Zur Entspannung, Erholung und auf der Suche nach Erlebnissen gehen die Menschen in den Wald. Die Hälfte tut dies ein- bis mehrmals wöchentlich. Durchschnittlich benötigen diese Personen für ihren Waldbesuch 20 Minuten und mehrheitlich erreichen sie den Wald dabei zu Fuss. Dass sich diese Wälder in der Nähe von Siedlungen befinden, liegt auf der Hand. Das Schweizerische Landesforstinventar LFI ermittelte denn auch rund 5 % Wälder mit grosser Erholungsnachfrage in der Nähe von Siedlungen.

Sowohl die Urbanisierung als auch die frei verfügbare Zeit der Menschen sowie das Bedürfnis nach Naturerlebnis nehmen stetig zu. Gerade dieses Naturerlebnis lässt sich in der dicht besiedelten Schweiz oftmals nur in Wäldern finden. Auch bezüglich Reisemotivationen steht das Bedürfnis "Landschaft und Natur zu erleben" gemäss Umfragen mit Abstand an erster Stelle – vor der Zeit, welche man mit Freunden oder Familie haben möchte.

Die grosse Nutzung der Wälder durch die Bevölkerung und die Touristen können sich sowohl auf das Ökosystem Wald als auch auf den Forstbetrieb belastend auswirken. All diese Aspekte sowie die Einstellung der Bevölkerung als auch der Waldfachleute zum Wald machen den Umgang mit Freizeitaktivitäten komplex. Insofern ist es wichtig, dass Forstbetriebe sowie Forstbehörden ausreichend Instrumente, Grundlagen und Beispiele zur Verfügung haben, welche es ihnen erlauben, Wälder für Erholung von Menschen optimal zu bewirtschaften.

Der vorliegende Bericht soll im Sinne eines Werkzeugkastens die komplexe Thematik mittels Erfahrungszahlen, Instrumenten, Checklisten und Beispielen überblickbar machen. Die zahlreichen Grundlagen wurden im Rahmen von zwölf Themenblättern aufgearbeitet und visualisiert.

Die 12 Themenblätter sind:

  1. Wald und Gesundheit
    Der Wald wirkt günstig auf die menschliche Gesundheit – je nach Aktivität ist die Wirkung verschieden. Waldbesuche steigern das menschliche Wohlbefinden und fördern die körperliche, mentale und soziale Gesundheit. Mit ausgewählten Gestaltungsmassnahmen kann die gesundheitliche Wirkung vergrössert werden.
  2. Waldbesuchende und ihre Freizeitaktivitäten
    Der Wald wird von einem bedeutenden Teil der Bevölkerung regelmässig besucht. Die ausgeübten Aktivitäten umfassen eine sehr grosse Bandbreite. Die Motive, das Verhalten und die Erwartungen der Freizeitnutzenden sind je nach Besuchergruppe sehr unterschiedlich.
  3. Angebote
    Die meisten Freizeit- und Erholungsaktivitäten im Wald spielen sich auf oder in der unmittelbaren Umgebung von Waldwegen und Waldstrassen ab. In den letzten Jahren haben aber auch die spezifischen Freizeitangebote in Wäldern zugenommen. So stieg beispielsweise die Anzahl der Seilparks innerhalb von fünf Jahren auf fünfzehn Anlagen an.
  4. Belastung des Lebensraumes Wald
    Jeder Aufenthalt, jedes Feuer, alle Lärmquellen wirken auf Pflanzen und Tiere und deren Lebensraum ein. Einzelne, kurzzeitige Störungen werden verkraftet. Sind Störeinflüsse dagegen zu häufig oder zu lange oder erfolgen sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt, so kann das zu Belastungen im Lebensraum bis hin zu Gebiets-, oder Organismenverlust führen.
  5. Wert, Kosten und Preis des Freizeitwaldes
    Der gesellschaftliche Wert des Waldes ist sehr gross. Die Kosten der Waldbewirtschaftenden für die Pflege und den Unterhalt von Freizeitwäldern sind je nach Ausmass der stattfindenden Freizeitnutzungen hoch. Direkt erzielte Erträge aus dem Bereich Freizeit sind jedoch in aller Regel gering, denn Wald-Freizeitangebote sind Nischenprodukte oder nicht vermarktungsfähige Angebote.
  6. Juristische Aspekte
    Die Rechtspraxis im Zusammenhang mit der Freizeitnutzung des Waldes kann als liberal bezeichnet werden. In den letzten zehn Jahren kam es zu verschiedenen Präzisierungen, welche die Freizeitaktivitäten direkt betreffen. Für die Waldeigentümer und Forstbetriebe ist insbesondere das Haftpflichtrecht zu beachten.
  7. Konflikte und Besucherlenkung
    Konflikte basieren auf Interessengegensätzen. Die Behebung bestehender Konflikte kann weitgehend durch Lenkungsmassnahmen erfolgen. Besucherlenkung schafft Schwerpunkte für die Erholungsnutzung und andernorts Schwerpunkte für die Natur.
  8. Spezifische Wälder für "Freizeit und Erholung"
    Die forstliche Planung und die Landschaftsplanung befassen sich mit dem Aspekt Freizeit und Erholung im Wald. In Waldentwicklungsplänen sind häufig sogenannte Vorranggebiete für Freizeit und Erholung bezeichnet. In diesen Gebieten haben die Ziele und Interessen der Freizeitnutzung gegenüber anderen Interessen Vorrang.
  9. Mitwirkung
    Gerade im Zusammenhang mit der Gestaltung und Lenkung von Freizeitwäldern stellen die Mitwirkung und der Einbezug von Interessierten und Beteiligten eine sehr grosse Herausforderung dar. In keinem anderen Bereich gibt es derart viele Akteur- und Interessengruppen mit derart unterschiedlichen Zielen und Vorstellungen wie hier. Zudem sind viele dieser Gruppen schlecht oder nicht organisiert.
  10. Leistungsvereinbarungen
    Leistungsvereinbarungen regeln das Verhältnis zwischen Leistungserbringer und Leistungskäufer. Es gibt privatrechtliche und öffentlichrechtliche Vereinbarungen. Gerade im Zusammenhang mit Leistungen im Bereich "Freizeit und Erholung im Wald" kommt der Aushandlung von Leistungsvereinbarungen für den Waldeigentümer resp. den Forstbetrieb eine grosse und zunehmende Bedeutung zu.
  11. Gestaltung und Bewirtschaftung
    In stark frequentierten Freizeit- und Erholungswäldern kommt ästhetischen und emotionalen Komponenten eine besondere Bedeutung zu. Die Gestaltung der Freizeitwälder umfasst sowohl die Pflege und Bewirtschaftung der natürlichen Lebensräume wie auch die Einrichtung und den Unterhalt von spezifischen Infrastrukturen für die Waldbesuchenden.
  12. Nachhaltige Entwicklung des Freizeit- und Erholungswaldes
    Die Aufgaben zur Steuerung der nachhaltigen Entwicklung des Freizeit- und Erholungswaldes sind vielfältigund betreffen zahlreiche verschiedene Akteure. In den Bereichen Politik, Ökosystemerhaltung, Bewirtschaftung und Gesellschaft gibt es wichtige Schlüsselaufgaben zu lösen.

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