Dass der Klimawandel Auswirkungen auf die praktische Bewirtschaftung eines Forstes hat, gilt nunmehr als unbestritten. Die Herausforderung besteht darin, die mögliche Balance zwischen der ökologischen Not­wendig­keit und der ökonomischen Machbarkeit zu finden. Der Bewirt­schafter ist mit einer Vielzahl von Fragestellungen konfrontiert, die am Bei­spiel Forst­revier Wolschart diskutiert werden.

Die ursprünglichen Kiefern-Eichenwälder wurden in den letzten zwei bis drei Baumgenerationen in eine Fichtenmonokultur umgewandelt. 1990 betrug der Anteil der Fichte 95 %, Kiefer 4 % und ein Prozent sonstige Baumarten. Seit etwa 1990 ist auch zu beobachten, dass es kein Jahr mehr gegeben hat, in dem die Jahresmitteltemperatur unter dem langjährigen 30-jährigen Mittel lag (Abbildung 1).

Das extreme Schneebruchereignis im Winter 1995/1996 wurde zum Anlass genommen, einen Bestandesumbau in Richtung Mischwald zu beginnen. Dabei stellte sich die Frage, welche Baumarten auf welchen Standorten zu verwenden sind. Eine wichtige Entscheidungshilfe waren die Diplomarbeiten von Steiner und Unegg, die am Waldbauinstitut der Universität für Bodenkultur, Wien, geschrieben wurden.

Prinzip des Baumarteneignungsmodells

Drei große Gruppen von Parametern gehen in das Rechenmodell ein (Abbildung 2):

  • Klimadaten (Temperatur sowie Nieders­chlag und deren Änderung) und bioklimatische Indikatoren (SMI, GDD, WF)
  • Standort-Informationen (Vegetation, pH-Wert, Grobskelett, Bodenart, etc.), welche in einem Raster von 80 × 80 m erhoben wurden. Bodenproben wurden bei jedem zweiten Stichprobenpunkt genommen
  • Baumartenanspruch (In welchem Bereich befinden sich die möglichen Wachstumsbedingungen für die einzelnen Baumarten?)

Beispielhaft werden die Ergebnisse von zwei Baumarten gezeigt, wie sich die Eignung zu Klimabedingungen des langjährigen Mittels zu den Bedingungen von 1992 ändert (Abbildung 3).

Abbildung 3a - 3d: Veränderung der Eignung von Fichte und Tanne: Es werden die Simulationsergebnisse mit den Klimadaten 1961/90 und dem Extremjahr 1992 verglichen.

Die Ergebnisse für Tanne, Kiefer, Lärche, Douglasie, Traubeneiche, Rot­eiche, Rotbuche, Hainbuche, Kirsche, Winterlinde, Sommerlinde, Bergahorn, Birke und Schwarzerle können auf der Internetseite www.zukunft-wald.at heruntergeladen werden.

Frage nach Betriebsziel

Bei der Forsteinrichtung 2010 wurde festgestellt, dass der Anteil an Laub­hölzern in der ersten Altersklasse bereits über 30 % beträgt. Hier wurde der großflächige Buchen-Unterbau noch gar nicht berücksichtigt und es stellt sich dann die Frage nach dem Betriebsziel. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Bewirtschaftung von Laubholz einen erheblichen Mehraufwand im Vergleich zu Bewirtschaftung von Fichten bedeutet. Vergleicht man die Ertragslage von Laubholzbetrieben mit Zahlen aus der Praxis, so liegen die möglichen Deckungs­beiträge (DB3) pro Hektar teilweise nur zwischen 10 % und 20 % eines Fichtenholzbetriebes.

Aus diesen Überlegungen definieren wir 30 - 35 % Laubholz als Bestockungsziel. Die unter Schirm sehr stark aufkommende Fichten-Naturverjüngung wird mit alternativen Nadelholz-Baumarten (Tanne, Douglasie, Lärche, Küstentanne, etc.) ergänzt. Bis jetzt zeigt sich die Tanne als unkompliziert zu bewirt­schaften, Douglasie und Lärche jedoch mit den bekannten Problemen und Einschränkungen.

Bei allen Kulturen, außer der Fichten-Naturverjüngung, stellt sich das Wild als problematischer Faktor dar. Der Aufwand für den Schutz (Einzelstamm und Zaun) und dessen laufende Pflege stellen einen erheblichen Kostenfaktor dar.

Bei der Fichte stellt sich weiters die Frage, ob das Hauptproblem der zu­nehmende Trockenstress oder die stark erhöhte Borkenkäfer-Population ist. Mittels eines Modells der Hydrographie Klagenfurt konnte gezeigt werden, dass die Anzahl der Trockentage (mindestens 21 Tage < 5mm Niederschlag / Tag) steigt - von 1974 bis 2015 von 7 auf 14 Tage (Abbildung 4). Die Verfügbarkeit von Wasser im Boden nimmt entsprechend ab (Niederschlagsabflussmodell / Bodenfeuchte Index). Ab dem Frühjahr 2017 werden mit Bodenfeuchtesensoren Eigenmessungen durchgeführt.

Weitere Themen, die beobachtet werden, ob es möglicherweise einen Einfluss auf das hohe Prozent an Borkenkäfer-Kalamitätsholz (bis zu 95 % des Hiebsatzes) gibt:

  • Mykorrhiza: Zusammenhang auch mit dem Verschwinden von Pilzen und Schwämmen?
  • Ameisen

Mittels 26 Leimtafeln und den dazugehörigen Lockstoffen wird jährlich eine Nonnenkontrolle (Lymantria monacha) durchgeführt, um eine Massenvermehrung rechtzeitig zu erkennen.

Ökologischer Forstschutz

Jährlich werden über 500 Nistkästen gereinigt und gewartet. Die Nistkästen sind derzeit zu 65 – 70 % beflogen. In den letzten 20 Jahren hat dieser Prozentsatz um zirka 15 - 20 Prozentpunkte abgenommen. An Meisen (häufig) und Kleiber (seltener ) werden in acht Fütterungen jährlich 100 – 300 kg Sonnenblumenkerne verfüttert. Wenn Bäume komplett abgestorben sind, somit keine weitere Käfergefahr bedeuten und auch neben Straßen niemanden gefährden, werden diese als Totholz markiert und stehen gelassen.

Fazit

Mit intensiven Borkenkäferkontrollen (im Sommer längstens alle zehn Tage, auch mit Einsatz einer Drohne) wird versucht, die Schadholzmenge so gering wie möglich zu halten. Durch eine sehr rasche Aufarbeitung und Abfuhr wird die Wertminderung so gering wie möglich gehalten. Der ökologische Waldschutz ist zwar aufwändiger, jedoch eine sehr wichtige Maßnahme.

Trotzdem entstehen immer mehr Schadflächen, die derzeit hauptsächlich mit alternativen Nadelhölzern (Tanne, Douglasie, Lärche, Küstentanne,…) aufgeforstet werden. Es wird versucht, die bestehenden Laubhölzer intensiv zu pflegen, um Wertholz zu erzeugen. Der Anteil an Laubholz soll jedoch aus rein ökonomischen Gründen nicht über 30 – 35% steigen.

Forstrevier Wolschart

Der Beispielbetrieb befindet sich in der submontanen Höhenstufe im nördlichen Teil des Wuchsgebietes 6.2 "Klagenfurter Becken" in einer Höhenlage von 540 - 640 m. Das 30-jährige Mittel der Niederschlagssummen der nächstgelegenen Klimastation beträgt 839 mm pro Jahr. Die Jahresmitteltemperatur betrug 8,1 Grad Celsius (im Durchschnitt zwischen 1960 und 1990).

Das Grundmaterial besteht aus einer mächtigen silikatischen Grundmoräne, durch die vereinzelt der Hauptdolomit durchsticht. Auf einer Fläche von 272 ha befinden sich 32 km befestigte Forststraßen. Dieser hohe Erschließungsgrad ist für die intensive Bewirtschaftung ein enormer Vorteil.