Auf dem Schwanberg in Unterfranken wurde im Mai 2007 der erste Friedwald Bayerns eröffnet. Der im Landkreis Kitzingen gelegene Friedwald ist gleichzeitig der erste deutsche unter kirchlicher Trägerschaft und verknüpft damit diese neue Bestattungsform mit der christlichen Tradition.

Imposant ragt der Schwanberg als Steigerwaldausläufer weit nach Westen in die Fränkische Platte hinein. An seinen steilen Hängen wird Wein angebaut, auf seinem Hochplateau stockt Laubwald mit mächtigen Eichen und Buchen. Reste keltischer Befestigungsanlagen erinnern daran, dass der Berg schon in vorchristlicher Zeit als Fliehberg genutzt wurde.

Evangelische Kirche öffnet sich dem Friedwald-Gedanken

Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen der hessischen FriedWald GmbH und der evangelisch-lutherischen Landeskirche Bayern gelang mit dem Konzept eines christlichen Friedwaldes die Verknüpfung neuer Bestattungsformen mit alten christlichen Traditionen. "Wir schaffen damit die Möglichkeit, dem offensichtlichen Bedürfnis vieler Christen nach einer naturnahen Bestattung im Rahmen unserer eigenen Grundsätze zur Bestattung nachkommen zu können", sagte der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich.

Friedwald ist eine Form der Bestattung in naturhafter Umgebung und außerhalb traditioneller Friedhöfe. Der Begriff orientiert sich am Bestattungsort, die Grabstellen sind naturbelassen und bedürfen keiner Pflege.

Begründer der Friedwaldidee ist der Schweizer Elektroingenieur Ueli Sauter. Seit 2000 besteht in Deutschland die FriedWald GmbH im hessischen Griesheim, die inzwischen unabhängig von der Schweiz agiert. Der erste deutsche Friedwald wurde 2001 eröffnet. In der Schweiz gibt es 60 Friedwälder.

Ein weiterer Friedwald in Bayern ist mittlerweile im Spessart gelegen.

Das 32 Hektar große Areal auf dem Schwanberg ist einer von 20 Friedwäldern in Deutschland. Der Wald gehört der evangelisch-lutherischen Pfründestiftung. Weil mit der Errichtung von Friedwald eine Nutzungsänderung verbunden ist – die klassische Forstwirtschaft wird als Ziel aufgegeben – bedurfte es einer formellen Rodungserlaubnis durch die Forstbehörde. Friedwald erfährt eine Widmung wie ein Friedhof und wird demzufolge in den Flächennutzungsplänen der Kommunen als Friedhof geführt. Diese Nutzung ist auch als Grunddienstbarkeit im Grundbuch eingetragen. Damit ist der Wald als Bestattungsort langfristig gesichert, unabhängig vom betreibenden Unternehmen.

Im Evangelisch-Lutherischen FriedWald am Schwanberg – so die offizielle Bezeichnung – stehen zunächst über 350 Bäume für Beisetzungen zur Verfügung. 105 Familien- und Freundschaftsbäume und 210 Einzelplätze an Gemeinschaftsbäumen sind bereits verkauft. Die Preise beginnen derzeit bei 770 Euro zuzüglich einer Beisetzungsgebühr von 189 Euro an einem Gemeinschaftsbaum. Familien- und Freundschaftsbäume gibt es ab 3.350 Euro. An allen Bäumen stehen 10 Beisetzungsplätze zur Verfügung. Voraussetzung für die Bestattung ist die Einäscherung, denn Sargbestattungen sind im FriedWald nicht möglich.

Die FriedWald GmbH übernimmt die Bewirtschaftung. Die Trägerschaft des Friedwaldes bleibt in der Hand der evangelischen Landeskirche, die über die Schwestern vom Casteller Ring auch die seelsorgerische Betreuung stellt.

Wald als alternative Ruhestätte

Jahrhunderte lang waren allein die Kirchen für die Bestattung zuständig. Dieses Monopol haben sie heute verloren. Die Bestattung in der Natur ist eine natürliche und ökologische Alternative zur bisher gewohnten Form der letzten Ruhe. Für viele Menschen ist der Friedhofszwang nicht mehr zeitgemäß und in der Gesellschaft werden die Forderungen nach mehr Begräbniswäldern immer zahlreicher.

Während die evangelische Landeskirche mit dem Friedwald auf dem Schwanberg einen ersten Schritt in Richtung "neue Bestattungskultur" gewagt hat, tut sich die katholische Kirche noch schwer damit. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte seine Teilnahme an der Eröffnungsfeierlichkeit ab, weil es zu viele offene Fragen gebe.

Für Forstleute ist der Friedwald eine neue Aufgabe, vielleicht sogar ein neues Berufsfeld. Im Studium werden sie darauf allerdings noch kaum vorbereitet. Der Friedhof im Wald bietet den Forstleuten auch eine große Chance, den Menschen den Wald näher zu bringen. Besonders gesucht sind in Friedwäldern krumme und grobastige Bäume mit skurrilen oder bizarren Formen, die dem gerade gewachsenen Baumleitbild der ökonomisch geprägten Forstwirtschaft in keiner Weise entsprechen.

Die Ausbreitung des Friedwaldkonzeptes verstärkt die ohnehin große emotionale Bindung der Deutschen an den Wald. Es ist zu erwarten, dass damit auch das Interesse an Fragen, die den Wald betreffen, zunehmen wird. Die Forstwirtschaft ist gut beraten, dieses steigende Interesse im Rahmen einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit angemessen zu bedienen.

Dr. Joachim Hamberger war Leiter des Sachgebiets Wissenstransfer und Waldpädagogik der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und anschließend Geschäftsführer des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan.