Die Holzpreise sind in der Schweiz ein bedeutsamer wirtschaftlicher Faktor. Bisher existierte jedoch keine systematische Übersicht über die langfristige Preisentwicklung. Eine Bachelor-Arbeit der Fachhochschule Nordwest­schweiz hat diese Lücke geschlossen. Dabei wurden die Preisent­wicklung für Fichten- und Tannen-Sägerundholz der Qualität B sowie die Löhne in der Forstwirtschaft analysiert.

Ergebnis der Arbeit ist eine statistische Zeitreihe für die Preise der Nadelholzarten Fichte und Tanne. Gründe für Preisveränderungen und Einflüsse auf die Lohnentwicklung in der Forstwirtschaft wurden in einem zweiten Schritt durch eine Literaturrecherche und mittels Experteninterviews erforscht.

Die Preisangaben stammen aus Einzel- und Sammelverkäufen und sind deshalb nicht vollständig repräsentativ. Des Wei­teren waren für die Zeit zwischen 1940/41 und 1978/79 lediglich Preisempfehlungen von kantonalen Forstämtern oder Waldwirtschaftsverbänden greifbar*. Alle Preise verstehen sich ab Waldstrasse.

*Die Ursache für das Fehlen der Preisangaben dürfte in den Zwangsrodungen liegen, die im Zuge der Anbauschlacht verfügt wurden und den Holzmarkt störten.

Nun gilt es zwischen nominalen und realen Preisen zu unterscheiden. Ein nomineller Preis bezieht sich auf den Geldwert einer Ware in einem bestimm­ten Jahr. Reale Preise sind hingegen teue­rungsbereinigt. Sie ermöglichen es, Werte vergangener Zeiten aus der Sicht eines bestimmten Jahres zu betrachten.

Nominale Holzpreisentwicklung

Seit dem Forstjahr 1919/20, als Fichtenkurzholz einen Wert von etwa Fr. 45.–/m3, Fichtenlangholz von rund Fr. 55.–/m3 und Tanne von ungefähr Fr. 60.–/m3 hatten, stiegen die Holzpreise tendenziell und erreichten ihre höchsten Werte mit rund Fr. 180.–/m3 für Kurzholz und rund Fr. 190.–/m3 für Langholz zwischen 1974/75 und 1980/81 (Abb. 2). Bis etwa 2005/06 bildeten sich die Preise dann wieder zu­rück, wobei der Einschnitt ab 1998/99 eine Folge von Sturm "Lothar" darstellt.

  • 1920/21 fielen die Preise für Fichte (Kurz- und Langholz) und Tanne dra­matisch. Hintergrund war die damalige Inflation. 1929/30 wiederholte sich das Szenario.
  • Der Zweite Weltkrieg bewirkte bereits einen Preisanstieg bis 1956/57.
  • Die starken Preisanstiege 1972/73 und 1980/81 wurden aber durch das Ölembargo und die steigende Nachfrage im Bausektor hervorgerufen.
  • Der Wendepunkt 1980/81 war das Resultat verschiedener gleichzeitig auf­tretender Faktoren: vermehrte Markt­öffnung, die zweite Ölkrise, Sturm "Vivian" (1990) und rückläufige Bau­investitionen.
  • Als Folge des Sturms "Lothar" brachen die Holzpreise ein und betrugen 2000/01 nur noch zwei Drittel des Standes von 1998/99.
  • Der Hitzesommer 2003 und "Kyrill" 2007 hatten dagegen nur geringe Ein­flüsse.

Holzpreisentwicklung unter Berücksichtigung der Teuerung

Wenn man die Preise um die jährliche Teuerung bereinigt, offenbart sich ein ähnliches Bild (Abb. 3). Bemerkenswert ist jedoch, dass die realen Preise – anders als die nominellen – ihren Höhepunkt bereits zwischen Mitte der 50er- und Beginn der 60er-Jahre erreichten.

Ab 1974/75 gingen die realen Kurzholzpreise bis zirka 2005/06 stetig zurück; 2005/06 bezahlte man aus heutiger Sicht noch Fr. 90.–/m3 für Fichte und Fr. 70.–/m3 für Tanne. Ähnlich entwickelten sich die Langholzpreise, wobei sich diese auf etwa Fr. 95.–/m3 für Fichte und Fr. 75.–/m3 für Tanne beliefen.

Augenfällig ist einerseits das Jahr 1921/22** mit einem Preisrückgang von jeweils etwa 15% beim Kurzholz und Fichtenlangholz. Beim Tannenlangholz betrug die Verringerung sogar rund 40%. Andererseits sind die Veränderungen von 1929/30 auf 1931/32 mit einer Abnahme um beinahe einen Drittel beim Kurzholz (Fichte und Tanne) beachtenswert. Hin­gegen war die Preisabnahme beim Lang­holz etwas geringer.

**Der Hintergrund: 1918 erreichte die Inflation in der Schweiz enorme 25%. Um Gegensteuer zu geben führte die Nationalbank wieder den Goldstandard ein, den sie während des Ersten Weltkriegs aufgegeben hatte. In der Folge verringerte sich die Inflation rapide und ging bis 1922 sogar in eine Deflation (Teuerung –20%) über.

Lohnentwicklung

Die Entwicklung der Löhne liess sich nur über die Jahre 1939 bis 1993 nachvollziehen (Abb. 4). In den nachfolgenden Jahren erfolg­ten Lohnstatistiken des Bundesamtes für Statistik nicht mehr regelmässig, weshalb eine Analyse ausgeschlossen wurde.

Die durchschnittlichen nominalen Stundenlöhne von Waldarbeitern sind seit 1939 bis ins Jahr 1993 auf das 27-fache angestiegen, wenn man aller­dings die jährliche Teuerung einbezieht bloss auf das 4-fache. Zu Beginn der ana­lysierten Zeitperiode betrug der nominelle Stundenlohn lediglich um die Fr. 1.–, was aus heutiger Sicht einem stündlichen Einkommen von rund Fr. 7.– entspricht. 1993 verdiente ein Waldarbeiter rund Fr. 25.–/Std. bzw. real Fr. 29.–/Std. Verglichen mit anderen Branchen waren die Verdienste in der Forstwirtschaft früher ziemlich tief, und ihre Erhöhung bedeu­tete in erster Linie einen Ausgleich.

Die steilsten nominalen Lohnanstiege ereigneten sich mit jährlich um die 12% von 1969 bis 1975 und mit durchschnitt­lich 10% in den Jahren 1941 bis 1947. Werden die Löhne um die Inflation berei­nigt, dann trat von 1945 auf 1946 eine starke Steigerung von 9% auf. Von 1958 auf 1959 mit 6% sowie zwischen 1960 und 1964 (variierend von +5,4% und +9%) kam ebenfalls eine überdurch­schnittliche Zunahme vor. Von 1949 auf 1950 stagnierte das nominelle Wachstum hingegen und ein Jahr darauf war das reale Wachstum sogar negativ.

Fazit

Die hauptsächlichen Triebfedern für die Entwicklung der Rundholzpreise und auch der Löhne waren volkswirtschaftlicher Art: die allgemeine wirtschaftliche Situation, die Preise für Holzersatzprodukte, andere Verwendungszwecke als Säge­holz, die zunehmende Internationalisie­rung und Naturereignisse wie Stürme, Hitze und Schädlinge.

Interessenten können bei WaldSchweiz weitere Informationen zu dieser Arbeit einholen.