers

stagnierende oder sinkende Erlöse für das Produkt Holz

steigende Kosten in den Forstbetrieben

technischer Fortschritt der Maschinen hinsichtlich Leistung, Einsatzspektrum

Tab. 1: Motivationen für Veränderungen in der Forstwirtschaft.

Betrachtet man die Mechanisierung der bundesdeutschen Forstwirtschaft der letzten 50 Jahre in Stichjahren und vergleicht diese Intervalle mit der aktuellen Situation, so lässt sich die folgende Chronologie zusammenstellen:

1955

Die Aufarbeitung des Holzes erfolgt vor allem manuell mit Zugsäge (motormanuell nur 2,3 %, Abb. 5). Ca. 50 % des Einschlags wird mit landwirtschaftlichen Schleppern gerückt, der Rest mit Pferden oder Ochsen gebracht. Industrieholz wird noch nicht erzeugt, Brennholz tragen in aller Regel Waldarbeiter zur Forststraße. Die Schlepper sind leicht (< 35 PS) und mit Schmalspurreifen ausgestattet. Kein Feinerschließungssystem ist vorhanden oder geplant. Der Forststraßenbau wird gerade begonnen, um die Wälder für Fahrzeuge zu erschließen. Zu rückende Stämme werden direkt angefahren und auf kürzest möglichem Weg zur Waldstraße gebracht.

1965

Fast der gesamte Einschlag wird motormanuell aufgearbeitet (86 %, Abb. 5). Etwa 80 % des Holzes wird mit landwirtschaftlichen Schleppern bzw. Unimog gerückt (die Zahl der Pferde verringerte sich von 1960 bis 1965 von 1 Mio. auf 0,4 Mio., dagegen nahm die Schlepperzahl von 0,5 Mio. auf 1 Mio. zu). Schäden am Boden werden nicht wahrgenommen, allenfalls Schäden an der Verjüngung. Die Erlöse steigen, die Kosten steigen moderat. Die Gesellschaft interessiert sich vor allem für das Produkt Holz und die bereitgestellten Arbeitsplätze, nicht aber für die Art des Wirtschaftens. Durch die Verdichtung des Forststraßennetzes kann mehr Holz beigeseilt werden (Aufkommen von Seilwinden), andererseits befahren nach der fast vollkommenen Verdrängung der tierischen Rückung zunehmend Schlepper nicht erschlossene Bestandesflächen. Neue Sortimente (IL) kommen wegen der waldbaulichen Umstellung auf Hochdurchforstung auf, die in langer Form ausgehalten werden und deshalb mit Schlepper gebracht werden müssen.

1975

Feinerschließungsnetze setzen sich durch. Sie werden vor allem im Hinblick auf Bestandesschonung etabliert (Fahrbewegungen sollen konzentriert, Verjüngung und Holzqualität erhalten werden). Erste Forstspezialschlepper werden in Skandinavien sowie Kanada entwickelt und eingesetzt. Der forstliche Straßenbau ist nahezu abgeschlossen. Arbeitsverfahren für die Schlepperbringung von Rückegassen aus werden entwickelt (Goldberger Verfahren, fischgrätartige Fällung). Schwere landwirtschaftliche Schlepper werden eingesetzt, die mit Forstpolterschild und Funkseilwinde aufgerüstet sind. Viele Nadelholzbestände stammen aus dieser Zeit.

1985

Nahezu 100 % des Holzes wird mit Schleppern gebracht, wobei sich zunehmend Forstspezialschlepper durchsetzen (schlechte Lastverteilung der landwirtschaftlichen Schlepper, höhere Geländegängigkeit). Tragschlepper (Forwarder) verbreiten sich. Schäden am Boden werden zunehmend wahrgenommen. Die ersten Harvester kommen auf, ihr Anteil an der Aufarbeitung ist noch marginal. Rückegassen werden dauerhaft gekennzeichnet. Die Erlöse für Holz stagnieren oder sinken, die Kosten für Personal steigen stark, die Gesellschaft interessiert sich zunehmend für den Wald (Waldsterbensdiskussion). Umbau, Zäunung und Laubholzvoranbau nehmen zu.

1995

Der Harvester hat sich in Folge der Sturmwurfaufarbeitung von "Vivian" und "Wiebke" durchgesetzt, der Anteil am aufgearbeiteten Volumen beträgt rund 10 %. Die Förster sind gegenüber Bodenschäden sensibilisiert. Abbaubare Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten kommen auf. Die Zertifizierungsdiskussion beginnt. Ökologisches Wirtschaften soll über Ökolabels kenntlich gemacht und über den Preis für Produkte belohnt werden. Reifendruckregelanlagen kommen erstmals auf, Niederquerschnittsreifen werden Standard, der Trend geht zu größeren Maschinen. Die Holzpreise sinken infolge der Sturmwürfe "Vivian" und "Wiebke".

2000

Der Harvestereinsatz wird mehr und mehr Standardarbeitsverfahren. Der Anteil am Holzeinschlag erreicht 20 % bis 30 %. Die Rückefahrzeuge werden tendenziell größer und schwerer, andererseits werden Kleinharvester für die Schwachholzernte entwickelt. Raupenharvester und Kombi-Arbeitsverfahren wie Harvester-Seilkran werden genutzt, um Arbeitsflächen am Hang zu erschließen. Dadurch wird der Anteil der befahrenen Fläche auf den Schwachholzbereich (1. und 2. Altersklasse) und auf die Hanglagen ausgeweitet. Maschinen bis 35 t sind unterwegs.

Die ersten Betriebe sind zertifiziert (ca. 3 Mio. ha), Baumärkte werben mit zertifiziertem Holz. Der Bund erlässt ein Bodenschutzgesetz. Die Regiearbeit wird in den großen Forstverwaltungen stark reduziert. Die Arbeit wird extensiviert (biologische Automation). Menschliche Arbeitskraft wird reduziert oder substituiert. Die Holzernte wird mehr und mehr an Unternehmer und Selbstwerber vergeben, die hochmechanisiert arbeiten. Sachzwänge beim Aufarbeiten der von "Lothar" verursachten Kahlflächen wie Aufarbeitung bei ungünstiger Witterung, Nichteinhalten von Erschließungslinien im Sturmwurf haben stellenweise erhebliche Bodenschäden zur Folge.

Aus dieser Chronologie wird erkenntlich, wie die Mechanisierung im Nachkriegsdeutschland bis heute zunahm. Sie zeigt die ökonomische Motivation der Forstbetriebe sowie ein zunehmendes Bemühen um Umweltschonung, das die ökologische Motivation von Forstbetrieben und Gesellschaft widerspiegelt.

Zusammenfassung und Wertung

Sowohl technische als auch ökologische Bemühungen steigen seit den 1950er-Jahren kontinuierlich an. Allerdings ist die Intensität der Steigung nicht konstant, sondern hängt vom jeweiligen Druck der ökonomischen bzw. ökologischen Motivation des betrachteten Jahrzehnts ab.

In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Mechanisierung nahezu ausschließlich vom Rationalisierungsgedanken beherrscht und weit vorangetrieben. Der Wald sollte in seiner räumlichen und zeitlichen Ordnung der Technik angepasst werden, die Produktionssteigerung versprach (Dolezal 1958). Auch der forcierte Forststraßenbau diente der Steigerung der Produktion, aber auch dazu, weniger Bestandesfläche befahren zu müssen. Bei der maschinellen Bringung standen zunächst die zu vermeidenden Schäden an der Verjüngung und dem verbleibenden Bestand im Vordergrund (Gläser 1956). Auch bei der Einführung von Rückegassensystemen wurde zunächst nur auf Schäden an den Bäumen abgehoben (Stang 1962). Erst Steinlin (1963) hob die Gefahr von Bodenschäden durch die Maschine besonders hervor.

Recht anschaulich verglich er Rückegassen mit Wegen zwischen den Beeten eines Gemüsegartens. Auf diesen "Wegen" soll sich der ganze Verkehr abspielen, die "Beetfläche" dazwischen gilt als Tabuzone.

Die Einführung der flächendeckenden Feinerschließung in den Staatsforstverwaltungen in den 1960er- und 1970er-Jahren brachte die Ressourcen- (Umwelt-) Schonung einen großen Schritt voran. Die Motivation kam aus den Forstverwaltungen selbst, die auf diese Weise Befahrung und mögliche Schäden konzentrieren und die restliche Fläche schonen wollten (Löffler 1994). Plochmann forderte 1974 auf der Interforst, dass die Maschinen endlich dem Wald angepasst werden sollten und nicht der Wald den Maschinen.

Zu Beginn der 1980er Jahre kamen waldangepasste Forstspezialschlepper auf den Markt, die aufgrund ihrer Bauweise und der Breitreifen schonender arbeiten konnten. Gleichzeitig stieg aber der Druck zu weiterer Mechanisierung aufgrund der sich ab 1981 öffnenden Preis-Kosten-Schere immens an (Abb. 3). Das Sturmwurfereignis "Wiebke" verhalf dem Kranvollernter (Harvester) zum Durchbruch (Abb. 4). Heute wird der gesamte Einschlag maschinell gerückt, nachdem Harvester 20 - 30 % dieses Holzes ernteten. Die Tendenz ist steigend.

Der "Schwerlastverkehr" im Bestand hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dadurch entstehen Verkehrsströme auf den Rückegassen, die zeitlich und örtlich geleitet werden müssen, um die Produktionskraft der Standorte nachhaltig sicherzustellen. Das wird unsere Aufgabe für die Zukunft sein.