Meteorologisch bedingte Extremereignisse sind statistisch seltene Ereignisse, die sehr stark vom Durchschnitt abweichen, zum Beispiel. besonders hohe Temperaturen, grosse Niederschlagsmengen oder sehr starke Winde. Nebst diesem statistischen Aspekt zeichnet sich ein Extremereignis wie extreme Stürme in Wäldern durch vergleichsweise grosse sozioökonomische Schäden aus.

Der Klimawandel verändert die Häufigkeit, die Intensität, das Ausmass, die Dauer und den Zeitpunkt von extremen Wetter- und Klimaereignissen und kann diese auf ein noch nie dagewesenes Ausmass erhöhen (World Meteorological Organization WMO). Zum Beispiel werden Stürme und Dürren laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in Zukunft wahrscheinlich häufiger und intensiver auftreten. Die Entwicklung dieser Extremereignisse ist das erste von der Bevölkerung wahrgenommene Zeichen des Klimawandels (Hassol et al. 2016). Vor dem Hintergrund des wachsenden Bewusstseins für den Klimawandel werden Extremereignisse und ihre Folgen heute gerne als Manifestation eines unumkehrbaren Wandels interpretiert, dem sich Waldbewirtschafter oft hilflos ausgeliefert fühlen.

Wie können wir uns auf diese wiederkehrenden und immer schwerwiegenderen Krisen einstellen und wie können wir uns auf sie vorbereiten? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer Reihe von Mini-Interviews mit dem Titel «Extremereignisse im Wald: Handlungsvisionen».

Kurzfilme mit den Interviews

Die moderne Gesellschaft hat den Klimawandel verursacht, und ist von dessen Folgen in Form von häufigeren und intensiveren Extremereignissen betroffen. Da sowohl Ursachen als auch Auswirkungen von Extremereignissen in Wäldern weit über den Bereich der Forstwirtschaft und der Waldbewirtschaftung hinausgehen, müssen sie in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext gestellt werden.

Folgende Kurzfilme sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in der Schweiz und dem Institut national de recherche pour l’agriculture, l’alimentation et l’environnement (INRAE) und AgroParisTech in Frankreich. Die einzelnen Beiträge können rechts oben im Video ausgewählt werden [☰].

 

Unterschiedliche Standpunkte zur Eröffnung der Debatte

Wir haben Leute mit unterschiedlichem Hintergrund zu Wort kommen lassen, in der Überzeugung, dass die Herausforderung « Extremereignisse im 21. Jahrhundert » einen intensiven Austausch zwischen verschiedenen Akteuren und Disziplinen erfordert. Alle Personen sind in irgendeiner Weise von Extremereignissen im Wald betroffen. Durch ihre Aussagen teilen sie ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Gedanken über den Umgang mit diesen Ereignissen und deren gesellschaftlichen Folgen.

  • Ist eine Neuausrichtung der Forstpolitik unabdingbar?
  • Welchen Einfluss können und wollen wir auf den Wald haben?
  • Sollte unsere moderne Gesellschaft ihr Kontrollbedürnis des Waldes reduzieren, um sich mit den Gesetzen der wilden Natur zu versöhnen?
  • Können Extremereignisse als Katalysator für den ökologischen Wandel unserer Gesellschaften dienen?
  • Covid-19 hat uns gezeigt, wie schnell sich die Welt verändern kann, aber auch, dass wir uns schnell und radikal anpassen können und innovative Ansätze finden. Eine Krise kann also für die Einleitung eines gesellschaftlichen Wandels von Nutzen sein. Ist dies auch bei Extremereignissen im Wald der Fall?

Um Antworten auf all diese Fragen zu finden, können und müssen wir voneinander lernen. Unseren Interviewpartnern steht das Wort offen!

Zwei Konferenzen zum Vertiefen

Das WSL Forum Suisse romande 2022 « Événements extrêmes en forêt : à chacun d’agir » und das Atelier Regefor 2021 « Forêts en crise : relevons le défi » boten die Möglichkeit, das Thema anhand von Präsentationen, Postern und anderen interaktiven Angeboten zu vertiefen. Abstracts und PDF dieser Beiträgen sind online verfügbar.

Literatur

  • Bründl, M., Schweizer, J. (Red.) 2019: Forum für Wissen 2019. Lernen aus Extremereignissen. WSL Ber. 78: 73 S.
  • Hassol, S.J., Torok, S., Lewis, S. & Luganda, P. 2016 : Catastrophes (peu) naturelles: Expliquer les liens entre les événements extrêmes et le changement climatique. Organisation météorologique mondiale OMM, Bulletin nº : Vol 65 (2).
  • Thorn, S.; Chao, A.; Georgiev, K.B.; Müller, J.; Bässler, C.; Campbell, J.L.; Castro, J.; Chen, Y.; Choi, C.; Cobb, T.P.; Donato, D.C.; Durska, E.; Macdonald, E.; Feldhaar, H.; Fontaine, J.B.; Fornwalt, P.J.; Hernández, R.M.H.; Hutto, R.L.; Koivula, M.; ... Leverkus, A.B., 2020: Estimating retention benchmarks for salvage logging to protect biodiversity. Nature Communications, 11, 1: 4762 (8 pp.).  https://doi.org/10.1038/s41467-020-18612-4