
Abb. 1 - Alte Einzelbäume und Baumgruppen sind wichtige Trittsteine für die Vernetzung von Lebens- räumen und tragen wesentlich zur Biodiversität bei. Baumpatenschaften helfen, diese zu erhalten.
Foto: Ruedi Zuber

Abb. 2 - Das Besondere des Biber-Rucksacks der Wald- und Umweltschule Region Olten ist zum einen, dass er sowohl auf Exkursionen als auch im Unterricht eingesetzt werden kann. Zum anderen, dass die Literatur separat nach individueller Beratung und immer topaktuell in der Jugendbibliothek Olten ausgeliehen werden kann.
Foto: Doris Hölling (WSL)

Abb. 3 - Die Aktion Zündholz porträtiert Beispiele für nachhaltige Waldprojekte aus allen Landesteilen. Hier beispielsweise ein Projekt aus dem Tessiner über Kastanienholz. Auf der Internetseite gibt es Informationen zu den einzelnen Projekten.
Foto: Andreas Bernasconi

Abb. 4 - Insektenpräparate eigenen sich ideal als "geländegängige" Demonstrationsobjekte bei Exkursionen oder anschauliche Lehrmittel zum Beispiel bei Ausstellungen oder in der Ausbildung.
Foto: WSL

Abb. 5 - Pierre Mollet (Vogelwarte Sempach) vermittelt anlässlich einer WSL-Exkursion ins Sonderwaldreservat Amden (SG) Grundlagen zur Förderung des Auerhuhns. Für ihn ist dabei entscheidend, wie sich das Zielpublikum zusammensetzt.
Foto: Martin Moritzi (WSL)

Abb. 6 - Mit dem Trinkwasserschutz-Tool der WSL kann mittels Kenngrössen einer Schutzzone und dem Holzernte-
verfahren der Mehraufwand und Minderertrag für eine bestimmte Grundwasserschutzzone berechnet werden. (Abbildung anklicken zum Vergrössern).

Abb. 7 - Auf spielerische Weise rückt das Klimaspiel "Wie sieht der Wald in 100 Jahren aus?" den Klima- und Waldwandel ins Bewusstsein.
Foto: Andreas Bernasconi
Wer Wissenstransfer und Öffentlichkeitsarbeit zu Waldthemen intensivieren will, kann auf vielseitige Tipps und Ideen anderer Fachleute aus der Wald- und Kommunikationsbranche zurückgreifen. Dies zeigte das erste nationale Forum für den Austausch von Waldwissen im Dezember 2011 am Bildungszentrum Wald in Lyss.
Täglich entsteht neues Wissen über den Wald, über seine Ökologie, Bewirtschaftung und Nutzung. Vieles davon geben Forstleute, Wald- und Umweltbildner, Waldforschende und andere Fachleute regelmässig weiter. Im Rahmen von Exkursionen und Ausstellungen, Weiterbildungsveranstal- tungen und Waldwochen, Beratungs- und Medienanlässen bringen sie es dorthin, wo es gebraucht wird. Der Transfer des Wissens ist nicht immer einseitig, oft ergibt sich ein lebhafter Austausch. Nicht zuletzt der Zuspruch zu den zahlreichen Aktivitäten im Rahmen des Internationalen Jahres des Waldes zeigte erneut, dass das Thema Wald grosse Kreise der Bevölkerung interessiert und es sich lohnt, mehr Fachwissen in die Wald- und Forstwirtschaft und mehr Waldwissen an die Öffentlichkeit zu bringen.
Den Wissenstransfer intensivieren will auch das Netzwerk "Wissenstransfer Wald Schweiz" (siehe Kasten). Doch wer weiss viel – und gerne auch Neues – zu Waldthemen? Und wo und wie geben er und sie ihr Wissen weiter? Diese Fragen standen anlässlich der nationalen Konferenz "Wald – Wissen – Weiterkommen" am 7. Dezember 2011 am Bildungszentrum Wald in Lyss im Zentrum. Neben zahlreichen Beispielen erfolgreichen Wissenstransfers und gelungener Öffentlichkeitsarbeit bot sich den Teilnehmenden die Möglichkeit, über ihre Bedürfnisse und Interessen zu diskutieren.
Wissen austauschen und kommunizieren
Im internationalen Jahr des Waldes zeigte sich vielerorts deutlich: Wer ideenreich und kommunikativ ist, vermittelt sein Wissen über den Wald wirksam an breite Bevölkerungskreise. Gemäss Ralf Laux von Landesforsten Rheinland-Pfalz kann Öffentlichkeitsarbeit nur erfolgreich sein, wenn sie professionell organisiert wird, vom Konzept bis zur abschliessenden Auswertung. Er zieht aus den 650 Veranstaltungen, die zum Jahr des Waldes in diesem Bundesland stattfanden, einen für die Öffentlichkeitsarbeit wichtigen Schluss: "Wir müssen mehr in Wirkungen denken, weniger in Massnahmen". Wer Menschen mit Waldthemen erreichen will, so Laux, muss dorthin gehen, wo die Menschen sind. Dies gelingt erfahrungsgemäss gut mit einer einfachen, direkten Sprache, packenden Bildern und anschaulichen Ausstellungsgegenständen.
Der Kommunikationsfachmann Karl Lüönd kennt aus seiner journalistischen Arbeit den Wissensbedarf breiter Bevölkerungskreise. "Die Leute lieben den Wald, seine Bäume, Pilze und Tiere, auch wenn sie kaum etwas über ihn wissen", sagt er, "und der Wald weist einen hohen Emotions- und einen beträchtlichen Nachrichtenwert auf". Als Journalist und Chefredaktor des Magazins "Jagd & Natur" sind seine ersten Fragen zu einem neuen Thema: Was ist neu? Ist dies aktuell? Wie muss ich mir dies bildlich vorstellen? Wer diese Fragen treffend beantworten kann, schafft bei seinem Zielpublikum "Bilder, an denen der News-Betrieb nicht vorübergeht", sagt Lüönd – und hat letztlich Erfolg in der Öffentlichkeitsarbeit.
Dass der Wissenstransfer innerhalb der Wald- und Forstwirtschaft sehr ähnlich funktioniert, davon ist Mélanie Oriet vom Bildungszentrum Wald in Lyss überzeugt. Aus ihrer früheren Tätigkeit beim kantonalen Forstdienst Jura weiss sie, dass Wissen alleine nicht ausreicht, damit andere Forstleute dies im beruflichen Alltag umsetzen. Es kommt vor allem darauf an, in welcher Weise – und Sprache – das Wissen vermittelt wird und ob sich jemand dafür interessiert. Erst wenn alles zusammen zutrifft, dann gelingt der Wissenstransfer und Wirkung kann in Form von Handeln stattfinden.
Unterstützung für die Praxis
Um exemplarisch aufzuzeigen, wie vielfältig sich Wissen vermitteln lässt, hatte das Netzwerk "Wissenstransfer Wald" ein Forum organisiert, an dem wirksame, erfolgreiche und/oder innovative Möglichkeiten der Wissensvermittlung präsentiert werden sollten. Die Methoden der Wissens- kommunikation und des Wissensaustauschs im Hinblick auf praktische Hilfestellungen und Dienstleistungen für Forstpraxis und Waldeigentümer standen im Zentrum, nicht die eigentliche Fachinformation.
Mehrere Präsentationen zeigten, wie im Bereich der Waldplanung praxisrelevantes Wissen vermittelt wird. So wird auf dem Internet-Portal www.planfor.ch einerseits aktuelles Wissen vermittelt und Präsentationen sowie Veröffentlichungen können heruntergeladen werden. Anderseits gibt das Portal einen Überblick über Fachpersonen, Firmen und Institutionen, die über spezifisches Wissen im Bereich der Waldplanung verfügen. Zudem soll das Portal den Erfahrungsaustausch zwischen den Spezialisten fördern und gleichzeitig Nichtspezialisten als nützliche Informationsgrundlage dienen. Andere Wissensportale sind www.forstverein.ch, www.wvs.ch, www.codoc.ch und www.wald.ch sowie die Homepages der sechs Netzwerkpartner.
Die Forstkoordination GmbH ist Gemeinden bei der Koordination sämtlicher Arbeitsschritte in der Waldbewirtschaftung behilflich. Ziel dieser Koordinationsdienstleistung ist vor allem, Kosten zu sparen, um wieder Gewinne mit dem Gemeindewald zu erzielen und gleichzeitig die Stabilität und Qualität der Wälder zu fördern. Das Unternehmen führt seine Arbeiten im Umfeld der Forstverwaltung, des Naturschutzes und der Öffentlichkeit durch. Die hoheitlichen Aufgaben bleiben Sache des Forstdienstes.
Die Impuls AG entwickelte im Auftrag des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) eine GIS-gestützte Methode zur Beurteilung von Gefahren- und Risikosituationen durch Waldbäume. Eine Mehrjahresplanung für Sicherheits- holzereien entlang von Nationalstrassen zeigt den Handlungsbedarf auf, die anfallenden Kosten der Folgejahre sind abschätzbar. Die Methode lässt sich auch für Sicherheitsfragen im Wald sowie auf andere Infrastrukturanlagen wie das Eisenbahnnetz anpassen.
Auch Projekte der alpinen Zusammenarbeit wurden diskutiert. Französische, Italienische und Walliser Kollegen sind im Gebirgswald mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert. Wissenschaftliche Analysen, methodische Entwicklungen und der länderübergreifende Erfahrungsaustausch im Rahmen von internationalen Kooperationsprogrammen im Alpenraum verbessern die Fachkenntnisse und Kompetenzen und führen zu einer Effizienzsteigerung.
Von der Forschung in die Praxis
Golo Stadelmann von der ETH Zürich hat ein Befallsmodell für den Buchdrucker in der Schweiz entwickelt, das auf Daten von Waldschutz Schweiz der WSL basiert. Abgeleitet aus dieser wissenschaftlichen Arbeit soll später ein Internet-Tool für die Praxis entstehen, an dem Szenarien der Käferent- wicklung für das laufende Jahr abgelesen werden können.
Wissenschaftler der WSL stellten das Trinkwasserschutz-Tool vor. Dieses Excel-Programm ermöglicht der Praxis, den Mehraufwand und Minderertrag zu berechnen, der bei der Waldbewirtschaftung innerhalb von Grundwasserschutzzonen entsteht. Die Ergebnisse können als Grundlagen dienen, um Ausgleichszahlungen zwischen Waldbesitzern und Wasserversorgen auszuhandeln.
Wissenschaft spielerisch vermitteln
Eine andere Möglichkeit der Wissensvermittlung sind Baumpatenschaften wie in der Surselva. Dort kann jeder Einzelne Verantwortung für die Natur übernehmen, denn durch die Vereinbarung zwischen dem Baumeigentümer und der REGIUN SURSELVA darf der Baum bis zu seinem natürlichen Ende stehen bleiben. Der Erlös der Baumpatenschaften dient zur Finanzierung von Projekten in der Region.
Aber auch am Computer kann man spielerisch in die Rolle eines Försters schlüpfen, sich ein Waldgebiet aussuchen und klimaangepasst aufforsten. Am Schluss des von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft LWF (Freising bei München) entwickelten Klimaspiels zeigt sich, ob man alles getan hat, damit der Wald auch bei der zu erwartenden Klimaerwärmung bestehen kann.
Weiterführende Informationen: Wissenstransfer Wald
Forstliches Fachwissen von Schweizer Institutionen
Im Rahmen des vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützten Netzwerks "Wissenstransfer Wald Schweiz" fördert auch das Internet-Portal waldwissen.net den regionalen Wissenstransfer.
Im Netzwerk "Wissenstransfer Wald Schweiz" arbeiten Fachleute beider Bildungszentren für Wald in Lyss und Maienfeld, der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen, der ETH Zürich, der WSL Birmensdorf und des BAFU seit 2009 zusammen. Ab 2012 wird auch Waldwirtschaft Schweiz an dieser Initiative mitarbeiten. Das Netzwerk ermuntert Autorinnen und Autoren von praxisbezogenen Umsetzungsartikeln, diese der Waldwissen-Redaktion der WSL vorzuschlagen.