Wie kann man die Wienerwaldlärche weiter beschreiben? Von ihrem äußeren Erscheinungsbild (Phänotyp) könnte die Wienerwaldlärche als "Mischung" der nördlichen Rand­alpenlärche und der Sudeten­lärche bezeichnet werden.

Tabelle: Morphologische Eigenschaften der Wienerwaldlärche
Holzim Alter höherer Kernanteil, aber geringer intensiv rotbraun gefärbt als bei Alpenlärche
Schaftformselten krumm, meist vollholzig
Kronenformrelativ schmal, im Alter mäßig spitzkronig
Rindenstrukturmittelstark bis fein-schindelig, längs rhombisch leicht abblätternd; mäßig mächtig am Stammfuß
Kronenaufbauinternodienreich bei geringerer Ausbildung von Kurztrieben, mittel intensiv ausgebildetes, kammartiges Verzweigungsmuster bei ausgeglichenen Anteilen von Ästen höherer Ordnung; Astzahl pro Quirl - mittel bis hoch (> 5 Äste)
Astsymmetrieim oberen Lichtkronenbereich mittel ausgeprägt konvexe Stellung; mittlerer bis Schattenkronenbereich mit waagrechter Aststellung; im Schattenkronenbereich keine bis mäßig konkave Aststellung; keine bis geringe Spiralanordnung der Hauptäste und sehr geringes Aufgabelungspotenzial der Hauptäste
Aststärkefein bis mittel, keine bis nur geringe Astringbildung an der Astbasis
AstreinigungTotastzone kurz, 1-5 Meter / 15-30 % der Kronenlänge
Nadeln2–2,5 cm Länge, mäßig stark, selten grünbläulich
Zapfen2–3 cm Länge, mäßig tonnige Form, Zapfenschuppen weder einwärts noch auswärts gerollt
Jungpflanzenkräftiger Sproß- und Leittrieb, internodienreich, relativ steilästig bei kurzen Astlängen

Bauform und Wuchs im Alter sind ähnlich wie bei der Alpenlärche, das Jugendwachstum ähnelt jedoch dem der Sudetenlärche. Diese Eigenschaften werden von den Umweltbedingungen nur relativ wenig beeinflusst, d.h. sie hat eine große Standortstoleranz. Dies zeigen sowohl bestehende Anpflanzungen in Österreich als auch die Ergebnisse internationaler Herkunftsversuche. Bei Begründungen im Voralpenbereich als auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes ist die Wienerwaldlärche eine sehr gefragte "Herkunft".

Starkes Jugendwachstum

Zum guten Ruf der Wienerwald­lärche hat auch ihr rasches Jugendwachstum beigetragen. Starkes Wachstum der Jungpflanzen mit kräftigem Spross und Endtrieb verkürzen die Kulturpflegezeiten und senken damit die Kosten.

Nicht alle Lärchen im Wienerwald weisen aus forstlicher Sicht die erwünschten phänotypischen Merkmale auf. Hohe Variabilität der Merkmale deutet auf den Einfluss der Sudeten- und Alpenlärche hin. Nur 20.000 bis 30.000 ältere Individuen des Phänotyps „Wienerwaldlärche“, dem auch Lärchen aus dem Dunkelsteinerwald, Nordränder der nörd­lichen Kalkalpen (Triestingtal, Gölsen- und Traisental) und dem Rosaliengebirge zuzuordnen sind, existieren nach eigenen Schätzungen.

In diesen Gebieten wurden zwar insgesamt 34 Saatguterntebestände mit einer durchschnittlichen Größe von einem Hektar zugelassen (Abbildung 1), leider entspricht aber kein einziger Bestand der typischen Wienerwaldlärche. Mit dem Pauschalbegriff "die Wienerwaldlärche" ist daher sehr vorsichtig umzugehen.

Plantagensaatgut eine Lösung?

Mit dem Ziel, Saatgut der Wienerwaldlärche zu produzieren, werden zwei Samenplantagen, d.h. "Lä P3 (4.2/sm-tm)" (angelegt 1954) und "Lä P7(4.2/sm)" (angelegt 1982) von der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf-AG) betreut. Die im österreichischen Handel wohl bekannteste Plantagenlärche "Wienerwald" ist die "Lä P3(4.2/sm-tm)", die jedoch sowohl Klone von Lärchen aus der Forstverwaltung Lammerau (St. Corona, Wienerwald) als auch aus der Region Steyr (Forstverwaltung Dambach und Spadenberg) aufweist.

Eine Nachkommenschaftsprüfung des Institutes für Genetik zeigt, dass die Nachkommen der Lärchen aus dem Wienerwald denen aus der Region Steyr leicht überlegen sind. Wie viele Klone dieser Plantage der typischen Wienerwaldlärche zu­ordenbar sind, bleibt ungewiss. Die Samenplantage "Lä P7(4.2/sm)" weist Klone nur von Lärchen aus dem Wienerwald auf. Saatgut wird von beiden Plantagen geerntet und die Pflanzen werden hauptsächlich bei ÖBf-Aufforstungen verwendet. Ein geringer Saatgutanteil ist auf dem Markt verfügbar.

Aus Deutschland wird Saat- und Pflanzgut der Lärchenplantage "Grohnde" sehr häufig nach Österreich verbracht. Diese Plantage wird auch als "Klon-Kopie" der Wienerwaldlärche "Lä P3" bezeichnet, allerdings enthält diese Plantage auch deutsche Klone. Beim Saatgut nicht erkennbar, jedoch im Pflanzbeet ist eindeutig sichtbar, dass Sämlinge unterschiedlich ausgeformt sind (walzen- oder pyramidenförmig).

Wie auch in Waldbeständen produziert die Lärche in der Samen­plantage nicht jedes Jahr Zapfen und damit Saatgut. Daher sind die einzelnen Reifejahre der Saatgut­partien oftmals unterschiedlich in der Keimfähigkeit. Die zweijährigen, für den Verkauf bestimmten Lärchenpflanzen sind daher keine Einheitsware, sondern können Jahr für Jahr im Forstgarten variieren.

Ungewisse Zukunft – typische Wienerwaldlärche

Leider muss festgestellt werden, dass die typische Wienerwaldlärche als Saat- oder Pflanzgut nicht am Markt verfügbar ist oder zumindest die Reinheit der Standortsrasse fraglich ist. Dem Waldbesitzer wird aber empfohlen, bei der Aufforstung insbesondere Pflanzgut der Plantagen­lärche "Lä P7" zu ver­wenden. Eine rechtzeitige Kontaktaufnahme mit dem jeweiligen Forstpflanzen­produzenten wird da­her nötig sein.

Download: Unterschied zwischen Alpenlärche und Wienerwaldlärche