Verbreitung

Der europäische Wildapfel ist in vielen Teilen Europas bis hin zum Ural anzutreffen (Abb. 2). Obwohl das Verbreitungsgebiet relativ groß erscheint, kommt Malus sylvestris nur sehr zerstreut und vorwiegend in Einzelexemplaren vor. Der Wildapfel bevorzugt als lichtliebendes Gehölz Standorte in lichten Wäldern, Steinrücken, Hecken und Gebüschen. Da er sonst relativ geringe Standortansprüche stellt, ist er auch häufig auf Nischenstandorten wie Flussauen oder Auenwäldern zu finden. Geeignete Lebensräume sind in den vergangenen Jahren immer mehr verloren gegangen, so dass größere Vorkommen in Deutschland auf wenige Gebiete in den Hartholzauen des Oberrheins und an der mittleren Elbe sowie das Osterzgebirge beschränkt sind. Lokale Verbreitungsschwerpunkte gibt es weiterhin in der Schwäbischen Alb und im Nordsauerland. Aus diesem Grund wird der Wildapfel in einigen Bundesländern auf der roten Liste als gefährdete Art aufgeführt (FLORAWEB).

Habitus und Merkmale

Der Wildapfel ist ein bis zu 10m hoher Baum, der 80-100 Jahre alt werden kann. Durch seine abstehenden Äste, die häufig leicht überhängen, kann er ein strauchartiges Aussehen annehmen. Im Gegensatz zum Kulturapfel sind seine Früchte klein (unter 35mm) und grün. Rote Bäckchen, Streifen oder eine Marmorierung der Früchte deuten auf eine Einkreuzung des Kulturapfels hin. Die Früchte sind essbar, aber wegen des sauren und adstringierenden Geschmackes nicht uneingeschränkt genießbar. Dem harten Fruchtfleisch ist es zu verdanken, dass der Wildapfel auch als Holzapfel bezeichnet wird.

Trägt der Wildapfel keine Früchte, kann eine fehlende Behaarung an der Blattunterseite und am Blattstiel ein erstes Zeichen dafür sein, dass man es mit einem ‚echten Wildapfel‘ zu tun hat. Im Frühjahr können zusätzlich die Blüten zur Identifizierung des Wildapfels hinzugezogen werden: die Blütenteile sind im Gegensatz zum Kulturapfel ebenfalls unbehaart. Für eine eindeutige Identifizierung eines Wildapfels sollten jedoch alle wesentlichen morphologischen Merkmale einbezogen werden (Tab. 1).

Tab. 1- Wichtige morphologische Merkmale zur Unterscheidung des Wildapfels vom Kulturapfel

MerkmalWildapfelKulturapfel
Fruchtgröße < 35mm >35mm
Deckfarbe der Früchte Keine – roter Hauch Rote Streifen u. Marmorierung möglich
Behaarung Blattstiel /Blattunterseite kahl filzig
Behaarung Blüte kahl filzig

Nutzen und Verwendung

Der Wildapfel ist besonders geeignet für Extremstandorte, als Mischwaldelement in lichten Wäldern oder für eine Waldrandgestaltung. Dort dient er zahlreichen Tieren als Brutstätte oder Unterschlupf. Im Frühjahr bietet die weiße bis blassrosa Blütenpracht Bienen Nahrung, während im Herbst die Früchte von vielen Lebewesen als Nahrungsquelle genutzt werden.

Das Wildapfelholz ist wegen seiner geringen Stabilität für viele Verwendungszwecke und die forstwirtschaftliche Nutzung eher ungeeignet. Es lassen sich jedoch schöne Schmuck-, Spielzeug oder Kunstgegenstände aus dem Wildapfelholz fertigen. Intensiver genutzt werden dagegen die Früchte des Wildapfels. Verarbeitet zu Tee sind sie wegen ihres hohen Vitamin C-Gehaltes ein altbewährtes und wohlschmeckendes Mittel gegen Fieber und Erkältungen. Auch die Verarbeitung der Äpfel zu Gelee oder Eis findet einen Genießerkreis. Für alle, die es etwas kräftiger mögen, kann aus den Wildäpfeln auch ein aromatischer Wildapfelbrand destilliert werden.