Studiengebiet

Untersuchungsobjekt waren die Totholzbestände am Gandberg (Gemeinde Schwanden, Kanton Glarus). Dort sind die Fichten durch Buchdrucker, dem häufigsten Fichten-Borkenkäfer, auf einer Fläche von insgesamt rund 100 ha zwischen 1993 und 1997 abgestorben.

Fragestellung

  • Wie lange können stehende tote Bäume, Strünke und liegende Stämme in steilen Gebirgslagen das Anreissen von Waldlawinen verhindern und Steinschläge abbremsen?
  • Wie lange dauert es, bis die Baumverjüngung in solchen Totholzbeständen zu einem schutzfähigen Wald herangewachsen ist?

Resultate

Der Gandbergwald war vor dem Absterben der Fichten durch Buchdrucker sehr dicht mit Fichten bestockt (550 Bäume/ha mit rund 600-800 m3 Holz). 75 % der toten Fichten waren im Jahre 2000 gebrochen, aber keine entwurzelt. In den Jahren nach dem Absterben keimten und etablierten sich einige kleine Bäumchen. Allerdings waren diese Bäumchen im Jahre 2001 im Mittel erst 13 cm hoch. Nur einzelne Birken erreichten bereits eine Höhe von 2 m. Die geringe Höhe der Bäume und der Unterschied in der Stammzahl zwischen montaner und subalpiner Stufe war bedingt durch den Verbiss durch Gämsen, der vor allem im montanen Gandbergwald im Winter sehr hoch war. Der Gandberg ist Teil des Wildschutzgebietes "Freiberg Kärpf".

Subalpin dürfte die Dichte der jungen Fichten in ca. 35 Jahren für einen effizienten Schutz vor Lawinenanrissen und eventuell auch vor Steinschlag genügen. Wann in der Zukunft die Verjüngung auch im montanen Gandbergwald zahlreich genug und für eine effektive Schutzwirkung gut räumlich verteilt sein wird, hängt vor allem von der Wilddichte und der Anzahl Bäumchen, die auf den vermodernden Stämmen keimen werden, ab.

Ausführliche Ergebnisse im Originalartikel (PDF)

Zusammenfassung

Felderhebungen über den Baumzerfall, die Vegetationsentwicklung und Baumverjüngung wurden in den ersten 8 Jahren seit dem Absterben der Fichten durchgeführt. Zusätzlich wurde ein Modell namens "RegSnag" erstellt, mit dessen Hilfe die Anzahl und Höhe der Baumverjüngung in Totholzbeständen in Gebirgswäldern simuliert werden kann. Das Modell berücksichtigt speziell die günstigen Kleinstandorte für die Baumverjüngung, wie Moderholz und Moospolster.

Fazit

Anhand der Simulationen der Baumverjüngung und des bisherigen Totholzzerfalls kann davon ausgegangen werden, dass die Schutzwirkung des Gandbergwaldes zuerst durch die Strünke und liegenden Stämme gewährleistet bleibt, danach durch das Holz und die aufkommenden Fichten und später nur noch durch die neu aufwachsenden Fichten. Unter der Voraussetzung, dass der Wildverbiss nicht zu hoch ist, können demnach ungeräumte Totholzbestände an steilen, Gebirgslagen über mehrere Jahrzehnte vor Naturgefahren schützen. Das Belassen von Totholzbeständen kann deshalb eine sinnvolle Management-Option sein.

(TR)