Im Rahmen des Projektes "Forest Focus Demonstration Project BioSoil" wurde der Bodenzustand (BioSoil) und die Biodiversität des Waldes (BioDiv) auf dem Level I-Netz nach gemeinschaftlich harmonisierten Methoden erfasst. Ein Ziel der BioDiv-Studie war es, harmonisierte Daten zur Biodiversität der Wälder auf europäischer Ebene zu liefern.

Diese Studie wurde in den Jahren 2006 und 2007 in 21 EU-Ländern auf mehr als 4000 Level I-Flächen durchgeführt und die Erhebungen sollen 2011 im Zuge des LIFE+-Projektes ForEU wiederholt werden.

Nach der Konvention über bio­logische Vielfalt der UNCED (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung) von 1992 bedeutet Biodiversität (oder biologische Vielfalt) die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, unter anderen terrestrischer, mariner und anderer aquatischer Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, denen sie angehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten, zwischen den Arten und der Ökosysteme.

Erhobene Parameter

Zur Beurteilung der Biodiversität wurden verschiedene Parameter er­hoben: Eine flächenbezogene Bestandesbeschreibung erfasste in Ergänzung zu Standortsparametern das Bestandesalter, die Bewirtschaftungs­form, die Baumartenmischung und den Kronenschluss.

Zur Ableitung flächenbezogener Werte und zur Erfassung der Bestandesstruktur wurden auf konzentrischen Kreisen um den Mittelpunkt der Probefläche mit 30 m², 400 m² und 2000 m² alle stehenden (lebenden und toten) Bäume erfasst und die BHD – von einem Teilkollektiv auch die Höhen – gemessen.

Zur Bestimmung der Totholzmengen wurde vom liegenden Totholz (über 10 cm Durchmesser und länger als 1 m) der Durchmesser und die Länge gemessen. Von den Stöcken wurden der Durchmesser und soweit möglich auch die Baumart erfasst. Totholz ist ein wichtiger Bestandteil des Waldökosystems und Lebensgrundlage vieler Arten von Tieren, höheren Pflanzen, Pilzen, Flechten und Algen. Deshalb ist das Vorhandensein von Totholz auch ein Kriterium bei der Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft (nach FSC oder PEFC).

Zur Beurteilung der Diversität der Bodenvegetation wurden auf eben diesen 400 m² die Arten der Strauch- und Krautschicht erhoben.

Bestandesstruktur

Insgesamt wurden auf den 136 Level I-Flächen beinahe 4000 Bäume gemessen. Das entspricht einer mittleren Stammzahl von 1346 Stämmen/ha mit einem Durchmesser von über 1 cm, über 10 cm sind es im Mittel 524 Stämme. Die maximale Stammzahl auf einer Probe­fläche betrug 2175 Stämme/ha (über 10 cm). Der Kreisflächenmittelstamm der Bäume über 10 cm erreicht 31,4 cm.

Rund 82% der stehend gemessenen Bäume mit einem BHD über 10 cm sind Nadelholz, davon 64% Fichten, rund 18 % sind Laubholz, davon 9% Buchen.
Stehende, tote Bäume mit einem BHD über 10 cm wurden auf 35% der Probeflächen vorgefunden, im Mittel waren es auf den Flächen mit stehendem Totholz 2,5 Bäume/ Fläche und maximal 14 Bäume/ Fläche. Die toten Bäume hatten einen Kreisflächenstamm von 18,7 cm bzw. 20,9 cm für tote Bäume über 10 cm BHD.
Liegendes Totholz wurde auf 87 Flächen (64%) vorgefunden, im Mittel 4 Stücke und maximal 38 Stücke pro 400 m². Dies ergibt eine mittlere Totholzmenge von rund 8 fm/ha; nicht eingerechnet sind dabei die fünf Windwurfflächen mit den höchsten Totholzanteilen.

Auf 122 Flächen wurden Stöcke vorgefunden, im Mittel waren es pro Fläche 13,4 Stöcke (im Maximum 66) mit einem Durchmesser größer 10 cm. Das entspricht einer mittleren Grundfläche von rund 25 m²/ha, die Totholzmenge der Stöcke beträgt angeschätzt etwa 8 fm/ha.

Vegetationsaufnahme

Die Vegetationsaufnahme ergab in Summe 470 verschiedene Pflanzenarten. Im Mittel fanden sich 24 Pflanzen­arten je Fläche (im Minimum 3 und maximal 75 Arten). Auf rund 30% der Flächen wurden Pflanzenarten gefunden, die auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten geführt werden. Auf rund 7% der Probeflächen wurden Neophyten (gebietsfremde Pflanzenarten) vorgefunden.

Auf 96% aller Probeflächen wurde natürliche Verjüngung festgestellt: Die häufigste Baumart ist die Fichte auf 82% aller Probeflächen, gefolgt von Buche mit 49% und Ahorn mit 46%. Vergleicht man das Vor­kommen einer Baumart im Bestand mit jenem in der Verjüngung, zeigen sich baumartspezifische Unterschiede: Während Lärche und Kiefer in der Verjüngung mit geringerer Häufigkeit vertreten sind, sind die Laubbaumarten und die Tanne in der Verjüngung deutlich häufiger zu finden als im Bestand.

Das lässt sich mit unterschiedlichen Ansprüchen an das Keimbett und verschiedenen Verjüngungsstrategien der Baum­arten erklären: Lärche und Kiefer brauchen als Pionierbaumarten offenen Boden, wie er in größerem Ausmaß nur nach starken Nutzungseingriffen, gezielter Bodenverwundung oder Katastrophen vorhanden ist. Das andere Extrem stellen die relativ lichtliebenden Baumarten Esche und Ahorn dar, die sich zwar offenbar häufig ansamen, auch im Schatten und mitten in Konkurrenzvegetation, aber dann im Laufe der Zeit ausgedunkelt werden oder dem Verbiss zum Opfer fallen. Tanne und Buche liegen zwischen diesen Extremen, sind aber auch in der Verjüngung häufiger als im Bestand.

Nach der Anzahl der Baumarten im Bestand sind auf 23% der Probe­flächen nur eine Baumart vorhanden (Reinbestand), auf rund 33% zwei Baumarten, auf rund 22% drei Baumarten und mehr als drei Baumarten auf rund 22 Prozent der Probeflächen.