In der Schweiz sind 112 Borkenkäferarten bekannt. Der Buchdrucker (Ips typographus) gilt als wichtigste Art, da er die ökonomisch schwersten Waldschäden verursacht.

Borkenkäfermonitoring in der Schweiz

Waldschutz Schweiz erfasst die Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde (Käfernester) in der Schweiz seit 1984 – eine eindrückliche Zeitreihe.

Die Hauptwirtspflanzen der Buchdrucker sind Fichten. Vitale Bäume haben ein gutes Abwehrsystem und können einbohrende Borkenkäfer grundsätzlich durch Abwehrreaktionen wie Harzfluss abwehren. Störungsereignisse wie Windwurf, Lawinen- und Schneedruck führen dazu, dass für die Käfer geeignetes Brutmaterial entsteht, in welchem sie sich grossen Mengen vermehren können. Kommt es zu einer starken Vermehrung, können in Folge auch gesunde Bäume befallenen werden. Besonders gefährdet für einen Befall durch Buchdrucker sind durch Trockenheit vorgeschwächte Bäume.

Aufgrund des im Rahmen des Klimawandels erwartenden Temperaturanstiegs sowie der zunehmenden Intensität und Häufigkeit von klimatischen Extremereignissen wie Trockenheit wird der Käferdruck auf die Fichten in Zukunft weiter zunehmen. Einerseits verkürzt sich durch die höheren Temperaturen die Entwicklungszeit der Käfer, was zu zusätzlichen Generationen pro Jahr führt. Andererseits verursacht die Trockenheit, dass das Verteidigungspotential der Fichten gegenüber den Buchdruckern abnimmt. Insbesondere in tieferen Lagen, wo die Fichte ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes in Reinbeständen vorkommt (z. B. im Mittelland), erwartet man daher zunehmende Probleme für diese Baumart. Langfristig wird dies an solchen Standorten zu einer Waldumwandlung in Richtung erhöhtem Laubholzanteil führen.

Borkenkäfer-Befall im Jahr 2022

Die kühle und feuchte Witterung in der Schweiz war für den Buchdrucker (Ips typographus) im Jahr 2021 ungünstig. 2022 nahm jedoch die Zwangsnutzung von Käferholz im Sommer in 14 Kantonen wieder zu, am meisten in der Waadt (+125%), in Neuenburg (+95%) sowie im Kanton Zug (+77%). Stark gesunken im Vergleich zum Vorjahr sind die Sommerzwangsnutzungen in den Kantonen Jura und den beiden Basel (je -60%), sowie in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Luzern (je -45%).

Stärker stieg die Zahl an Befallsherden, also die von Forstbetrieben gemeldeten Käfernester. Sie stieg um ein Siebtel (13%) von 7'324 auf 8'297. Wieder sind die Kantone Waadt und Neuenburg Spitzenreiter (Waadt: +137%, Neuenburg +107%). Das vergangene Jahr bot ausserordentlich gute Entwicklungs- und Flugbedingungen für die Käfer. Mit 1,6 °C über der Norm von 1991-2020 war 2022 das wärmste Jahr seit dem Messbeginn 1864. Teilweise ermöglichte das den Käfern, eine zusätzliche Generation anzulegen, wie Modellrechnungen zeigen.

Die Zunahme an Käfernestern erklärt Waldschutz Schweiz unter anderem durch die ausgeprägte Trockenheit in vielen Regionen von Juni bis August 2022. Es ist davon auszugehen, dass die Fichten zumindest gebietsweise unter Trockenstress litten, was ihr Verteidigungspotenzial gegenüber Buchdruckerangriffen reduziert haben könnte. Da insbesondere in der Westschweiz regional teilweise nur 60 Prozent der normalen Niederschlagsmenge fiel, dürften der hohe Zuwachs bei Zwangsnutzung und Käfernestern in den Kantonen Waadt und Neuenburg teilweise darauf zurückzuführen sein.

Eine weitere Ursache für die stärkere Vermehrung des Buchdruckers sind schwere Hagelschäden am Wald im Juni 2021 in vielen Regionen der Schweiz. Betroffen waren unter anderem Fichtenbestände in den Kantonen Bern, Fribourg, Neuenburg, Schwyz und Zug. Hagelkörner mit Durchmessern von bis zu 7cm und starke Sturmböen verursachten Rindenabplatzungen, Windwürfe und schwächten oder zerstörten ganze Fichtenbestände. Wo das geschädigte Holz nicht rasch abtransportiert werden konnte, bot es dem Buchdrucker ideale Vermehrungsbedingungen.

Die Zunahme der Befallsherde lässt vermuten, dass der Befall von Fichten im Jahr 2023 erneut zunehmen könnte. Insbesondere, wenn die Witterung weiterhin überdurchschnittlich warm und trocken bleibt.

Buchdrucker-Modell: Wann und wo fliegt er?

Das Buchdrucker-Modell der Eidg. Forschungsanstalt WSL ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Planung von Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen der Käfer und eignet sich für Forschungs- und Ausbildungszwecke.

Zeitreihe Borkenkäfermonitoring

Ausblick

Die Zunahme der Befallsherde lässt vermuten, dass der Befall von Fichten im Jahr 2023 erneut zunehmen wird. Insbesondere, wenn die Witterung weiterhin überdurchschnittlich warm und trocken bleibt. Mit dem Klimawandel ist langfristig zu erwarten, dass die Fichte ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets – in der Schweiz in höheren Lagen – immer stärker von Buchdruckern befallen wird. Diese Entwicklung wird einen Waldumbau nötig machen, der wegführt von reinen Fichtenbeständen.

Um die Forstpraxis optimal bei der Planung des Buchdruckermanagements zu unterstützen, arbeitet die WSL zurzeit an einer Weiterentwicklung der Borkenkäfer-Simulation Online (BSO, www.borkenkaefer.ch).

Eckpunkte der Borkenkäfermonitoring-Zeitreihe

2019–2020
Das Schweizer Mittellandes litt 2018 besonders stark unter der Trockenheit. Der Befall durch den Buchdrucker ist 2019 regelrecht explodiert, als knapp 1,5 Millionen Kubikmeter Käferholz angefallen sind . Das ist der höchste Wert seit 2003, als die Käferholzmengen nach dem Sturm Lothar neue Rekorde erreichten. 
Waldschutz Aktuell, 1/2021.

2018
Die durch Ips typographus verursachte Käferholzmenge betrug 2018 landesweit 735'000m3 befallenes Fichtenholz. Mehrere Sturmereignisse und die extreme Sommertrockenheit haben die Entwicklung des Borkenkäfers begünstigt. 
Waldschutz Aktuell 01/2019.

2008 ff
Die durch den Buchdrucker befallene Menge Fichtenholz ging seit dem Hauptschadenjahr 2003 stetig zurück und betrug im Jahr 2008 noch 85'000m3. Sie lag damit wieder in der Grössenordnung der Jahre vor dem Sturm Lothar vom Dezember 1999. 
Waldschutz aktuell 1/2009.

2005
Die durch Ips typographus befallene Menge Fichtenholz ging weiter zurück und belief sich im Jahr 2005 noch auf 0,95 Mio. m3
Waldschutz aktuell 1/2006.

2003
Seit dem Sturm Lothar 1999 war in der Schweiz eine Massenvermehrung des Buchdruckers (Ips typographus) im Gang, deren Ausmass frühere Epidemien um ein Mehrfaches übertraf. Der heisse, trockene Sommer 2003 verschärfte die Borkenkäfer-Situation zusätzlich. So erreichte der Befall im Jahr 2003 mit 2,1 Mio. m3 Fichten ein bisher noch nie registriertes Ausmass.
Forstschutz-Überblick 2004.