Künftig wird es immer wichtiger werden, neben den bewährten Nadelhölzern auch aus Laubhölzern gute Erträge zu erwirtschaften. Mischwaldaufforstungen in Kärnten/Österreich wurden laufend dokumentiert, in einem Beispielsflächenkatalog "Bestandeserziehung Wertholz" zusammengefasst und dienen als Vorzeigebeispiele.

In dem "Nischengebiet Laubholz" hat sich in den letzten zehn Jahren viel getan:

  • Der Umgang mit diesem Thema und das Know-how in Kärnten haben sich verändert.
  • Auf über 900 Hektar haben die Mitarbeiter des Kärntner Waldpflegevereines gemeinsam mit den Waldbesitzerinnen und -besitzern Laubholzpflegeaktivitäten (wie Formschnitt, Wertastung oder Freistellungen) durchgeführt.
  • Seit 2010 wird regelmäßig Laubwertholz aus Kärnten auf den Wertholzsubmissionen im benachbarten Slowenien versteigert.
  • Seit 2011 wird alljährlich vom Arbeitskreis Mischwald eine Weiterbildungsveranstaltung zum Thema Laubwertholzbewirtschaftung angeboten. Die hohen Teilnehmerzahlen belegen das Interesse an diesem Thema.
  • Vor allem auch aufgrund der Diskussion zum Thema Klimawandel sind viele Waldbesitzerinnen und -besitzer sensibilisiert und beschäftigen sich mit der Laubwaldbewirtschaftung (Mehr dazu auf klimafitter Wald).
Laubholz in Kärnten:
  • 14 % der Waldfläche ist mit Laubwald bedeckt
  • 7 % vom Holzeinschlag sind Laubhölzer
  • Vom Laubholzeinschlag werden lediglich 5 % als Sägerundholz oder als höherwertiges Sortiment vermarktet.

Der Arbeitskreis Mischwald

Der Arbeitskreis Mischwald des Landesforstdienstes wurde vor über 20 Jahren gegründet. Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksforstinspektionen, der Landesforstdirektion, des Kärntner Waldpflegevereines und der Landwirtschaftskammer beschäftigen sich im Arbeitskreis mit waldbaulichen Themenstellungen. Damit wird ein fachlicher Bogen von der Beratung, operativen Umsetzung bis hin zur Vermarktung abgedeckt. Neben diversen Publikationen und Weiterbildungsveranstaltungen bietet der Arbeitskreis Mischwald auch den Beispielsflächenkatalog an.

Die Idee zum Beispielsflächenkatalog

Über Jahrzehnte hat der Landesforstdienst Mischwaldaufforstungen empfohlen, gefördert oder diese bei Neuaufforstungsprojekten selbst geplant und umgesetzt. Nur wenige dieser, zum Teil bestens gelungenen Projekte sind hinsichtlich ihrer waldbauliche Entwicklung dokumentiert. Der Arbeitskreis Mischwald erstellte für solche Projekte eine begleitende und standardisierte Dokumentationsanleitung. Daraus entstand 2010 der erste Katalog in einer sehr komprimierten Datenauswertung und mit möglichst anschaulichen Grafiken. Dieser wurde 2015 neu überarbeitet.

Ziel ist es, waldbauliche Maßnahmen direkt auf den Beispielsflächen nachvollziehen zu können. Die Dokumentation soll anhand von Vorzeigebeispielen eine fundierte Entscheidungshilfe und eine Motivation für die waldbauliche Behandlung ähnlicher, potenzieller Wertholzbestände bieten.

Für jeden Bezirk werden Wertholzflächen der wichtigsten Baumarten dokumentiert

Waldbauliches Potenzial, gute Erreichbarkeit und das Interesse der Waldbesitzerin oder des Waldbesitzers gaben den Ausschlag für die Aufnahme der Flächen in den Beispielsflächenkatalog. Langfristig sollen die wichtigsten (Laubholz)Baumarten pro Bezirk in den unterschiedlichen Phasen (Etablierung, Qualifizierung, Dimensionierung bzw. Reife) dokumentiert werden. Je näher die Beispielsflächen an bereits angelegten oder zukünftigen Laubholzflächen liegen und je besser die standörtlichen Gegebenheiten vergleichbar sind, umso eher kann eine fundierte Entscheidung getroffen werden und umso höher wird der Praxisnutzen des Beispielsflächenkataloges sein.

Für jede Beispielsfläche liegen vor

Bilddokumentation:
Zu jeder Beispielsfläche gibt es eine Fotodokumentation, auf welcher auch die handelnden Personen vorgestellt werden.

Datenblatt:
Die wichtigsten fachlichen Daten und die bisher durchgeführten Pflegemaßnahmen werden in Abhängigkeit ihrer Entwicklung auf einer Seite dargestellt. In der Regel wird nach Auswahl der Auslesebäume ein Erhebungstrakt von 1.000 m² eingerichtet. Innerhalb dieser Erhebungsfläche werden von jedem Auslesebaum bestimmte Daten erhoben und wird für jede Fläche der zukünftige erntereife Zielbaum definiert. In der Baumkronengrafik werden diese Daten visuell zusammengefasst. Die bisherige Entwicklung, der derzeitige Stand und das angestrebte Ziel sind auf den ersten Blick erkennbar.

Lagekarten:
Die jeweilige Fläche ist auf einer Übersichtskarte mit Anfahrtsweg sowie einer Detailkarte mit Luftbild dargestellt. In der Natur wurden zusätzlich Informationstafeln aufgestellt.

Beispielsflächenkatalog als Ergebnis von Wissenstransfer in die Praxis

Der Arbeitskreis Mischwald wird von der ARGE für Waldveredelung und Flurholzanbau, vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und von der Universität für Bodenkultur Wien unterstützt, setzt sich intensiv mit dem Thema Laubholzbewirtschaftung auseinander und versucht, die gesammelten Informationen aufzubereiten und zu publizieren.

Mit der Weitergabe des Wissens an die Waldbesitzerinnen und -besitzer, aber auch an die Mitarbeiter des Kärntner Waldpflegevereines, der die Waldbesitzerinnen und -besitzer bei der Umsetzung von Laubholzbewirtschaftungskonzepten unterstützt, wurde der Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis hergestellt.

Der praktische Nutzen

Die 2. Auflage des Beispielsflächenkataloges ist analog und digital verfügbar. Seit der Veröffentlichung im November 2015 wurden innerhalb von zwei Monaten rund 1.000 Zugriffe auf den Online-Blätterkatalog verzeichnet. Darüber, wie viele Personen die Flächen auch tatsächlich aufsuchen, gibt es keine statistischen Auswertungen. Rückmeldungen diverser Waldbesitzer lassen aber den Schluss zu, dass die Zielsetzung des Beispielsflächenkataloges erreicht wird. Darüber hinaus werden die Flächen für diverse Weiterbildungsveranstaltungen des Landesforstdienstes herangezogen.

Herausforderungen für die 3. Auflage

In einem vorgesehenen fünfjährigen Erhebungsrhythmus wird die Entwicklung der jeweiligen Baumarten beurteilt und dokumentiert. Mit zunehmendem Alter erlangen die Beispielsflächen damit immer mehr an Aussagekraft.

In der aktuellen Auflage sind einige Baumarten noch nicht berücksichtigt, wesentliche Parameter zu Boden und Standort unzureichend abgebildet, das Thema Genetik nur minimal abgebildet. Die größte Herausforderung wird aber sein, den optimalen Pflegezustand der Flächen gemeinsam mit den engagierten Waldbesitzerinnen und -besitzern, den Mitarbeitern des Kärntner Waldpflegevereins und den Betreuerinnen und Betreuern des Landesforstdienstes Kärnten auch weiterhin zu gewährleisten.

Beispielsflächenkatalog "Bestandeserziehung Wertholz"
2010 erste Auflage: 24 Flächen
2015 zweite Auflage: 67 Flächen (43 ha beträgt die Gesamtfläche der im Katalog abgebildeten Flächen)
Abgebildet werden die wichtigsten Baumarten pro Bezirk.
Elf Laubbaumarten und vier Nadelbaumarten werden in den unterschiedlichsten Phasen der (Laub-)Wertholzproduktion beschrieben.
Zwischen 2000 und 2015 wurden in Kärnten:
  • 350 Hektar Förderungsprojekte mit Laubhölzern aufgeforstet und
  • 900 Hektar Laubwald vom Kärntner Waldpflegeverein gemeinsam mit den Waldbesitzern bearbeitet (Formschnitte, Wertastung, Zielbaumfreistellungen).