Österreich ist ein Land der Vielfalt. Schöne Kulturlandschaften, die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen machen unser Land einzigartig. Sie sind die Grundlagen für ein lebenswertes, gesundes und wirtschaftlich starkes Land. Diese Grundlagen gilt es zu sichern – für uns und unsere zukünftigen Generationen.
Die Vielfalt ist gefährdet durch verschiedene Einflüsse:

Großtrappe (Foto: "Drofa (1)" von www.volganet.ru. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)
- Klimawandel
- Flächenverbrauch und Versiegelung
- Lebensraumzerstörung und -zerschneidung
- Luftverschmutzung
- gebietsfremde invasive Arten
- Nutzungsintensivierung, u.v.m.
Zu den bisherigen Erfolgen im Biodiversitätsschutz zählen insbesondere: 27% der Fläche Österreichs sind als Schutzgebiete ausgewiesen, 16 % als Natura 2000-Flächen. Der Bartgeier und die Großtrappe konnten wieder angesiedelt werden. Auch Maßnahmen im Rahmen des Programms Ländliche Entwicklung, des ÖPULs sowie die Wald-Umweltmaßnahmen tragen zum Erhalt der Biodiversität in Österreich bei.
Warum neue nationale Strategie?
Österreich hat sich verpflichtet, internationale und EU-Vorgaben im Bereich der Biodiversität umzusetzen. Das Übereinkommen zur biologischen Vielfalt mit den globalen Aichi Biodiversitäts-Zielen 2020 und die EU-Biodiversitätsstrategie 2020+ geben die politischen Zielrichtungen für die nationale Strategie vor.
Mehrere der Ziele aus der EU-Biodiversitätsstrategie betreffen auch den Wald: verbesserte Umsetzung des Naturschutzrechts, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Bekämpfung gebietsfremder invasiver Arten (Artikel dazu) und Beitrag zur Abwendung des globalen Biodiversitätsverlustes.
Im November 2012 wurde von BMLFUW, Umweltbundesamt und den Bundesländern ein Projekt zur Entwicklung der Strategie gestartet. Ziel war es, alle relevanten Stakeholder und Akteure einzubeziehen und das Biodiversitätsanliegen in allen relevanten Sektoren zu stärken. Die Biodiversitätsstrategie ist ganz klar ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Ziel, die Kräfte zu bündeln und die Synergien zu maximieren. Viel Wert wurde auch darauf gelegt, dass die Strategie verständlich formuliert wird– auch für die breite Öffentlichkeit sollen die Ziele kommunizierbar sein.
Es fanden mehrere thematische Workshops statt, bis schlussendlich im Frühjahr 2014 der erste Entwurf vorlag. Dieser wurde in der Nationalen Biodiversitäts-Kommission diskutiert und beschlossen. Der Kommission gehören Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten Stakeholder- bzw. Akteursgruppen im Themenbereich an. Sie berät den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft in Angelegenheiten der Biodiversität. Im September 2014 erhielt Bundesminister DI Andrä Rupprechter die Strategie , die er an den EU Kommissar Potocnik und an den Exekutiv-Sekretär des CBD-Prozesses, Braulio F. de Souza Dias, übergab. Ein Bericht zur Strategie wurde im Oktober 2014 von Bundesminister DI Rupprechter an die österreichische Bundesregierung übergeben.
Biodiversitätsstrategie Österreich 2020+
Die Biodiversitätsstrategie Österreich 2020+ legt Ziele und Maßnahmen für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Österreich fest. Diese orientieren sich an den von der EU sowie international – im Rahmen des Übereinkommens Biologische Vielfalt – vorgegebenen Zielen.

Biodiversitätsstrategie als Download:
www.bmlfuw.gv.at
Die Strategie definiert dazu fünf Handlungsfelder:
- Biodiversität kennen und anerkennen
- Biodiversität nachhaltig nutzen
- Biodiversitätsbelastungen reduzieren
- Biodiversität erhalten und entwickeln
- Biodiversität weltweit sichern
In der Strategie sind 12 Ziele mit Unterzeilen definiert und 147 Maßnahmen angeführt. Die Umsetzung soll jährlich evaluiert werden, Berichte sind für 2017 und 2020 vorgesehen. Finanziert werden die Maßnahmen aus einem Mix öffentlicher und privater Mittel und durch Inanspruchnahme der EU-Programme wie Verordnung Ländliche Entwicklung und Life.
Wald in der Strategie
Wald ist in unterschiedlichen Zielen eingebunden. So etwa bei Ziel 3 "Biodiversität nachhaltig nutzen". Hier wird angeführt, dass der Erhaltungszustand von Arten und Lebensräumen, die vom Wald abhängen, zu verbessern ist. Der Totholzanteil und die Zahl an Altbäumen sind zu erhöhen sowie traditionelles Wissen ist erhalten. Zu diesen Zielen sind bereits auch Maßnahmen festgelegt, die über das österreichische Waldökologie-Programm finanziert werden. So werden Anreize für den Erhalt von Totholz und Altbäume gesetzt. Die Umwandlung oder Überführung naturferner Bestände in Bestände, die sich an den Baumarten der potenziellen natürlichen Vegetation orientieren, werden finanziell unterstützt. Ebenso der Erhalt naturnaher Bestände.

Hohler Lerchensporn
(Foto von Christian Fischer.
Lizenziert unter CC BY-SA 3.0
über Wikimedia Commons)
Und wie werden die Ziele evaluiert? Parameter sind z.B. die Natürlichkeit der Baumarten-Zusammensetzung und der Anteil von Totholz sowie der Biodiversitäts-Index Wald, der vom Bundesforschungszentrum für Wald entwickelt wurde.
Als weiteres Beispiel sei auf das Ziel 10 "Biodiversität erhalten und entwickeln" hingewiesen. Dort wird festgelegt, dass der Erhaltungszustand bei 36% der Lebensräume und 17% der Arten gemäß Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verbessert werden soll; das gleiche soll für 78% der Arten der Vogelschutz-Richtlinie erreicht werden. Weitere Ziele sind: 15% der verschlechterten Ökosysteme sind verbessert oder wiederhergestellt. Eine natürliche Entwicklung erfolgt auf 2% der Fläche Österreichs. Und die Strategie Klimawandelanpassung ist umgesetzt.
Diese ambitionierten Vorgaben sollen unter anderem durch eine Priorisierung von Arten und Lebensräumen erreicht werden. Möglichkeiten zur Ausweisung von Naturgebieten im Rahmen bestehender Schutzgebietskonzepte sollen überprüft werden. Außer Nutzung Stellung soll im Zuge eines Vertragsnaturschutzes erfolgen. Es sollen eine Auenstrategie und ein Aktionsplan zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wildlebender Arten entwickelt werden. Die Repräsentativität, Kohärenz und Konnektivität der Schutzgebiete sollen geprüft werden. Die Alpenkonvention und ihre Protokolle sollen umgesetzt sein.
Forschung und Monitoring ausbauen
Ein weiteres Vorhaben ist der Ausbau von Forschung und Monitoring. Dabei wird angestrebt, dass die Kenntnisse bezüglich Biodiversität erhöht und die Zusammenhänge zwischen menschlichem Handeln und Biodiversität bekannt sind. Ziel ist es, dass Daten zum Status, zu den Trends von Arten und deren genetische Diversität und Lebensräume sowie zu Einflussfaktoren und Erhaltungsmaßnahmen vorhanden sind und diese in politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Als Maßnahmen sind vorgesehen, dass die Roten Listen aktualisiert und eine flächendeckende Biotopkartierung ausgebaut wird (Artikel zu Rote Liste in der Schweiz). In der Ausbildung, vor allem in der taxonomischen Grundlagenforschung, soll stärker auf Biodiversität eingegangen werden. Eine Möglichkeit verspricht man sich auch durch Citizen Science (Bürgerwissenschaft), das bedeutet, dass Laien und Amateure in Projekten mitarbeiten, sie melden Beobachtungen, führen Messungen durch und werten Daten aus. Die bestehenden Monitoring-Systeme sollen auf ihre Aussagekraft hinsichtlich Klimawandelanpassung überprüft werden.
Herausforderungen
Mit dem Schreiben und Formulieren einer Biodiversitätsstrategie ist noch nicht alles getan. Eine Herausforderung sehe ich darin, die Bekanntheit der Strategie zu erhöhen und sie in bestehende Programme zu integrieren. Die Finanzierung muss langfristig gesichert sein und der politische Wille zur Umsetzung gestärkt werden. Die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie ist ein Gemeinschaftsprojekt, Kooperationen über alle Sektoren hinweg müssen eingegangen werden.
Kontakt
Dipl.-Ing. Gabriele Obermayr,
Ministerium für ein lebenswertes Österreich (BMLFUW),
Abteilung I/3: Umweltförderpolitik, Nachhaltigkeit, Biodiversität,
Stubenbastei 5, 1010 Wien, E-Mail: gabriele.obermayr@bmlfuw.gv.at