Ausgangslage
In dem vorangegangenen Beitrag wurden die Voraussetzungen für das Überleben von Kiefern nach Schädigung durch Brandeinwirkung anhand einfach zu bestimmender Brandmerkmale am Baum beschrieben. Untersuchungsgebiet war die am 23.08.2018 entstandene Brandfläche bei Treuenbrietzen mit einer Größe von 334 ha.
Ziel der Untersuchungen war auch, den Einfluss der holz- und rindenbrütenden Käfer auf die Überlebens- und Regenerationsfähigkeit der brandgeschädigten Kiefern für dieses Brandereignis zu beschreiben und nach Möglichkeit Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Massenvermehrungen von Sekundärschädlingen auf Brandflächen abzuleiten.
Durch die hohe Anzahl durch den Brand irreversible geschädigter Kiefern und dem damit verbundenen erhöhten Brutraumangebot bestand die reale Gefahr der Entstehung einer Massenvermehrung, verbunden mit negativen Auswirkungen auf benachbarte, an die Brandfläche angrenzende gesunde Kiefernbestände. Um diesen Prozess zu dokumentieren, wurde an den Innenrändern der Brandfläche gezielt nach Kiefernbeständen mit grünen Kronen und intakter Spiegelrinde gesucht, im weiteren Text als Puffer-Bestände bezeichnet.
Aus zeitlichen Gründen begannen die Hiebs- und Sanierungsmaßnahmen durch die Waldbewirtschafter, obwohl anfänglich unklar war, in welchem Ausmaß der Befall an den am stärksten geschädigten Kiefern im Zentrum des Brandes stattfindet. In den bereits erwähnten Puffer-Beständen am Brandflächenrand wurden sieben Beobachtungsflächen eingerichtet; mit Kiefern-Beständen im Dickungs-, Stangen- und Baumholzer-Alter. Ziel war die Verfolgung der Phänologie und Vitalität der brandgeschädigten Kiefern im Zusammenhang mit dem Stehendbefall. Entsprechend der Zielstellung begannen die Datenerhebungen im November 2018 mit zeitlich gestaffelten Aufnahmen und endeten im Juni 2020.
Entwicklungen über die Zeit
Zum Zeitpunkt des Großbrandes, Ende August 2018, war die Schwarmzeit der holz- und rindenbrütenden Käfer im Wesentlichen vorbei. Damit verschob sich die Schwarm-Aktivität der meisten Sekundärschädlinge auf das Frühjahr des nächsten Jahres. Aus Erfahrungen bei anderen Großbränden war bekannt, dass Brandflächen infolge ihres hohen Brutraumangebotes ein überdurchschnittliches Käfer-Aufkommen entwickeln. Somit wurde an den brandgeschädigten Kiefern mit massivem Stehendbefall gerechnet. Der erste Stehendbefall begann im Frühjahr mit dem Schwarmflug des Großen Waldgärtners (Tomicus piniperda). Als erstes wurden brandgeschädigte Kiefern in Dickungen und Stangenhölzern angeflogen. Im Verlauf des Frühsommers kamen weitere Holz- und Rindenbrüter, wie Sechs- und Zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer, Blaue Kiefernprachtkäfer und Bäckerbock hinzu. Mit Auftreten dieser Arten wurden auch Baumhölzer verstärkt befallen. Zu Beginn konzentrierte sich der Befall vor allem auf Kiefern mit geringer grüner Restbenadelung. Später wurden auch die besser benadelten Kiefern befallen. Bereits Mitte des Jahres 2019 zeichnete sich die Auflösung der Puffer-Bestände ab. Zum Ende der Schwarm-Periode – 12 Monate nach dem Brandereignis – waren, bis auf den Brandsaum, alle brandgeschädigten Kiefern in der Puffer-Zone abgestorben. Im zweiten Jahr nach dem Brandereignis konzentrierte sich der Stehendbefall auf die verbliebenen Kiefern am Brandsaum. Hier überlebten insbesondere die Kiefern, bei denen durch eine einseitige Brandschädigung noch ein ausreichend intakter Stammbereich Versorgung zwischen Krone und Wurzel gewährleistete.
Ab Juni 2020, 21 Monate nach dem Brandereignis, war an den verbliebenen Kiefern kein Stehendbefall mehr feststellbar. Letztendlich überlebte - bis auf Einzelexemplare im Brandsaum - keine der brandgeschädigten Kiefern das Großbrandereignis. Trotz des in den Dürrejahren 2018/19 aufgetretenen Wassermangels und hohen Käfer-Auftretens, zeigte sich in den benachbarten Beständen keine erhöhte Baum-Mortalität. Zum gleichen Ergebnis kamen die Untersuchungen im Rahmen des Projektes PYROPHOB. Auch dort konnte trotz überdurchschnittlichem Brutraumangebot, auf teilweise ungeräumter Brandfläche, kein Massenauftreten in den angrenzenden Beständen nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen für die Praxis
Die Kiefern im Zentrum der Brandfläche Treuenbrietzen hatten auf Grund der stammumfassenden Bastschäden über dem anstehenden Mineralboden und/oder der abgestorbenen Nadeln keine Überlebenschance. Sie dienten aber wegen der oft noch intakten Spiegelrinde einer Reihe von holz- und rindenbrütenden Käfern als optimaler Brutraum. Damit waren diese Bäume der Ausgangspunkt für eine Massenvermehrung von Sekundärschädlingen.
Bei den Bäumen in der Randzone des Brandes hingegen blieben Teile des Bastes, insbesondere in Hohlkehlen zwischen den Wurzelanläufen und an der brandabgewandten Seite, erhalten und machten den Beginn einer Regeneration möglich. Erfolgreich war diese in der Regel nur, wenn wenigstens bei einem Drittel des Stammumfanges gesunder Bast erhalten blieb. Bäume mit geringerem Bastanteil waren in ihrer Vitalität geschwächt und wurden nachfolgend von Sekundärschädlingen besiedelt.
Allerdings erfüllten die in Treuenbrietzen zum Teil bestockt gelassenen Brandrandzonen eine wichtige forstsanitäre Aufgabe. Sie waren zwar geschwächt, aber lebensfähig und somit - im Vergleich zu den Kiefernbeständen außerhalb der Brandfläche - das schwächste Glied in der Kette. Sie fungierten sozusagen als lebende Fangbäume.
Im Beobachtungszeitraum von zwei Jahren konnte, trotz des Dürrejahres 2019, kein Übergreifen der Massenvermehrung von Holz-und Rindenbrütern auf Kiefernbestände außerhalb der Brandfläche festgestellt werden. Es erscheint daher zielführend die Bäume im Bereich des Brandrandes als „Pufferzone mit stehenden Fangbäumen“ vorerst stehen zu lassen. Gleichzeitig ermöglicht diese Vorgehensweise, die Regeneration einzelner lebensfähiger Kiefern abzuwarten. Forstsanitäre Maßnahmen zur Minimierung des Bruterfolges in den Puffer-Beständen sind geboten.
Für weitere Informationen und Quellenangaben lesen Sie bitte den Originalartikel.
Wie weiter nach dem Waldbrand?
Lesen Sie die LFE-Broschüren: Empfehlungen zum Umgang mit Waldbrandflächen und Wiederbewaldung nach Schadereignissen.
Waldbrand – Katastrophe, Störung oder Chance? Gibt Einblicke in die Forschung: Der Band 73 der Eberswalder Forstliche Schriftenreihe.
Waldverjüngung & Wiederbewaldung: Damit beschäftigt sich der Band 75 der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe.