Aspen, Espen oder auch Zitterpappeln genannt, wurden jahrzehntelang vielerorts systematisch bekämpft. Grund dafür ist der geringe Holzpreis, gekoppelt mit dem Vorrang der Holzproduktion in früheren Zeiten. Eigentlich hat Aspenholz diverse traditionelle Einsatzmöglichkeiten. Aus Frankreich und Norddeutschland kennt man die Verwendung im Fachwerkhausbau. Auch beim Saunabau wird es speziell geschätzt. Darüber hinaus wird Aspenholz für Schälfurniere, Sperrholz, Verpackungen, Zündhölzer sowie in der Zellstoff- und Plattenproduktion eingesetzt. Eine neue Anwendung ist Thermoholz. Durch die kontrollierte Erhitzung auf 170 bis 250 Grad Celsius wird Aspenholz dauerhaft, formstabil und geeignet für Aussenfassaden und Terrassenböden.

Waldbau mit der Aspe

Aspen produzieren leichte, flugfähige Samen, welche sich über grosse Strecken verbreiten. Ihre besondere Strategie ist aber die vegetative Vermehrung durch Wurzelbrut.

Falls einzelne Aspen anwesend sind, ist auf Störungsflächen sehr rasch wieder ein Bestand vorhanden. Die Seitenwurzeln erreichen eine Länge von bis zu 20 Metern. Dies bedeutet, dass eine Aspe mehr als 10 Are mit Wurzelbrut verjüngen kann. Somit ist diese Baumart eine Art "Waldschadensversicherung".

Danach übernehmen Aspen die klassische "Voranbau-Funktion", unter ihrem lichten Schirm können sich weitere Baumarten entwickeln. Aspe wirkt wenig konkurrenzierend, noch weniger als Birke und deutlich weniger als Salweide. Aspen sind beim Schalenwild beliebt und werden gerne verbissen, v.a. wenn sie unter Schirm wachsen. Aber die Kombination Wurzelbrut und (bei Volllicht) rasches Höhenwachstum verschaffen der Baumart entscheidende Vorteile bezüglich Verbissproblematik.

Das Höhenwachstum von Aspen im Schweizer Mittelland ist beachtlich: Maximalwerte sind zirka 16 m im Alter von 10 Jahren, ca. 24 m mit 20 Jahren und 28 bis 30 m mit 30 Jahren. Die Kulmination erfolgt sehr früh. Bereits nach 10-15 Jahren lässt das Höhenwachstum deutlich nach. Es wurden maximale Jahrestrieblängen von über 2 m gemessen. Auch das Durchmesserwachstum ist beeindruckend. Vitale Aspen erreichen nach 15 Jahren rund 30 cm und nach 30 Jahren ca. 50 cm Brusthöhendurchmesser (BHD). Spitzenwerte erreichte eine 29jährige Aspe mit einem BHD von 62,9 cm. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass diese Bäume in den meisten Fällen waldbaulich nicht gefördert worden sind.

Falls besonders dicke und grosskronige Exemplare angestrebt werden – unabhängig für welche Waldleistung – empfiehlt sich eine Z-Baum-Durchforstung. Aufgrund des extremschnellen Jungwachstums sind Aspen in Einzelmischung fast immer vorherrschend. Deshalb können Durchforstungen relativ spät einsetzen (auf guten Standorten beispielsweise ab einem Alter von 20 Jahren bei Oberhöhen bis 24 m). In dichten Beständen aus Wurzelbrut wachsen Aspen schlanker und werden weniger rasch dick. In solchen Fällen müsste früher mit Z-Baum-Durchforstungen begonnen werden (auf guten Standorten beispielsweise ab 10 Jahren bei Oberhöhen von 16 m). Eine Alternative ist die Massenproduktion ohne Durchforstung.

Aspen sind allerdings nicht besonders langlebig. Mit dem Ziel der Holzproduktion müssten sie im Alter von 30 bis 40 Jahren geerntet werden. Bereits im Alter 50 bis 60 Jahren sind Aspen oft faul und weisen Spechtlöcher auf, wodurch ihr ökologischer Wert zunimmt.

Ersatzbaumart für die Esche

Aspen sind bezüglich Boden und Klima anspruchslos, was sie im Klimawandel zu einer Zukunftsbaumart macht. Auch auf allen Eschenstandorten fühlt sich diese Baumart sehr wohl und ist somit die ideale Ersatzbaumart für die Esche. Wenn man bedenkt, mit welch hohen Kosten beispielsweise Eichen gepflanzt und vor Wildverbiss geschützt werden, oder mit welch hohen Risiken und Unsicherheiten Gastbaumarten eingebracht werden, ist es  eigentlich naheliegend, die einheimische, ökologisch stabile, unkomplizierte und kostenlose Aspe vermehrt in unseren Waldbau zu integrieren.

Aspe und Biodiversität

Die Aspe ist eine der wichtigsten Futterpflanzen der in Mitteleuropa heimischen Schmetterlinge.

So leben die Raupen vieler der am stärksten gefährdeten Tagfalter an dieser Baumart wie etwa der Kleine Schillerfalter (Abb. 3) oder der Grosse Eisvogel (Abb. 4). Aspen sind indirekt auch eine ideale Futterquelle für Vögel – wie dem Rauhfusshuhn, weil auf ihnen viele pflanzenfressende und holzbewohnende Insekten anzutreffen sind. Sie erhöhen auch die Strukturvielfalt von nadelholzreichen Gebirgswäldern.

In Gebieten, in denen aus klimatischen Gründen die Buche nicht vorkommt, ist die Aspe die wichtigste "Ersatz"-Baumart für die höhlenbauenden Spechte wie den seltenen Grauspecht (Abb.  5). Dieser Effekt gilt für inneralpine Regionen wie Mittelbünden und ist auch aus Südskandinavien bekannt. Als Baumart mit weichem Holz, aber trotzdem beträchtlichen Dimensionen (BHD bis 60 cm auch in Gebirgslagen) ist die Aspe speziell wertvoll für den Höhlenbau auch von weniger "kräftigen" Vögeln wie Kleinspechte und Weidenmeise (Abb. 6). Über 60jährige Aspen im Albulatal (Kanton Graubünden) sind oft kernfaul und weisen fast immer mehrere Spechtlöcher auf. Diese liegen bevorzugt im Bereich von abgestorbenen Hauptästen. Mit fortschreitender Kernfäule bilden solche Bäume regelrechte Höhlensysteme mit Wohnraum auf mehreren "Stockwerken".

Das Totholz der Aspe ist insbesondere deshalb besonders wertvoll, weil diese Baumart schnell starke Dimensionen erreicht, als Pionierbaumart verhältnismässig früh abstirbt und aufgrund des geringen Interesses an der Holznutzung oft stehen bleibt. Manchmal müssen Aspen entfernt werden wie z. B. wenn sie Z-Baumarten konkurrenzieren oder bei der Erhaltung von Landwirtschaftsflächen. Dabei empfiehlt es sich, die Bäume zu ringeln, da so eine Wurzelbrut vermieden werden kann und wertvolles stehendes Totholz entsteht!

Aspen im Erholungs- und Schutzwald

Aspen bilden schöne Stämme mit heller Rinde. Speziell ist das Zittern der Blätter schon bei wenige Wind. Diesem Umstand verdanken wir die Redewendung "Zittern wie Espenlaub". Aspen zeigen ausserdem eine besonders schöne Herbstfärbung und sind in der Surselva oder im Albulatal landschaftsprägend ist. 

Für die Erholungsfunktion besonders wertvoll ist das rasche Höhen- und Durchmesserwachstum. So bekommen Waldbesucher auch auf grossen Störungsflächen nach wenigen Jahren bereits wieder Schatten und das Gefühl, "in einem Wald mit richtigen Bäumen zu sein".

Auch für die Bestandesstruktur ist es wertvoll, wenn bereits nach kurzer Zeit wieder hohe und dicke Bäume vorhanden sind. Rasches Dickenwachstum ist zudem auch für die Steinschlagschutzwirkung von Bedeutung – insbesondere nach Störungen oder wenn die Anforderungen des "NaiS-Minimalprofils" nicht mehr erfüllt sind. Vermutlich ist die Energieaufnahme von Aspen etwas geringer als bei anderen Baumarten. Dies dürfte aber durch den höheren Durchmesser (bei gleichem Alter) überkompensiert werden.

Unter dem lockeren Schirm von Aspen können später Fichten bzw. Tannen oder Buchen aufkommen. Wie bei Vogelbeere oder Birke verhindert auch ein unterschiedlich dichter Aspen-Vorwald das flächige Aufkommen von Fichten. Dieser Effekt führt zu stufigen Strukturen innerhalb der fichten und erspart so teure Pflegeeingriffe im Schutzwald.

Auch bezüglich flachgründigen Hangrutschungen könnte die Aspe wertvoll sein. Die Armierung des Bodens durch Wurzeln bewirkt sog. "Wurzelverstärkungen". Junge Aspen legen zuerst eine Pfahlwurzel an und bilden später kräftige Hauptseitenwurzeln aus. Dabei könnte das überaus rasche Wachstum ein Vorteil sein. Berechnungen der Wurzelverstärkung für Aspen in Neuseeland zeigen sehr gute Werte. In der Schweiz soll die Aspe diesbezüglich noch besser untersucht werden.

Aspenholz

Farbe & Struktur: Aspenholz ist durchgehend weiss bis gelblich-weiss. Das Kernholz (ohne Kernfärbung) bildet sich erst spät aus. Es kann ein leichter Wechseldrehwuchs auftreten. Die Grenzen der Zuwachszonen sind nur schwach gebändert. Die tangentialen Längsflächen sind dezent gefladert, die radialen gestreift. Der Gesamtcharakter des Holzes ist homogen und wenig dekorativ. Aspenholz besitzt keinen auffälligen Geruch und durch Kontakt mit Sauerstoff dunkelt das Holz nach. Im Vergleich zu Pappeln ist das Holz etwas schwerer.

Eigenschaften:
Druckfestigkeit u12-15: 25–40 N/mm²
Zugfestigkeit u12-15: 69–76 N/mm²
Scherfestigkeit u12-15: 6,0–7,5 N/mm²
Härte (BRINELL) ⊥ zur Faser u12-15: 20-23 N/mm²

Verwendung & Bearbeitung: Das weiche Aspenholz lässt sich gut bearbeiten, ist vielseitig und wird überwiegend für Furnierplatten, Span-, OSB- und Faserplatten, in der Papier- und Zellstoffindustrie, für Verpackungen (Kisten, Spankörbe und -schachteln), Herstellung von Zündhölzern sowie im Fahrzeugbau verwendet oder zu Schälfurnieren für Sperrholz verarbeitet. Vollholz wird für Aussenverkleidungen oder Möbel- und Innenausbau, in der Schuhindustrie, für Prothesen, Küchen- und Haushaltsgeräte, Spezial-Holzkohle und im Saunabau verwendet.

Die Schraub- und Nagelfestigkeit ist noch zufriedenstellend. Die Verklebung mit handelsüblichen Leimen wie auch die Oberflächen-Behandlung mit gängigen Mitteln bereiten keine Schwierigkeiten, die grosse Saugfähigkeit des Holzes muss dabei jedoch berücksichtigt werden.

Trocknung: Schwind- und Quellwerte liegen im mittleren Bereich und ergeben ein befriedigendes bis gutes Stehvermögen. Die natürliche wie auch die technische Trocknung sind weitgehend unproblematisch. Aufgrund der hohen Anfangsfeuchte ist eine langsame Trocknung wichtig. Grössere Anteile an Zugholz können zu stärkeren Verformungen führen.

Natürliche Dauerhaftigkeit (DIN-EN 350-2): Klasse 5 (nicht dauerhaft); sehr insektenanfällig