Smartphones, das sind leistungsfähige Taschencomputer, mit denen man nebenbei noch telefonieren kann. Fast die Hälfte aller Mobiltelefonnutzerinnen und -nutzer in Deutschland hat schon eines, denn sie können verschiedene Bedürfnisse der Menschen erfüllen: Smartphones sollen das Leben einfacher gestalten und stellen ein jederzeit verfügbares Tor zum digitalen Leben dar. Gilt das auch für den Wald? Was können Smartphones hier leisten und was nicht?

Navigation

Im Wald können Smartphones hilfreich sein – sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit. Bei der Orientierung auf Waldwegen navigiert beispielsweise Google Maps zuverlässig und findet kleinste Waldwege. Fast jedes Smartphone besitzt mittlerweile GPS-Empfang, womit man seinen genauen Standort schnell herausfindet. So kann man mit den GPS-Daten Forstunternehmern den Waldort für eine Hiebsmaßnahme mitteilen, oder Habitatbäume dokumentieren, ohne zusätzliche GPS-Geräte mitführen zu müssen.

Mobiles Büro im Wald

Auch können Beschäftigte im Wald per Smartphone auf die Betriebssoftware zugreifen oder jederzeit wichtige Informationen im Internet nachschlagen. Viele Websites sind bereits für Smartphones optimiert oder bieten spezielle Apps dafür an. So wird das Surfen auch mit kleinem Bildschirm möglich. Die Geräte sind mittlerweile so leistungsfähig wie Computer, weshalb man sie durchaus als mobiles Büro im Wald verwenden kann: direkt vor Ort Hiebe und Holzverkäufe dokumentieren, den Email-Kontakt mit Kunden oder Arbeitgebern pflegen, den Terminkalender verwalten, Polter vermessen, Pflanzungen planen oder sonstige Maßnahmen digital sichern. Die integrierten Fotoapparate sind mittlerweile so gut, dass der Förster sie ebenfalls zu Dokumentationszwecke einsetzen kann. Schnittstellen zum Arbeitsplatz zu Hause oder zur Betriebssoftware sind schnell und im Handumdrehen per USB-Kabel, Bluetooth oder Speicherkarten eingerichtet.

In der Schweiz melden Lawineverantwortliche und andere in den Bergen Beschäftigte ihre Messungen oder Beobachtungen zeitnah mit ihrem Smartphone an das Lawinenforschungsinstitut, das dann sichere Prognosen herausgeben kann. Solche zeitnahen Meldungen könnte man sich durchaus auch im Wald vorstellen; man denke da nur an den Eichenprozessionsspinner oder an die Verkehrssicherungspflicht. Smartphones dienen genauso als mobiles und flexibles Lexikon oder Bestimmungsbuch, um jederzeit Bäume oder Tiere benennen zu können.

Weitere Überlegungen sind Försternetzwerke, in denen die Kollegen ihre Erfahrungen austauschen oder Hilfe in Echtzeit erhalten. Vor allem soziale Netzwerke erleben durch Smartphones ganz neue Dimensionen.

Smartphones für den Außeneinsatz

Mittlerweile gibt es Geräte, die besonders stoßsicher und wasserdicht sind und sich für den Außen-Einsatz hervorragend eignen (Abb. 1). Solche robusten Mobiltelefone werden nach bestimmten IP-Schutzarten (IP=Ingress Protection, z. B. IP57) zertifiziert. IP-Schutzarten sind weltweite Normen, die dem Gerät Schutz vor Berührung und Fremdkörpern (1. Ziffer) sowie Wasser (2. Ziffer) zuschreibt. Je höher die Ziffern, desto besser ist der Schutz – der Maximalwert liegt bei 6 (1. Ziffer) bzw. 8 (2. Ziffer).

Zeit- und Kreativitätsverlust?

Allgemeine Erfahrungen zeigen neben den vielen Vorteilen aber auch einige Nachteile. Zumindest die Navigation per GPS und Google Maps benötigen Satelliten- bzw. Internetempfang. Außerdem hält der Akku deutlich kürzer, als bei normalen Mobiltelefonen. So muss man ihn bei häufigem Gebrauch fast schon täglich laden.

Viele Arbeitgeber, die Smartphones an ihre Beschäftigten verteilen, erwarten oft, dass diese 24 Stunden am Tag für die Firma zur Verfügung stehen und sie ständig erreichbar sind. Das führt dazu, dass man schnell Freizeit und Arbeit vermischt und die Erholungszeiten und die eventuell entstehenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen ignoriert. Zusätzlich verlagern Unternehmen unbewusst Arbeit auf ihre Kunden. Beispielsweise sparen Firmen mit Online-Banking- oder Fahrkarten-Apps Beschäftigte ein und verlangen von der Kundschaft, dass sie ohne Beratung im Bankgeschäft klar kommt, oder sich Reiserouten per Bus und Bahn selbst zusammenstellt.

Ist man frischgebackener Smartphonebesitzer, heißt das noch lange nicht, dass man sofort loslegen kann. Man muss sich zuerst mühsam mit der neuen Technik auseinandersetzen und sein System selbst per Apps an die eigenen Bedürfnisse anpassen, was sehr viel Zeit und Einarbeitung benötigt. Die mittlerweile unüberschaubare Anzahl an Apps führt zudem schnell zu Überforderung und Zeitverlust.

Weiter spricht der Umstand gegen Smartphones, dass Menschen ihre Kreativität verlieren. Sie denken weniger nach und behalten weniger Informationen, denn sie können ja jederzeit und überall ins Internet, um die gesuchte Information nachzuschlagen. Zugleich kapseln sie sich von der Umgebung ab und nehmen sie nicht mehr wahr, da sie sich voll auf ihr Smartphone konzentrieren. Die Kommunikation und die soziale Kompetenz können darunter massiv leiden.

Nützliche Apps für den Wald

Für die Navigation ist Google Maps bisher unschlagbar, vor allem da es kostenlos ist. NAVIGON oder TomTom bietet vollwertige und sehr gute kostenpflichtige Navigations- und Routenplaner-Apps für Smartphones an. Darüber hinaus gibt es eine unüberschaubare Zahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Apps, die im Wald hilfreich sein können: Taschenlampen, Kompasse, Höhenmesser, Wettervorhersagen, Entfernungs- und Winkelmesser. In den jeweiligen App Stores findet man zahlreiche nützliche, aber auch viele unnütze Apps (siehe hierzu den Infokasten).

Der nächste Entwicklungsschritt der App-Produzenten wird wohl der sein, dass man Fotos von Pflanzen und Tieren – bei Vögeln die Stimmen – hochlädt und automatisch bestimmen lässt. Dies funktioniert bei Musikstücken bereits sehr gut, indem man Teile des Liedes mit dem Smartphone aufnimmt und per App automatisch bestimmen lässt. Bei Google kann man Fotos inklusive den GPS-Daten hochladen und erhält entsprechende Suchergebnisse und Informationen zu Gemälden, Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten.

INFOKASTEN: Was sind Apps?

Das größte Kaufargument für Smartphones ist die Möglichkeit, den Funktionsumfang anhand sogenannter Applikationen, kurz Apps, an die eigenen Anforderungen anzupassen und zu erweitern. Apps werden von Firmen oder auch Privatpersonen auf Provisionsbasis entwickelt und bieten ein breites Anwendungsspektrum. Apps können praktische Funktionen erfüllen, indem sie als Taschenlampe, Kompass, Wettervorhersage, Navigation und Routenplaner, Kalender, Wörterbuch oder als Lexika dienen. Auch bieten viele Firmen mittlerweile Apps für ihren Service an, zum Beispiel als Nachrichtendienst bekannter Medien, als mobile Bahnauskunft oder zum Onlinebanking. Apps können einfache oder umfangreiche Spiele sein oder als Einkaufshilfen im Internet oder im Einzelhandel genutzt werden. Betreiber von sozialen Netzwerken wie Facebook bieten Apps an, um den Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden im Internet noch flexibler und einfacher zu pflegen. Je nach Herstellerfirma gibt es für Smartphones unterschiedliche Betriebssysteme, für die jeweils eigene Apps entwickelt werden. Die wichtigsten sind: Apple iOS, BlackBerry 10, Windows Phone und Android.

Besitzer von Smartphones können Apps auf der jeweiligen Vertriebsplattform der Herstellerfirma, den sogenannten App Stores, kostenfrei oder kostenpflichtig direkt oder über einen PC herunterladen. Die bekanntesten dabei sind: Windows Phone Store, Google Play, App Store (iOS) von Apple, SamsungApps und Blackberry App World.

Im Folgenden hat der Autor relevante Wald-Apps auf ein Android-Smartphone heruntergeladen und ausprobiert: die Baumbestimmungs-App, iForest, Vogelführer PRO, den Vogelführer vom NABU und die Waldfibel des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Diese Apps können sicherlich (noch) keine Fachliteratur mit systematischen Bestimmungsschlüssel und detaillierten Zeichnungen ersetzen. Für Menschen mit forstlicher Ausbildung sind sie aber gut geeignet, um sich die Arten wieder in Erinnerung zu rufen; vor allem wenn man nicht immer entsprechende Literatur zur Hand hat.

Von den Pflanzenbestimmungs-Apps hat dem Autor das umfangreiche iForest am besten gefallen; bei den Vögeln war es der Vogelführer PRO mit den Vogelstimmen. Diese beiden Apps helfen dem Anwender auch ohne entsprechende Vorbildung, Pflanzen und Vögel einigermaßen sicher zu bestimmen.

Für die Holzaufnahme eignet sich die App WaldFliege, die in einem kostenpflichtigen Abonnement erhältlich ist. Man kann diese App 14 Tage kostenlos testen und so den persönlichen Praxisnutzen ganz gut evaluieren. Mit MOTI lassen sich Kennzahlen einer Waldinventur schnell und einfach ermitteln.

Foto-App iFOVEA

Praxistest: Mit der Foto-App Holzpolter vermessen

Holzpolter in kurzer Zeit automatisch vermessen und dokumentieren lassen? Das verspricht die Fotosoftware-App iFOVEA für Andoid und IOS. Der Autor hat in einem Praxistest geprüft, ob man mit der App brauchbare Ergebnisse erzielen kann. (18.11.2016)

iFlora - Informationen zu Pflanzen in Deutschland

Pflanzenbestimmung mit dem Smartphone: die App iFlora im Praxistest

Es stimmt: man muss für iFlora keine Botanik studiert haben! Ganz so einfach, wie es die Werbung behauptet, ist die Pflanzenbestimmung mit dieser App aber auch nicht. Eine Försterin hat die Smartphone-App iFlora auf Herz und Nieren getestet.

Baumportal Baumbestimmung

Als Bestimmungshilfe für Menschen in oder mit forstlicher Ausbildung leistet diese App sicher gute Dienste, um sich beispielsweise die Baumarten in Erinnerung zu rufen oder zu üben. Für exakte Bestimmungen fehlen jedoch ein Bestimmungsschlüssel und detaillierte Zeichnungen.

Homepage

Autor: Jost Benning

Erhältlich für: iOS, Android-Geräte

NABU-App "Vogelwelt"

Die App ist eine mobile Umsetzung des Online-Vogelführers auf der Homepage des NABU. Dank des ausführlichen Bestimmungsschlüssels, den detaillierten Zeichnungen (Abb. 4) vom Kosmos-Verlag und den umfangreichen Informationen ist das Programm sehr hilfreich und zudem einfach zu bedienen. Leider fehlen Audiodateien zu den Vogelstimmen. Da die App kostenlos ist, kann sie uneingeschränkt empfohlen werden.

Homepage

Autor: NABU

Erhältlich für: iOS, Android-Geräte, Windows Phone

Vogelführer PRO

Der Vogelführer PRO ist umfangreicher als der vom NABU und nutzt den gleichen (guten) Bestimmungsschlüssel. Die Steckbriefe der Vögel sind mit Fotos bebildert und beinhalten mehr oder weniger Vogelstimmen, beispielsweise Gesänge, Lock- oder Bettelrufe. Zusätzliche werden Links zu Wikipedia und zum NABU angezeigt. Die App ist einfach zu bedienen und der Bestimmungsschlüssel funktioniert sehr gut. Dabei ist es praktisch, dass man beim Bestimmen als Ergebnis gleich die Bilder der in Frage kommenden Vögel sieht. So kann man prüfen, ob man auf dem richtigen Weg ist.

Eine Suchfunktion fehlt jedoch, um in der Liste einen bestimmten Vogel zu finden, ohne scrollen zu müssen. Zusätzlich gibt es noch Quizze, in denen man Vögel anhand von Stimmen oder Fotos erkennen muss. Für die Vogel-Bestimmung im Wald ist diese App dank der vielen Fotos und der Vogelstimmen sehr gut geeignet.

Update: Mittlerweile gibt es den Vogelführer 2 PRO als komplett neue App. Der Vogelführer PRO ist aber nach wie vor erhältlich.

Homepage

Autor: Nature Mobile

Erhältlich für: iOS, Android-Geräte, Windows Phone

Zu beachten: Aufgrund der Bild- und Audiodateien sehr hoher Speicherbedarf.

Die Waldfibel

Die App enthält eine Liste an Pflanzen und Tiere des Waldes. Sie kann als Waldlexikon angesehen werden, dessen Umfang jedoch viel zu gering ist. Schön dagegen sind die Zeichnungen und die Audiodateien wie beispielsweise das Bellen des Fuchses oder das Schrecken eines Rehs. Auch ist das zusätzliche Wissen zu den Lebewesen sehr nützlich. Beispielsweise wird in den Steckbriefen auf den Lebensraum eingegangen oder besondere Eigenschaften werden erwähnt. Zudem kann man sein Waldwissen testen: Im Baum-Spiel gilt es Bäume anhand ihrer Blätter, Blüten oder Früchte zu erkennen. Im Wald-Quiz werden Fragen zu Natur und Wald gestellt. Die Baumhöhenmessung funktionierte auf dem Gerät des Autors nicht, da die Kamera nicht erkannt wurde. Genauso wie auch die Funktion "Waldspaziergang" nicht funktionierte, bei der durch Schütteln des Smartphones ein selbiger simuliert werden soll.

Die App ist eher für Kinder oder Jugendliche gedacht, die in der Waldfibel stöbern und Entdeckungen machen können. Als Nachschlagewerk im Wald ist es aufgrund des geringen Umfangs eher nicht geeignet.

Homepage

Autor: BMEL

Kostenlos erhältlich für: iOS, Android-Geräte

WaldFliege

Die App ermöglicht die Holzaufnahme von Poltern und Einzelstämmen direkt vor Ort im Wald. Zusätzlich kann man Fotos und GPS-Daten zu jedem Polter erstellen. Die Daten können anschließend per Datenimport als Excel-Datei auf den heimischen PC übertragen werden.

Das Vollprogramm WaldFliege bietet als Aufnahmeverfahren neben dem Schätzmaß auch das Sektions- und Einzelstammverfahren an. Die Einzelstämme können nach der Mittelstärkensortierung oder nach der Heilbronner Sortierung aufgenommen werden (inklusive Klammerstämme). Die Rindenabzüge beziehen sich auf die Tabelle des Bundeslandes Bayern, wobei man diese laut Homepage ändern kann. Pro Polter sind fünf Fotos und die GPS-Daten zur Dokumentation möglich.

Die abgespeckte Variante kleine WaldFliege bietet nur das Schätzmaßverfahren zur Holzaufnahme an. Zusätzlich können auch hier Fotos und GPS-Daten aufgenommen werden.

Man kann neben einer Demoversion auch das Vollprogramm auf Google Play herunterladen und 14 Tage lang kostenlos testen. Dies empfiehlt sich, um die Funktionen und vor allem die Stabilität des Programms auf seinem Gerät ausführlich zu testen.

Homepage

Autor: Christine Müller

Erhältlich für: Android-Geräte

MOTI – Waldinventur im Taschenformat

Die App macht es möglich, verschiedene Waldinventur-Daten wie die Grundfläche, die Stammzahl oder die Baumhöhe mit dem Smartphone zu erfassen. Daraus berechnet die App automatisch den Holzvorrat und den Zuwachs.

MOTI – Waldinventur im Taschenformat

Die App MOTI macht es möglich, verschiedene Waldinventur-Daten wie die Grundfläche, die Stammzahl oder die Baumhöhe mit dem Smartphone zu erfassen. Daraus berechnet die App automatisch den Holzvorrat und den Zuwachs.

FwMobile - Geographische Informationen und Datenerfassung

FwMobile ist eine auf Android basierende App. Die App dient der schnellen Punkt- Polter- und Lieferschein-Erfassung. Die App ermöglicht das Erfassen, Anzeigen, Ändern von

  • Folien (Aufleger)
  • Planungen, Holzabnahmen, Holzernte Aufträge
  • Polter-Erfassung mit Messverfahren
  • Transportaufträgen
  • Lieferscheinen
  • Forsteinrichtungs- und Inventurdaten

Homepage

Erhältlich für: Android-Geräte über Anbieter

Weitere Apps mit Forstbezug

  • waldbauberater.atMit dem digitalen Waldbauberater ist es ab sofort in ganz Österreich möglich, am Android-Handy oder im Internet ortsbezogene Waldbauinformationen abzurufen.
  • KäferkundeKäfer lernen, nachschlagen, bestimmen oder anzeigen
  • Hilfe im WaldDie App zeigt die nächstgelegenen Rettungspunkt im Wald.
  • uRnatureApp zum Lernen im Wald mit dem Schwerpunkt Berlin (sog. Missionen im Grunewald, Lobenmoor, Taubensuhl und Gommersheimer Wald)