Die Edel- oder Esskastanie (Castanea sativa Mill.) ist am Oberrhein regional eine prägende Baumart der Vorbergzone von Pfälzerwald, Schwarzwald und Vogesen. Geeignete klimatische Voraussetzungen verbunden mit der traditionellen Verwendung des Edelkastanienholzes als Pfahlholz im Weinbau sowie als Brennholz, vereinzelt auch für Bütten und Fässer, führten zu dieser regionalen Schwerpunktbildung im Privat- und Gemeindewald.

Jahrelang führte die Edelkastanie in den genannten Regionen dennoch ein Schattendasein. Kaum jemand war sich ihrer Werte und Wertschöpfungsmöglichkeiten bewusst. In gemeinsamen Projekten von Waldbesitzenden, Forst- und Touristikfachleuten wurden seit mehr als 10 Jahren lokal viele Ideen entwickelt und vorangebracht, um die Kastanienwälder dieser Regionen in ihrer Vielfalt in Wert zu setzen. Die Kastanienwälder und ihre Produktvielfalt wurden als Alleinstellungsmerkmal erkannt und zunehmend beworben. BOUFFIER* bezeichnet die Edelkastanie als "landschaftsprägenden Charakterbaum" der historischen und heutigen Weinbauregionen wie Elsass, Ortenau und Pfalz. In diese Aufbruchsstimmung fiel ein ab Sommer 2004 in der Pfalz schlagartig vermehrtes Auftreten des Edelkastanienrindenkrebses, das seitdem anhält.

Das Projekt

Von Landesforsten Rheinland-Pfalz wurde daraufhin ein deutsch-französisches Projekt initiiert, das unter dem Titel "Die Edelkastanie am Oberrhein – eine Baumart verbindet Menschen, Kulturen und Landschaften" von der EU im Rahmen des Programmes INTERREG IV Oberrhein (EFRE) kofinanziert wurde.

  • Mehr zum Projekt und zu den beteiligten Partnern finden Sie auf wald-rlp.de

Ergebnisse

Die Zusammenarbeit der Institutionen und Menschen aus den Regionen Baden, Elsass und Pfalz zu vergleichbaren Frage- und Problemstellungen, aber aus unterschiedlichen Traditionen heraus, hat zu einem fruchtbaren Trialog mit greifbaren Ergebnissen geführt:

  • konkrete waldbaulichen Empfehlungen für unterschiedliche Produktzielsetzungen
  • differenziertes Bild der auftretenden Pilzstämme des Edelkastanienrindenkrebses (Crypohnectria parasitica) 
  • erfolgreiches Etablieren von Hypovirulenz (oberflächliche wieder ausheilende Krebserscheinungen)
  • Teilprojekt Designwettbewerb für Möbelstücke aus Edelkastanienholz, die im September 2012 beim "Salon Bois Forêt" in Paris ausgestellt wurden
  • Erste Erhebungen zur Artenvielfalt in Edelkastanienwäldern zeugen von einer erfolgreichen Einnischung in die Wälder der Region.

* BOUFFIER V. A., (2012): Bäume in historischen Ansichten (III), die Edel-Kastanie, in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. (MDDG) 97, S. 209-224, 2012, ISBN 978-3-8001-8330-2