Der in Asien (Japan, Nord-China, Ferner Osten Russlands) beheimatete Blatthornkäfer Popilia japonica – Japankäfer – wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Nordamerika verschleppt und richtet dort seither beträchtliche Schäden an (jährlich mehrere 100 Millionen US-Dollar). In Europa entdeckte man den Käfer erstmals in den 1970er Jahren auf den Azoren, wo er sich trotz sofort eingeleiteter Tilgungsmassnahmen, etablieren konnte.

Auch auf dem europäischen Festland ist die invasive Käferart 2014 erstmals in Italien in der Nähe von Mailand, im Parco del Ticino, gefunden worden. Vermutlich wurde der Japankäfer dort mit dem Flugzeug via Flughafen Malpensa eingeschleppt und konnte sich in der Region etablieren und von dort weiter ausbreiten.

In der Praxis stellen sich folgende Fragen:

Wie sieht diese invasive Art aus?
Welche Wirtspflanzen bevorzugt sie?
Welche Massnahmen werden ergriffen?
Was können wir alle dazu beitragen, dass sich diese invasive Käferart nicht ungebremst ausbreitet?

Aussehen

Adulte Käfer sind 8­–12 mm lang und 5–7 mm breit. Sie ähneln in ihrem Aussehen den einheimischen Gartenlaufkäfern (Abb. 8). Im Unterschied zu ihnen besitzt der Japankäfer aber fünf weisse Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei weisse Büschel auf dem letzten Abdominalsegment (Abb. 4) sowie ein auffällig grün-metallisch schimmerndes Halsschild. Die Flügeldecken sind braun und bedecken das Abdomen nicht vollständig.

Die etwa 1,5 mm grossen Eier sind durchsichtig bis cremeweiss und werden, meist in Gruppen von 2–4 Eiern, bis zu 10 cm tief im Boden abgelegt.

Die cremefarbenen Larven der Japankäfer sind Engerlinge, die die typische C-förmige Gestalt, Brustbeinpaare sowie eine dunkle Kopfkapsel mit kräftigen Mundwerkzeugen besitzen. Durch die V-förmig angeordnete Borsten auf dem hintersten Abdominalsegment (s. Abb. 6) unterscheiden sie sich jedoch eindeutig von anderen Engerlingen.

Die drei Larvenstadien:

  • L1 weiss, 1,5 mm lang, Brustbeine, typische C-förmige Gestalt der Engerlinge, am Ende später oft dunkler gefärbt, lange braune Haare, typische in V-Form abgeordnete Borsten auf dem hintersten Abdominalsegment.
  • L2 1,9 mm breite und 2,2 mm lange Kopfkapsel
  • L3 3,1 mm breite und 2,1 mm lange Kopfkapsel

Die zunächst helle Puppe (14 mm lang und 7 mm breit) verdunkelt sich während der Metamorphose zum Käfer.

Verwechslungsmöglichkeiten

Es besteht die Möglichkeit, dass der Japankäfer mit einheimischen Käfern verwechselt wird – am häufigsten mit dem Juni- oder Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola). Dieser besitzt aber keine weissen Haarbüschel.

Besonderheiten

Eine Besonderheit dieser Käfer ist ihr arttypisches Alarmverhalten bei Annäherung eines Feindes: sie verharren starr mit abgespreizten Beinen.

Biologie

Der Japankäfer benötigt für die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Käfer in der Regel ein Jahr. Nur in kühleren Regionen können es auch zwei Jahre sein. In der Schweiz geht man von einer Entwicklungszeit von einem Jahr aus.

Die jungen Larven schlüpfen nach zwei Wochen aus den, im feuchten Boden abgelegten Eiern. Sie sind anfangs wenig mobil und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Spätherbst ziehen sich die Engerlinge im dritten Larvenstadium zum Überwintern in tiefere Bodenschichten (25–30 cm tief und frostfrei) zurück. Sobald im Frühjahr die Bodentemperatur über 10°C ansteigt, wandern die Larven wieder in die oberen Bodenschichten (2,5–10 cm) zurück und beginnen erneut mit dem Wurzelfrass.

Nach vier bis sechs Wochen verpuppen sich die Larven und zwischen Mai und Juni schlüpfen die adulten Tiere. Sie beginnen sofort mit der Paarung. Die Hauptflugzeit der Japankäfer liegt zwischen Ende Mai und (Ende) August. Die Weibchen legen zwischen 40 und 60 Eier. Dabei kommt es zu wiederholten Paarungen mit anschliessender Eiablage. Der perfekte Boden zur Eiablage weist dabei eine mittlere bis hohe Bodenfeuchtigkeit auf. Adulte Tiere leben ca. 30 bis 45 Tage.

Ausbreitung

Die Ausbreitung des Japankäfers erfolgt hauptsächlich durch Verschleppung mittels Verkehrsmitteln, wie wahrscheinlich im Aostatal (Italien), manchmal auch durch Inspektionsflüge einzelner Tiere. Daneben kommt es auch zu Massenflügen. Die natürliche Ausbreitung der flugfähigen Käfer liegt zwischen 3 und 24 km pro Jahr, wobei der tägliche Radius bei ca. 500 m liegen kann. Angelockt werden die Tiere dabei u.a. von Pflanzenausscheidungen.

Wirtspflanzen

Der Käfer hat mit über 300 bekannte Wirtspflanzen aus unterschiedlichsten Familien das Potential ein breites Spektrum von Pflanzen und Habitaten zu gefährden. Dazu gehören Garten- und Kulturpflanzen (Rosen (Italien, Schweiz)), aber auch Beerensträucher, Tomaten, Auberginen (Italien), Mais, Soja, darüber hinaus aber auch zahlreiche Waldbaumarten wie Ahorn, Hasel, Erle, Weide, Platane, Pappel, Linde, Ulme).

Adulte Käfer sind auf diversen Waldbäumen, Garten- oder landwirtschaftlichen Kulturpflanzen anzutreffen und ernähren sich dort von Blättern, Blüten und Früchten. Dazu zählen: Ahorn, Erle, Kastanie, Birke, Hasel, Buche, Eiche, Platane, Pappel, Weide, Linde, Ulme, Lärche und bei den Kulturpflanzen v.a. Apfel, Steinobst, Kaki, Weinreben, Mais, Soja, Erdbeeren, Heidel-, Blau-, Brom- und Himbeeren, Spargel, Rhabarber oder Rosen.

Im Herbst findet man die Käfer häufig auf Gewöhnlichem Blutweiderich (Litrium silicaria) oder Rotklee (Trifolium pratense) – Pflanzen mit weinroten Blüten. Benachbarter Klee mit weissen Blüten beispielsweise wird von den Käfern nicht angeflogen. Diese Pflanzen befinden sich im feuchteren Bereich neben den Rebflächen und im Übergangsbereich zu Wald oder Baumreihen.

Die Larven bevorzugen hauptsächlich die Wurzeln von Gräsern in feuchten Wiesen oder Rasenflächen. Man findet sie aber auch an Wurzeln von Kulturpflanzen. In Italien wurden beispielsweise Schäden an Sämlingen von Himbeeren, Mais, Raps und Reis  beobachtet.

Schäden

Sowohl Larven/Engerlinge als auch Käfer verursachen Schäden an zahlreichen Pflanzenarten. Für die Käfer ist das bereits sehr gut dokumentiert. Sie schädigen oberirdisch Blätter (skelettieren) und Früchte (Pflaumen, Nektarienen, Aprikosen, Äpfel, Kaki, diverse Beerensträucher) ihrer Wirtspflanzen, wo sie oft in Massen angetroffen werden.

Die bevorzugten Larvenpflanzen sind etwas schwieriger zu ermitteln, da man die Tiere beim Fressen nicht sehen kann. Schäden an Pflanzen entsehen durch Engerlinge im Boden an den Pflanzenwurzeln. Diese ernähren sich v.a. von Graswurzeln, aber auch von denjenigen von Mais, Soja, Tomaten oder Erdbeeren. Der Wurzelfrass der Larven führt zu einer Unterversorgung und später zu einen Wasser- und Nährstoffunterbruch. Die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen nimmt ab. Dies führt zu geringeren Ernten bis hin zu Ernteausfällen oder dem Absterben der Pflanzen. Der Wurzelfrass auf feuchten Wiesen oder gewässerten Rasenflächen (Golfplätze, Fussballfelder, Park- oder Rasenflächen in Gärten oder auf Galopprennbahnstrecken wie zuletzt in San Siro Mailand) führt zu braunen, ausgetrockneten Stellen.

Auf regnerische Sommer folgt eine erhöhte Populationsdichte der Käfer im Folgejahr, während sehr trockene Jahre zu einer deutlichen Reduzierung der Käferzahlen führen.

Wenn grosse, bewässerte Flächen vorhanden sind, insbesondere Dauer­bewässerungs­flächen, findet man dort unzählige Larven. In nicht bewässerten Kulturen finden sich dagegen nur wenige Larven, da die Entwicklungsbedingungen dort für sie nicht ideal sind. Die Weibchen des Japankäfers suchen sich zum Ablegen ihrer Eier Brutplätze aus, die sich durch einen hohen Grad an Bodenfeuchte auszeichnen, damit die Eier und Larven dort gut Startbedingungen vorfinden.

Adulte Tiere versammeln sich häufig gesellig in grossen Gruppen auf den Futterpflanzen und fressen diese von oben nach unten ab. Dabei fällt auf, dass sie an einzelnen Pflanzen ein totaler Kahlfrass stattfindet, während benachbarte Pflanzen verschont bleiben. Schäden durch Käfer entstehen oberirdisch an Blättern, Früchten und Blüten. An Blütenblättern und Früchten findet man unregelmässige Frassspuren.

Frühsommerschäden an Bäumen wie Erle und Haselnuss im findet man direkt nach dem Schlupf der Käfer, bevor diese dann in die Weinberge zum Fressen an Blättern oder zur Paarung begeben.

Wenn sich die Art erst etabliert hat, ist eine Tilgung wenig aussichtsreich.

In gefährdeten Gebieten können Fallen mit Pheromonen (Sexual- und Pflanzenlockstoffe) platziert werden, zudem sollte man Wirtspflanzen oder den Boden visuell überwachen und muss verdächtige Anzeichen oder Käfer dem kantonalen Pflanzenschutzdienst umgehend melden. Stellt dieser einen Befall fest, werden ein Befallsgebiet und eine Pufferzone ausgewiesen. Isolierte Populationen kann der Pflanzenschutzdienst mit Massenfängen mittels Lockstofffallen kontrollieren. Bei grossflächigem Befall sind die zu ergreifenden Massnahmen in einer Allgemeinverfügung geregelt.

Eigenmächtige Massenfänge von Gartenbesitzen etc. ohne Absprache mit dem zuständigen Pflanzenschutzdienst sollten unbedingt unterbleiben!

Da die Käfer gut erkennbar sind, hilft am Beginn eines Befalls mechanisches Absammeln der Tiere. Am erfolgreichsten ist man, wenn man dies sehr früh am Morgen oder spät am Abend durchführt.

In der Schweiz sind derzeit keine speziellen Insektizide für die Bekämpfung zugelassen, wie es zum Beispiel in den USA gegen Larven und Käfer der Fall ist.

Erfolgversprechend sind derzeit biologische Bekämpfungsmittel: parasitische Nematoden, entomopathogene Pilze oder Bakterien bekämpfen die Larven des Japankäfers im Boden.

In der Schweiz beschäftigen sich zahlreiche Wissenschaftler mit der Frage, ob und wie der Japankäfer noch bekämpfbar sein könnte. Bisher hat sich dabei aber noch keine wirksame Methode herauskristallisiert, aber die Forschung geht weiter.

Bewässerungsverzicht auf Fussballplätzen, Golfplätzen, Rasenflächen in Parks oder Privatgärten in der Hauptflugzeit (verminderte Attraktivität für Eiablagen, da feuchte Böden bevorzugt werden).

Automatische Bewässerungen von Rasen in Stadien, Freibädern, Gärten, auf Fussballfeldern oder Rasenflächen in Parkanlagen oder auf Campingplätzen stellen ein grosses Problem dar, da sich dort die Käfer bestens und unbemerkt entwickeln können. Auffällig werden sie erst dann, wenn Rasenflächen durch den Frass an den Wurzeln absterben oder die Käfer die umliegenden Pflanzen befallen.

Auch eine höhere Rasenschnitthöhe kann der Ausbreitung kann der Ausbreitung und Vermehrung der Käfer entgegenwirken.

Im Frühherbst kann durch mechanische Bodenbearbeitung die Überlebenschance der bodennah fressenden Larven massiv herabgesetzt werden – das gilt auch für die Gärten!

Vögel, Laufkäfer, Spitzmäuse und Maulwürfe sind natürliche Gegenspieler, die auch hierzulande mithelfen, die invasiven Schädlinge in Schach zu halten. Ausrotten können sie die Käfer allerdings nicht.

Erdtransporte bilden eine grosse Gefahr, da im Boden befindliche Larven auf diesem Weg verschleppt werden. Gleiches gilt für Rollrasen.

Auch in Grünabfall können Käfer verschleppt werden.

Daher ist Öffentlichkeitsarbeit besonders wichtig, um alle darüber zu informieren, was unbedingt vermieden werden muss, damit die weitere Ausbreitung dieser invasiven Art möglichst unterbleibt.

Situation in der Schweiz

Der Japankäfer gilt in der Schweiz und der EU als prioritärer Quarantäneorganismus und ein Befall ist somit melde- und bekämpfungspflichtig.  Ein Befallsverdacht ist an die kantonalen Pflanzenschutzdienste zu melden.  Betriebe, die für das Ausstellen von Pflanzenpässen zugelassen sind, melden den Verdacht dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD).

Der Käfer wird vor allem als landwirtschaftlicher Schädling angesehen und die rechtliche Zuständigkeit liegt daher beim Bundesamt für Landwirtschaft BLW (Verordnung des WBF und des UVEK zur Pflanzengesundheitsverordnung (PGesV-WBF-UVEK).

Das vom Kantonalen Pflanzenschutzdienst (KPSD) vorsorglich eingeleitete Monitoring auf Tessiner Seite begann 2015. In den ersten beiden Jahren blieben die Fallen entlang der Schweizer Grenze zum Glück ohne Befund. Mittlerweile hat sich die Käferart aber auch in Richtung Schweiz ausgebreitet und konnte 2017 erstmals in aufgestellten Fallen an der Schweizer Grenze in Stabio gefangen werden (Fallenfänge 2017: 24 Käfer und 2018: 154 Käfer). Und man begann mit der Tilgung. Seit Beginn des Monitorings auf Schweizer Seite wurde die Zahl der Fallen stetig erhöht von zunächst 3 Fallen 2015 und 2016 über 7 Fallen im Jahr 2017, 10 Fallen 2018, 13 Fallen 2019 und bis jeweils 28 Fallen in den Jahren 2020 und 2021. Neu wurden 2021 zusätzlich noch visuelle Kontrollen durchgeführt. Wichtig waren jeweils auch die Fundmeldungen aus der Bevölkerung, denen zeitnah nachgegangen wurde. Der erste Befallsherd im Tessin wurde im Jahr 2020 festgestellt.

Im Tessin hat sich gezeigt, dass bei den Fallenfängen jährlich eine Verzehnfachung der gefangenen Individuen zu verzeichnen ist. Und dabei ist zu bedenken, dass Fallenfänge normalerweise nur etwa 10% der tatsächlich in der Natur vorhanden Individuen ausmachen.

Im Tessin besteht eine Allgemeinverfügung zum Schutz gegen die Ausbreitung des Japankäfers (Popillia japonica Newman). Darin ist genau geregelt, was im Hinblick auf den Japankäfer zu beachten ist.

Im Tessin kann das Aufkommen des Japankäfers lokal nicht mehr getilgt werden und es wird seit 2021 eine Eindämmungsstrategie verfolgt. Deshalb wurde am 1. Dezember 2020 im Süden des Tessins eine Eindämmungszone ausgeschieden, mit dem Ziel die weitere Ausbreitung des Käfers zu verhindern. Diese Eindämmungszone wird jährlich aktualisiert.

Im Juli 2021 wurde in der Schweiz zum ersten Mal ein einzelner lebender Käfer in einer Insektenfalle ausserhalb des Kantons Tessin in Basel entdeckt. Wie er dort hingekommen ist, ist unklar. Die sofort eingeleitete weitere Überwachung ergab bis heute keine weiteren Funde.

2022 wurde in einer Überwachungsfalle im Kanton Solothurn (Olten-Neuendorf) ebenfalls ein Käfer (Einzelfang) entdeckt, worauf dort die Überwachung intensiviert wurde. Es konnten aber keine weiteren Tiere festgestellt werden. Gemäss Einschätzung der Experten und Expertinnen des kantonalen und eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes und von Agroscope handelte es sich beim gefundenen Exemplar um einen einzelnen "blinden Passagier", der vermutlich mit dem Personen- oder Warenverkehr vom Süden her über die Alpen transportiert worden ist.

Auch im Tessin gab es 2022 Einzelfänge ausserhalb der der  Befalls- und Pufferzone (s. Abb. 27).

Auffällig ist, dass alle Einzelfänge jeweils entlang von Verkehrsachsen wie Strasse oder Schiene gefunden wurden. Gleiches gilt auch für Fundmeldungen aus Deutschland.

Eine Verschleppung der Käfer über grössere Distanzen kann entweder via Warentransport erfolgen ­– u.a. mit Erdtransporten, in Pflanzen sowie in Lieferungen von Beeren und Weintrauben, aber auch von Touristen als "Blinder Passagier" im/am Auto oder Reisebus, an der Kleidung zum Beispiel nach einem Besuch im Schwimmbad am See oder dem Garten der Ferienwohnung, im Campinggepäck, in Rucksäcken, Fototaschen oder bei der Einfuhr oder Mitnahme von Pflanzen in Erde – z.B. Rosen aus Befallsgebieten. Das bedeutet, dass nicht nur Importe und Transporte, sondern jeder einzelne von uns, der sich in Befallsgebieten aufhält, möglicherweise unbewusst an der Verbreitung beteiligt sein kann, was aber unbedingt zu verhindern gilt!

Im Juli 2023 wurde der Japankäfer erstmals aus dem Kanton Zürich, aus Kloten, gemeldet. Zuerst entdeckte man in einer Lockstofffalle der schweizweiten Überwachung vier Käfer. Daraufhin stellte die kantonale Fachstelle Pflanzenschutz weitere Fallen auf und kontrollierte im Umkreis von einem bis drei Kilometern Wirtspflanzen auf Käfer und Frassspuren. Dabei zeigte sich, dass in Kloten bereits eine kleine Population des Japankäfers besteht. Es handelt sich um den ersten Freilandbefall auf der Alpennordseite
Die Tilgungsmassnahmen haben dort unverzüglich begonnen. Gestützt auf die Vorgaben des Bundes hat das Amt für Landschaft und Natur (ALN) einen Befallsherd mit einem Radius von zwei Kilometern um den Fundort sowie zusätzlich eine fünf Kilometer breite Pufferzone ausgeschieden, die weitere 24 Gemeinden beinhaltet. Für diese Zonen wurden Massnahmen zur Tilgung des Japankäfers verfügt. Insbesondere gilt es zu verhindern, dass die Weibchen ihre Eier im Boden ablegen, damit sich der Käfer bis nächstes Jahr nicht stark vermehrt. Zudem soll verhindert werden, dass sich der Japankäfer von Kloten aus weiterverbreitet. Dazu wurden zum einen Fallen aufgestellt.  In den Gebieten rund um die Fundorte mit den meisten Käfersichtungen wurden zudem Wirtspflanzen des Käfers wie Rosen, Obstbäume oder Beerensträucher bis Ende Juli 2023 einmal gezielt mit einem Insektizid behandelt, und zwar sowohl auf öffentlichen Grünflächen als auch in privaten Gärten. Ausserdem galt bis Ende September 2023 in Kloten ein Bewässerungsverbot für Rasen- und Grünflächen, welches verhindern sollte, dass die Käfer ihre Eier in nassen Böden ablegen konnten. Grüngut, Kompost, Pflanzen mit Wurzeln in Erde oder organischem Substrat und Bodenmaterial darf nicht mehr aus Kloten (Befallszone) hinaustransportiert werden. In der Pufferzone galt ebenfalls, dass bis Ende September 2023 kein Grüngut aus der Zone heraustransportiert werden durfte. Da die Schädlingspopulation momentan noch klein und auf ein kleines Areal begrenzt ist, bestehen gute Chancen, dass die Tilgung des Käfers gelingt.

Im Juli 2023 wurde in den beiden Oberwalliser Gemeinden Zwischbergen und Simplon ebenfalls Japankäfer entdeckt. Wahrscheinlich ist die Art selbstständig aus Norditalien eingewandert. Die zuständigen Bundesbehörden wurden umgehend über die Situation informiert und es wurden sofort spezifische Tilgungsmassnahmen ergriffen. Sie umfassen u.a. ein Abtransportverbot von Erde und Grüngut – und den Aufruf, Kleider, Gepäck und Autos bei der Durchreise zu überprüfen.

Man geht davon aus, dass sich der Japankäfer in der gesamten Schweiz ansiedeln könnte – zumindest in den Tallagen bis 900 m ü. M. Die Folgen einer unkontrollierten Ausbreitung sind nur schwer abschätzbar. Es besteht aber die Gefahr, dass die wirtschaftlichen Schäden ähnlich hoch ausfallen würden wie in den USA. Die Schweiz unternimmt alles, um es nicht soweit kommen zu lassen.

Situation im benachbarten Ausland

Die Schweizer Behörden stehen mit den Kollegen im benachbarten Ausland in ständigem Austausch, um insbesondere das grenznahe Geschehen genau zu kennen und ggf. schnell reagieren zu können. Mit Italien besteht der Austausch bereits seit 2014. Dort fand nach der Einschleppung auf die portugiesischen Azoreninseln in den 1970er Jahren die erste Etablierung dieser Quarantäneart auf dem europäischen Festland statt. In der Lombardei und in Piemont, konnte sich die Käferart erfolgreich ansiedeln. Dies hat diverse Bekämpfungsmassnahmen und Forschungsprojekte auf den Plan gerufen, an denen u.a. auch Schweizer Forscher von Agroscope beteiligt sind. Auch in der Emilia-Romagna-Region, im Aostatal (Autobahnraststätte) sowie auf Sardinien (Flughafennähe) wurde die Käferart inzwischen in Fallenfängen registriert. In Italien ist derzeit eine Fläche inkl. Pufferzone von ca. 14'257 km2 betroffen. Für die Tilgung dort sind 4'800 Fallen im Einsatz, ausserdem erfolgen u.a. Schulungen, öffentliche Kampagnen und spez. Regelungen für die Ausfuhr von Pflanzen mit Erde.

Seit dem Fallenfang in Basel 2021 findet ein Austausch mit den Kollegen in Deutschland und Frankreich statt. Die Fallenüberwachung, sowie Erfahrungen werden jährlich zwischen den drei Ländern erörtert.

Auch im Gebiet Freiburg im Breisgau (BW) wurde 2021 in einer Falle ein Käfer entdeckt, der möglicherweise mit einem Bahntransport aus einem Befallsgebiet in Italien eingereist ist.

Ausserdem gab es in der Schweiz Käferfunde in Fruchtlieferungen (Tafeltrauben) aus dem Ausland. Auf diesem Weg kann diese invasive Art relativ schnell aus einem Befallsgebiet in ein bisher noch befallsfreies Gebiet transportiert werden. Insbesondere der Transport mit Beerenfrüchten, deren Ernte und Versandt voll in der Vegetationszeit und dermReproduktionszeit raum der Käfer liegen, kann dabei zu Einschleppungen beitragen. Mit Tafeltrauben können zwar ebenfalls Käfer nach Norden transportiert werden. Allerdings treffen sie dort eher zum Ende ihrer Entwicklungszeit ein, sodass der Schaden durch freigesetzte Tiere von den internationalen Experten eher als gering beurteilt wird.

Massnahmen

In der Schweiz gibt es ein Frühwarn-Monitoring (Gebeitsüberwachungsauftrag). Dazu wurden bisher zahlreiche mit speziellen Lockstoffen bestückten Fallen in allen Kantonen aufgestellt, um frühzeitig erkennen zu können, wo ggf. eine Einschleppung stattgefunden hat. 2022 waren es 129 Fallen. Estmals wurde dabei auch ein Käfer in einer Falle im Kanton Solothurn festgestellt, worauf dort die Überwachung intensiviert wurde. Die Kantone Basel-Stadt und Tessin unterhalten ein eigenes Monitoring. Die Fallen werden jeweils zwischen Mitte Juni und Ende September an Risikostandorten wie z.B. an Autobahnraststätten, Märkten, Güterbahnhöfen, Feuchtgebieten, öffentlichem Grün, Logistikzentren usw. aufgestellt. Auch im Tessin gab es 2022 ausserhalb der Befalls- und Pufferzone Einzelfänge. Auffällig ist, dass alle Einzelfänge entlang von Verkehrsachsen (Strasse und Schiene) gefunden wurden. In diesen drei Kantonen wurde in der Saison 2023 wiederum zusätzlich eine intensivierte Überwachung durchgeführt.

Darüber hinaus finden aufwändige Monitorings im Tessin statt, sowohl mit Fallen (2021: 28; 2022: 265 Fallen) wie auch durch visuelle Kontrollen, um zu beurteilen, wie sich der Befall dort entwickelt und ggf. neue Befallsherde möglichst sofort zu tilgen.

Zudem laufen hier derzeit zwei regionale Pilotprojekte und weitere Untersuchungen, um Bekämpfungslösungen zu finden, so z.B., ob beim Weinbau nicht nur Insektizide gegen den Quarantäneschädling eingesetzt werden können, sondern eine alternative Strategie, sehr wahrscheinlich in Kombination, oder welche Zonen besonders anfällig für einen Befall sind und wie man die eingesetzten Fallen noch optimieren kann. Derzeit erfolgt die Analyse der Ergebnisse. Aber schon die ersten Untersuchungen in den Parzellen innerhalb dieser beiden Projekte haben ergeben, dass die Zahl der Japankäfer-Larven deutlich geringer ausfällt als 2021 (bis zu 50% weniger). Ein ermutigendes Ergebnis, das jedoch im Laufe der Zeit noch bestätigt werden muss.

  1. Projekt: InItensivüberwachung mit 67 offizielle Fallen, im Genestrerio-Stabio Gebiet (Studienbereich: 1 km2).
  2. Projekt in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Mendrisio, Novazzano, Morcote und Stabio: intensive Überwachung mit 170 selbstgebauten, grünen Fallen.

Mit diesen zwei Projekten, im Jahr 2022 wurden im Tessin mehr als 600'000 Insekten gefangen, so dass wir bei einem sex-ratio von 1:1 und 50 Eiern/Weibchen im Jahr 2023 potenziell 15,5 Mio. Insekten verhindert haben.

Der Tessiner Pflanzenschutzdienst nimmt ausserdem am europäischen IPM-Popillia-Projekt teil und führt zahlreiche Informationsveranstaltungen durch, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Sehr wichtig sind auch die Meldungen aus der Bevölkerung, denen jeweils sofort nachgegangen wird. Im Tessin sind dies derzeit etwa 300 Meldungen pro Jahr.

Auch in Basel finden noch jährlich spezielle Monitorings statt. Die Stadtgärtnerei intensivierte nach dem ersten Fallenfund  die Überwachung, unter anderem mit weiteren 19 Fallen im 2 km Radius. Auch Meldungen aus der Bevölkerung wurde nachgegangen, aber beides ohne weitere Funde. Zudem wurde Öffentlichkeitsarbeit betrieben. 2022 wurden 10 Monitoringfallen aufgestellt in enger Abstimmung mit Frankreich und Deutschland und dem dort durchgeführten Monitoring - bisher auch ohne weitere Nachweise.

An allen neu auftretenden Befallsorten wird zunächst versuchst, den Befall zu tilgen. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln werden Käfer eingesammelt und vernichtet. Sobald sich die Käferart etablieren konnte (d.h. Lavenfunde in Feuchtwiesen etc.), ist eine Tilgung ggf. nicht mehr möglich. Es wird eine Befallszone ausgeschieden und man geht zur Eindämmung über (siehe dazu die BLW-Richtlinie Nr. 7 "Überwachung und Bekämpfung des Japankäfers Popillia japonica Newman" bei Agroscope inkl. weiterer Informationen).

Zudem wird diese invasive Art Im Rahmen der Pflanzenpasskontrolle sowie bei der risikobasierten Kontrolle bei Pflanzenimporten oder Importen von pflanzlichen Erzeugnissen durch den Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD) überwacht.

Forschung

Ausserdem forschen zahlreiche Wissenschaftler und Institutionen rund um diesen Schädling und testen unterschiedliche Möglichkeiten, um eine weitere Ausbreitung wirkungsvoll unterbinden zu können. Dabei gehen die Versuche vom Klimamessungen, über den Einsatz von Pilzen und Nematoden als Gegenspieler bei Larven oder Käfern bis hin zum Test der effektivsten Falle oder des effektivsten, differenzierbaren Lockstoffes oder ob ein Antagonist erfolgsversprechend eingesetzt werden kann (Agroscope, BLW, BAFU, KPSD Ticino, WSL, ZHAW, CABI).

Nicht nur Bund, Kantone, Pflanzenschutzdienste und die Wissenschaft sind bei der Bekämpfung gefordert, jeder einzelne von uns hat eine Meldepflicht, wenn er diesen Käfer entdeckt!

Helfen Sie uns bei der Gebietsüberwachung! 

Hier einige Tipps und Hinweise, wie man verhindern kann, diesen Schädling versehentlich einzuschleppen und wo es Unterstützung gibt:

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich glaube, einen Japankäfer entdeckt zu haben?

Fundmeldungen können Sie beim jeweils für den Kanton zuständigen Pflanzenschutzdienst machen. Ausserdem können Sie folgende Person im Tessin kontaktieren, die auch in anderen Landessprachen oder Englisch kommunizieren kann:

Was tun, wenn man glaubt, einen Käfer entdeckt zu haben?

Bei einem verdächtigen Fund: den Käfer fotografieren, fangen und in einem geschlossenen Behältnis z. B. Glas mit Schraubdeckel, aufbewahren und unverzüglich den kantonalen Pflanzenschutzdienst informieren!

Was kann man tun, wenn man sich in Befallsgebieten wie Tessin oder Norditalien aufhält?

Bei Ausflügen und Reisen nach Norditalien (Lombardei) in die Region Malpensa, Milano, Parco del Ticino, Aostatal, Como und Vareseetc. vor der Rückkehr in die Schweiz bitte die mitgeführten Gepäckstücke (Rucksäcke, Taschen, Koffer, Fototaschen, etc.), das Fahrzeug sowie mitgeführte Haustiere sorgfältig nach Käfern absuchen. Diese könnten sich mit den kleinen Haken an ihren Beinen als "Blinde Passagiere" angeheftet haben und so ungewollt verschleppt werden. Dasselbe gilt auch für Reisende, die aus dem Tessin zurückkehren.

Bitte bei Campingferien unbedingt beim Zusammenpacken der Zelte und der übrigen Campingausrüstung darauf achten, dass keine Käfer unbeabsichtigt miteingepackt und verschleppt werden.

Keine Pflanzen mit Erde – wie z. B. Rosen – aus den Befallsgebieten Norditalien oder Tessin als Urlaubssouvenir mitnehmen, da sich darin unbemerkt Eier, Larven und Engerlinge des Japankäfers befinden können, welche dann im heimischen Garten als Käfer schlüpfen und sich so dort verbreiten können – die Futterpflanze direkt im Gepäck.