In den letzten 20 Jahren ist die globale Erwärmung zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. In der Schweiz beträgt die Temperaturzunahme seit Beginn der Industrialisierung rund 1,8 °C und ein weiterer Anstieg der Durchschnittstemperaturen um ein bis mehrere Grad ist wahrscheinlich. Zudem dürfte sich die saisonale Niederschlagsverteilung ändern: Es wird mit längeren Trockenperioden im Sommer und häufigeren Starkniederschlägen gerechnet.

Für den Wald bedeutet dies, dass sich der Klimawandel deutlich auswirken wird, denn die langlebigen Bäume sind von der markanten Tempera­turzunahme und von den vermutlich ausgeprägteren Trockenperioden im Sommer stark betroffen.

Doch wie genau beeinflussen höhere Temperaturen und längere Trockenperioden den Wald in der Schweiz? Wie werden die Wälder in 200 Jahren aussehen? Verstärkt sich die Waldbrandgefahr? Nimmt die Artenvielfalt ab? Wird der Wald auch künftig vor Steinschlag und Lawinen schützen? Und lassen sich klimatisch bedingte Entwicklungen durch waldbauliche Massnahmen beeinflussen?

Diese und ähnliche Fragen stellten sich zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zwischen 2009 und 2017 im Forschungsprogramm "Wald und Klimawandel" mitarbeiteten. Die Ergebnisse aus insgesamt 42 Projekten bilden die Grundlage für ein neues Buch, das auf knapp 450 Seiten den aktuellen Kenntnisstand zum Wald im Klimawandel zusammenfasst. Es richtet sich an Waldfachleute, Waldbesitzer und andere am Wald Interessierte.

Inhalt

Das Buch "Wald im Klimawandel" gliedert sich in sechs Teile:

  1. Einleitung
  2. Klima, Wasserhaushalt und Nährstoffkreisläufe
  3. Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald
  4. Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldleistungen
  5. Managementoptionen zur Milderung der Auswirkungen
  6. Kernaussagen und Empfehlungen

In 19 Unterkapiteln gehen die Autoren auf verschiedene Aspekte ausführlich ein. Zum Beispiel wird der Wasserhaushalt von Wäldern bei zunehmender Trockenheit beleuchtet. Andere Forschende beschäftigten sich mit der Verjüngung von Buche und Fichte im Klimawandel oder mit der Mortalität von Waldbäumen. Die Auswirkungen auf den Schutzwald und Naturgefahren werden ebenso behandelt wie das Potenzial von Gastbaumarten oder die Erhaltung genetischer Ressourcen. Jedes der zirka 20-seitigen Kapitel beginnt mit einer Zusammenfassung und endet mit der dazugehörenden Literaturliste. Farbige Karten, Diagramme und Grafiken sowie zahlreiche grossformatige Fotos lockern die Fachtexte optisch auf.

Zum Schluss präsentieren die Autoren die folgenden fünf Kernaussagen:

  1. Die Einschätzung des Klimawandels und die Ableitung von Anpassungsmassnahmen benötigen solide Wissensgrundlagen.
  2. Je nach Standort und Bestockung wirkt sich der Klimawandel unterschiedlich auf den Wald aus.
  3. Wälder können den Klimawandel nur in begrenztem Mass auffangen.
  4. Ein angepasstes Management trägt zur Aufrechterhaltung von gefährdeten Waldleistungen bei.
  5. Adaptives Management hilft, die Waldbewirtschaftung fortlaufend weiterzuentwickeln.

Wissenslücken bleiben

Die im vorliegenden Buch dargestellten Ergebnisse des Forschungsprogramms haben das bestehende Wissen über den Einfluss wichtiger Faktoren auf den Wald erweitert. Gleichzeitig wurden aber auch Lücken in den Kenntnissen deutlich, denn wie häufig in der Wissenschaft führt die Beantwortung einer Frage auch in der Wald- und Klimaforschung zu neuen, oft noch komplexeren Fragestellungen.

Pluess, A.R.; Augustin, S.; Brang, P. (Red.) 2016: Wald im Klimawandel. Grundlagen für Adaptationsstrategien. Bern, Bundesamt für Umwelt BAFU. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL. Bern, Stuttgart, Wien, Haupt. 447 S.

(TR)