Anforderungen an Baumarten für Kurzumtriebsplantagen

Abb. 1 - Balsampappelklon Hybrid 275 (NE 42) im Alter 12 Jahre auf der Kurzumtriebsfläche Methau im sächsischen Lößhügelland
Die Produktionsziele von Kurzumtriebsplantagen und Wäldern unterscheiden sich in der Mehrzahl der Fälle. Steht im Wald zum Beispiel die Produktion von Qualitätsholz im Vordergrund, ist im Kurzumtrieb vor allem eine hohe Biomasseleistung und ein rasches Jugendwachstum von Bedeutung. Im Wald wünschenswerte Eigenschaften von Waldbäumen wie Geradschaftigkeit, Feinastigkeit oder gleichmäßiger Jahrringaufbau spielen beim Anbau im Kurzumtrieb nur eine untergeordnete Rolle. Für den Anbau im Kurzumtrieb sind aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit Eigenschaften der verwendeten Baumarten gewünscht, die in kurzer Zeit einen hohen Ertrag bei einer leichten Vermehrbarkeit und gutem Stockausschlagsvermögen sowie größtmöglicher Widerstandsfähigkeit gegenüber Schäden jeglicher Art garantieren. Weitere den Ertrag beeinflussende Eigenschaften sind eine hohe Anwuchssicherheit und eine ausgesprochene Dichtstandsverträglichkeit. Je nach Standort können auch noch weitere Eigenschaften wie Trockenresistenz oder Staunässetoleranz gewünscht sein. Unter mitteleuropäischen Standortsverhältnissen kommen nach dem heutigen Kenntnisstand vor allem Arten der Gattungen Pappel und Weide sowie die Art Robinie für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen in Frage.
Die Ansprüche an Boden und Klima unterscheiden sich zwischen und innerhalb der Gattungen zum Teil sehr deutlich. Sehr stark variieren die Ansprüche zwischen den Sektionen Schwarzpappeln, Balsampappeln sowie Weiß- und Zitterpappeln der Gattung Pappel. Schwarz-Pappeln (Sektion Aigeiros) besitzen besonders hohe Ansprüche an Licht, Wärme, Dauer der Vegetationszeit sowie Wasser- und Nährstoffversorgung innerhalb eines sehr engen Bereiches. Dagegen weisen Weiß- und Zitterpappeln (Sektion Leuce) nur geringe Ansprüche an die Wasser- und Nährstoffversorgung bei einer sehr großen Spannweite auf. Zwischen diesen Extremen befinden sich die Balsam-Pappeln (Sektion Tacamahaca), die bei einem breiten Bereich mittlere Ansprüche an den Standort stellen. Alle Pappel-Arten benötigen jedoch eine mindestens ausreichende Bodendurchlüftung und tolerieren keine stagnierende Nässe.
Weiden wachsen am besten auf frischen bis wechselfeuchten, nährstoffreichen sandigen Lehmen, vertragen im Gegensatz zu den Pappeln Staunässe und können auch in kälteren Lagen angebaut werden. Bei beiden Gattungen ist die Wasserversorgung entscheidend für die Wuchsleistung. Sobald der Standort (auch zeitweise) etwas trockener ist, lässt das Wachstum zum Teil erheblich nach.
Die Robinie stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, wird jedoch als Baumart für wärmere Standorte empfohlen. Obwohl in Mitteleuropa mit Ausnahme von Ungarn bisher nur wenige Anbauerfahrungen im Kurzumtrieb vorliegen, wird die Robinie als besonders geeignet für trockenere Standorte angesehen, die für Pappel und Weide nicht mehr geeignet sind.
Bereitstellung von Vermehrungsgut
Aus Kosten- und Ertragsgründen erfolgt die Anlage von Kurzumtriebsplantagen in der Hauptsache mit Pflanzenteilen aus vegetativer Vermehrung wie Steckhölzern, Setzstangen oder Setz- bzw. Legeruten. Mit Ausnahme der Robinie spielen Pflanzen aus generativer oder vegetativer Vermehrung für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen derzeit nur eine untergeordnete Rolle.
Die Ergebnisse von Klonprüfversuchen im deutschsprachigen Raum weisen bei der Gattung Pappel ebenso wie bei der Weide auf große Unterschiede zwischen den untersuchten Klonen bei wirtschaftlich bedeutenden Merkmalen wie der Anwuchssicherheit, der Biomasseproduktion, den Resistenzeigenschaften sowie der Regenerationsfähigkeit nach Rückschnitt hin. Die Robinie wurde und wird bisher mangels Nachfrage nach entsprechendem Material züchterisch noch nicht bearbeitet.
Von den genannten Gattungen und Arten unterliegen die Gattung Pappel und die Art Robinie der EU-Richtlinie über den Verkehr mit forstlichem Vermehrungsgut (Anonymus 2000). Bei Vermehrungsgut der Pappel handelt es sich in der Hauptsache um Klone und Klonmischungen, die durch vegetative Vermehrung erzeugt werden. Um Pappelklone und –klonmischungen in der Europäischen Union vertreiben und in den Verkehr bringen zu können, ist in Abhängigkeit von den nachgeordneten nationalen Regelungen eine Zulassung des zur Erzeugung herangezogenen Ausgangsmaterials entweder in der Kategorie "Qualifiziert" oder "Geprüft" erforderlich (Anonymus 2000). Während Österreich die Regelungen der EU-Richtlinie in dieser Hinsicht vollständig umgesetzt hat (Anonymus 2002a), ist in Deutschland aus Gründen der Betriebssicherheit die Zulassung, die Erzeugung und der Vertrieb von Klonen und Klonmischungen nur in der Kategorie "Geprüft" möglich (Anonymus 2002b).
Aus Gründen der Produktionssicherheit und Stabilität wird jedoch auch bei der Gattung Weide dringend angeraten, bei der Auswahl von Vermehrungsgut die größtmögliche Sorgfalt walten zu lassen. Für verschiedene Pappel- und Weidenklone besteht ein europäischer Sortenschutz. Die Schutzbestimmungen sind bei Erzeugung und Vertrieb von Vermehrungsgut zu berücksichtigen.
Eignung von Vermehrungsgut der Gattungen Pappel und Weide sowie der Robinie

Allgemeine Anbauempfehlungen
Unabhängig von der Landnutzungsform hat die Verwendung nicht geeigneten Vermehrungsgutes Auswirkungen auf die Anwuchs- und Überlebensfähigkeit, die Produktionseigenschaften sowie die Regenerationsfähigkeit einer Kurzumtriebsplantage. Die Auswahl von geeignetem Vermehrungsgut ist somit in hohem Maße entscheidend für Ertrags- und Betriebsicherheit einer Kurzumtriebsplantage. Ungeeignetes Vermehrungsgut kann zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen.
Für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen steht derzeit mangels Nachfrage in der Vergangenheit nur eine begrenzte Anzahl von Klonen und Klonmischungen der Gattung Pappel und Weide zur Verfügung, die in den meisten Fällen nur in ihren jeweiligen Entstehungsländern getestet und wenn erforderlich in der Kategorie "Geprüft" zugelassen sind. Einschränkend ist Folgendes zu bemerken: Viele der heute vorhandenen und zugelassenen Klone der Gattung Pappel wurden für die Produktion von Stammholz im Wald gezüchtet. Erfahrungen mit dem Anbau im Ursprungsland lassen sich nicht ohne weiteres auf die standörtlichen Verhältnisse in anderen Ländern übertragen. Eine systematische Vergleichsprüfung des gesamten in der EU verfügbaren Spektrums an Klonen hat bisher noch nicht stattgefunden. Aussagen über die Eignung des verfügbaren Klonspektrums für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen unter lokalen Standortsverhältnissen sind daher nur bedingt möglich.
Aufgrund des derzeit noch unvollkommenen Kenntnisstandes zur Eignung der verschiedenen Klone sollte - im Sinne einer Risikostreuung – bei der Anlage von größeren Kurzumtriebsplantagen immer eine möglichst hohe Anzahl verschiedener Klone angebaut werden. Eine blockweise Mischung der Klone erlaubt später den gezielten Austausch einzelner Klone.
Eignung verschiedener Pappelklone
Aus den bisherigen Forschungsarbeiten verschiedener Institutionen sowie auf Grund eigener Anbauerfahrungen im Freistaat Sachsen lassen sich für einige, häufiger untersuchte Pappelklone bereits Aussagen über deren Eignung im Kurzumtrieb ableiten:
Für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen können hauptsächlich Klone der Sektion Balsampappeln empfohlen werden. Besonders bewährt haben sich dabei intra- und intersektionelle Hybriden mit Beteiligung von Balsampappeln wie die MAX-Klone 1, 3 und 4, der Hybrid 275 sowie die Klone Androscoggin und Muhle Larsen (Röhle et al. 2005) (Tabelle).
Tabelle: Häufig untersuchte Pappelklone für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen
Klon | Eigenschaften | Standortseignung | Gefährdungen |
Max 1, 3 u. 4 (= Japan 101, 106 u. 105) | Mittleres bis überdurchschnittliches Wachstum, überdurchschnittliche Überlebensraten | Auch auf wärmeren und trockeneren Standorten | Neigung zu Kronenbrüchen |
Hybride 275 (= NE 42) | Überdurchschnittliches Wachstum, überdurchschnittliche Überlebensraten | Vor allem auf kühleren, ausreichend Wasser versorgten Standorten | |
Muhle Larsen | Mittleres Wachstum | Auf allen Standorten | |
Androscoggin | Mittleres Wachstum | Auf allen Standorten | |
Beaupré | Überdurchschnittliches Wachstum | Starke Pilzgefährdung |
Die Klone 10/85, 20/85, 77/56, Barn, Kamabuchi, Koreana, Matrix, Trichobel und Weser 6 zeigten in einzelnen Untersuchungen ebenfalls ein gutes Wachstum , während die Erträge der Sorten Boelare, Donk, Fritzi-Pauley, Oxford, Rap, Raspalje, Rochester, Scott-Pauley und Unal in Abhängigkeit vom Standort sehr unterschiedlich waren. Die Sorten Donk, Rap, Raspalje und Unal fielen auf einem Standort nach Pilzbefall sogar total aus (Döhrer 2007).
Eignung verschiedener Weidenklone
In Schweden werden seit vielen Jahren gezielt Weiden für den Kurzumtrieb gezüchtet. Einige Sorten, wie TORA, TORDIS und JORR, zeigen auch auf ostdeutschen Versuchsflächen ein gutes Wachstum (Röhle et al. 2005). In Österreich gibt es ebenfalls längere Erfahrungen mit dem Weidenanbau (Raschka 1997).
Eignung verschiedener Robinienherkünfte
In der Vergangenheit wurde im deutschsprachigen Raum in der Praxis überwiegend Robinienvermehrungsgut verwendet, dessen Herkunft unbekannt war, da die Robinie erst 2000 in die EU-Richtlinie über den Verkehr mit forstlichem Vermehrungsgut aufgenommen wurde. Bei Versuchsanstellungen wurde z. T. darauf geachtet, Vermehrungsgut mit Herkunftsnachweis zu verwenden. Positive Erfahrungen für Brandenburg liegen zum Beispiel mit Vermehrungsgut aus brandenburgischen und ungarischen Herkünften vor (Grünewald et al. 2007, Peters et al. 2007.). Es wird davon ausgegangen, dass die bisher vernachlässigte Auslese und Züchtung noch ein erhebliches Potenzial zur Ertragssteigerung bieten.
Literatur
- Anonymus (2000): Richtlinie 1999/105/EG des Rates vom 22. Dezember 1999 über den Verkehr mit forstlichem Vermehrungsgut. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 11, 15.01.2000: 17- 40.
- Anonymus (2002a): Forstliches Vermehrungsgutgesetz 2002 vom 19.07.2002. Bundesgesetzblatt der Republik Österreich Teil I Nr. 110 S. 1099.
- Anonymus (2002b): Forstvermehrungsgutgesetz vom 22. Mai 2002. Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 32 S. 1658.
- Döhrer, K. (2007): schriftliche Mitteilung
- Führer, Ernö (2005): Robinienwirtschaft in Ungarn. Die Robinie im praktischen Waldbau. Forst und Holz. 60. Jahrgang Heft 11 [2005].
- Grünewald , H., Scholz, V., Schneider, B.U., Hüttl, RF. (2007): Baumartenwahl und Erntetechnik als Schlüsselfaktoren beim Anbau von schnellwachsenden Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen. Forst und Holz 62 (11), S. 22-27.
- Peters, K., Bilke, G., Strohbach, B. (2007): Ertragsleistung sechsjähriger Robinien (Robinia pseudoacacia) auf vier ehemaligen Ackerstandorten unterschiedlicher Bodengüte in Brandenburg. Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie 1/2007, S. 26-28.
- Raschka, H.-D. (1997): Forstliche Biomasseproduktion im Kurzumtrieb. Abschlußbericht des Forschungsprojektes P/2/24 "Versuche für die Produktion forstlicher Biomasse - Kurzumtriebversuche". FBVA-Berichte, Wien.
- Röhle, H., Hartmann, K.-U., Steinke, C., Wolf, H. (2005): Wuchsleistung von Pappel und Weide im Kurzumtrieb. Allgemeine Forst Zeitschrift 60: 745-747.